Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
in den Palast fahren. Und dann …“
Roses Herz begann erwartungsvoll zu schlagen.
„Und dann?“, fragte sie.
„Danach nehme ich Sie zum Reiten mit.“
„Ich reite nicht.“
Seine Antwort klang zweideutig.
„Aber ich“, sagte er.
8. KAPITEL
Die Ställe sahen beinahe wie Paläste aus. Sie waren groß und geräumig. Rose kannte sich mit Pferden nicht gut aus, dennoch begriff sie, dass diese hier hervorragend gepflegt wurden. Der schwarze Hengst, den Khalim hinter dem Ohr kitzelte, war unvergleichlich. Er hatte einen fein geformten, schmalen Körper, lange Beine und einen schlanken Nacken.
„Was für ein ungewöhnliches Tier“, sagte sie staunend.
Khalim hielt inne. Er trug eine enge Reithose und dazu ein weites Hemd. Für Rose hatte er sich eine ähnliche Kleidung von seiner Schwester geliehen.
„Das ist ein Akhal-Teke“, erklärte er. „Er gehört zur ältesten Zucht der Welt. Seit fast dreitausend Jahren wird diese Rasse gezüchtet. Die Pferde sind preisgekrönt worden für ihre Wüstentauglichkeit. Sie sind bemerkenswert zäh und können Hitze ertragen.“
Der lange Arm der Geschichte hüllte sie sanft ein. Träumerisch fragte sie: „Ist das Ihr Pferd?“
„Ja, das ist es.“ Er klang angetan. „Das ist Purr-Mahl. Der Name bedeutet wörtlich ‚Vollmond‘.“
„Wahrscheinlich wurde das Pferd bei Vollmond geboren.“
„Sie haben recht, Rose.“ Khalim lächelte. „Ich habe die Geburt beobachtet. Kommen Sie, ich helfe Ihnen beim Aufsteigen.“
„Aber ich reite nicht.“
Doch er achtete nicht auf ihren Protest, sondern setzte sie mit sicherem Griff in den Sattel.
„Drücken Sie Ihre Schenkel kräftig gegen seinen Körper“, wies er sie an. „Dann weiß er, dass Sie da sind.“
Sie folgte seiner Anweisung. Er ergriff die Zügel und führte das Pferd aus dem Stall. Ein Leibwächter stand in der unbarmherzigen Sonne.
Khalim führte sie eine Weile durch den Hof. Schließlich sagte er leise etwas zu dem Leibwächter.
Er ergriff eine kleine Ledertasche und führte sie aus dem Tor hinaus, das sich zu der in der Sonne glänzenden Wüste öffnete. Riesige Berge zeichneten sich am Horizont ab.
„Was haben Sie zu Ihrem Leibwächter gesagt?“, fragte Rose.
„Er ist neu. Ich habe ihm gesagt, dass Sie nicht reiten und ich Ihnen den Blick vor dem Tor zeigen will.“
Er führte das Pferd ein Stück weit in den silberweißen Sand hinein. Dann sprang er plötzlich hinter ihr in den Sattel und zog sie eng an sich. Gleichzeitig griff er nach den Zügeln und setzte das Pferd in Trab.
„Khalim!“, rief sie entsetzt aus.
„Haben Sie keine Angst, Rose“, murmelte er in ihr vom Wind zerzaustes Haar.
Sie spürte bei diesem engen Kontakt mit Khalim Erregung in sich aufsteigen, hatte jedoch keine Angst, weil er das Pferd vollkommen unter Kontrolle hatte. In seinen Armen war sie sicher.
Als die Berge näher kamen, brachte er das Pferd ebenso plötzlich zum Stehen.
Rose konnte Feigenbäume und Wälder wilder Walnussbäume erkennen. Auch schien weiter unten im Tal Wasser zu glänzen.
Khalim sprang vom Pferd und half ihr beim Absteigen.
„Süße Rose“, sagte er leise.
Wider Erwarten küsste er sie nicht, sondern nahm sie bei der Hand und führte sie zu dem Wasser, an dessen Rand dichte Gebüsche standen.
Er setzte sich an einer geschützten Stelle nieder und klopfte neben sich auf den Boden.
„Als ich ein Junge war“, sagte er, indem er auf einen fernen Gipfel wies, „haben mein Vater und ich auf das erste Tauwetter des Frühjahrs gewartet, das den Schnee auf den Bergen zum Schmelzen brachte und den eisigen Bach anschwellen ließ. Dann kamen wir her und tranken das kristallene Wasser aus einem Kelch.“
„Warum?“
Er wandte sich ihr lächelnd zu. „Einfach so.“ Er nahm die Ledertasche von seiner Schulter und zog einen kleinen goldenen Kelch hervor, in den dunkle Rubine eingelassen waren. „Immer aus diesem Kelch.“
Rose sah ihn näher an. „Er ist sehr schön.“
„Nicht wahr? Vor Tausenden von Jahren haben ihn meine Vorfahren mit vielen anderen Schätzen mitgebracht, als sie zu dieser fabelhaften Bergoase kamen, um ihr Königreich zu gründen.“
Rose machten seine Worte traurig. Er war kein Mensch wie jeder andere. Er konnte nicht die gleichen Versprechen machen wie andere Männer. Er konnte sich nicht verpflichten.
Khalim holte inzwischen einen Flakon hervor, der auf dieselbe Weise verziert war wie der Kelch. „Als ich siebzehn Jahre alt war, brachte er mich
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