Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
sie: „Wenn du dich nach einer Frau gesehnt hast, warum hast du dann nicht an mich ge dacht?“
Erneut schüttelte Rashid den Kopf. Offenbar fiel es ihm nicht leicht, ihr zu erklären, warum er sich so benommen hatte. Vielleicht kannte er die wahren Gründe nicht einmal selbst. Dennoch versuchte er es und antwortete: „Jenna, die Ehe meines Vaters war alles andere als ein Vorbild für mich. Jeder hier weiß doch, dass er meiner Mutter niemals treu gewesen ist. Ich aber hatte ganz und gar nicht die Absicht, mich genauso zu verhalten wie er. Für mich bedeutet eine Ehe Treue bis ans Lebensende. Andererseits wollte ich das Leben ein wenig genießen. Du weißt, ich habe sehr jung die Aufgaben eines Scheichs übernommen, und in den letzten Monaten hast du ja bemerkt, dass dieses Leben kein Zuckerschlecken ist. Da war ich der Mei nung, dass ich mir ein wenig Vergnügen erlauben dürfe, bevor ich heirate. Ich fürchte, das klingt jetzt fürchterlich egoistisch, aber so ist es nun einmal.“
Jenna schaute ihn ungläubig an. Sie wusste ja schon, dass Rashid ein sehr pragmatisch denkender Mann war, aber das ging doch weiter, als sie jemals vermutet hät te. „Das ist ja wirklich egoistisch“, erwiderte sie ehrlich, doch langsam begann sie zu verstehen, wie Rashid dach te. Es gefiel ihr zwar nicht, wie er sein Liebesleben kühl geplant hatte, doch gab es zumindest eine logische Erklä rung. Und erlaubte das nicht auch die Hoffnung darauf, dass sie vielleicht doch eine glückliche Ehe führen wür den, wenn Treue für ihn so wichtig war?
„Es tut mir leid, aber das ist nun einmal die Wahrheit“, fügte Rashid leise hinzu. „Findest du, dass ich mich unfair verhalten habe?“
„Nun, ich denke, es war nicht sehr anständig von dir den Frauen gegenüber, die deine Gespielinnen waren. Aber vielleicht haben sie auch nichts anderes gewollt. Ach, das alles sind jetzt alte Geschichten. Vielleicht ist es das Beste, wir lassen sie auf sich beruhen und denken an uns.“
Rashid zog Jenna sanft zu sich heran und hauchte ihr ei nen Kuss auf die Wange. „Du bist eine fantastische Frau“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Jenna aber zog sich leicht von ihm zurück. Solche Kom plimente gefielen ihr ja sehr gut, aber das konnte nicht al les sein. Wenn Rashid sie wirklich liebte, sollte er es auch endlich aussprechen.
Offenbar hatte er genau verstanden, was in ihr vor sich ging. In seinen Augen blitzte es dunkel auf, dann bedachte er Jenna mit einem strahlenden Lächeln. Leise sagte er: „Ich liebe dich, Jenna.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Rashid wischte sie sanft weg und fuhr fort: „Ob du es mir glaubst oder nicht, Jenna, aber ich habe dich immer schon geliebt. Die ganzen Jahre über war ich auf der Suche nach etwas, doch habe ich selbst nicht verstanden, was mir eigentlich fehlte. Jetzt erst ist mir das klar geworden. Ich möchte, dass wir uns niemals mehr trennen und uns ein Leben lang lieben. Genau danach habe ich mich immer schon gesehnt.“
„Aber du hast es zugelassen, dass ich nach Amerika gehe“, bemerkte sie.
„Stimmt. Und weißt du warum? Als ich die Regierungs geschäfte übernommen habe, war das Land in einem sehr schlechten Zustand. Es gab immer wieder Aufstände, und ich hatte alle Hände voll zu tun, dafür zu sorgen, dass Quador als Staat erhalten blieb. Da konnte ich mich nicht um persönliche Fragen kümmern. Ich hatte einfach keine Zeit dafür. Und es schien mir eine gute Idee zu sein, dass du das Leben in Amerika kennenlernst.“
„Und natürlich hätte ich dich auch daran gehindert, so viele Geliebte zu haben“, neckte sie ihn. Jenna fühlte sich so unendlich glücklich in Rashids Armen, am liebsten woll te sie ihn niemals mehr loslassen. Plötzlich aber bemerkte sie, dass diese Bemerkung ihn verletzt hatte. Rashid war gar nicht mehr der stolze Mann, der seine Gefühle hinter einer kühlen Fassade verbarg. Jetzt konnte sie ihm genau ansehen, was in ihm vor sich ging. Rasch schmiegte sie sich an ihn und hauchte ihm ins Ohr: „Rashid, ich liebe dich auch.“
Er hielt sie fest in den Armen und bedeckte ihr Gesicht mit heißen Küssen. Auch Jenna konnte sich kaum noch zurückhalten. Sie schlang die Arme um seinen Hals und öffnete leicht die Lippen. Der leidenschaftliche Kuss war wie ein Versprechen auf eine lange, glückliche Zukunft.
Dann aber zog Jenna sich zurück und erklärte: „Alles zu seiner Zeit, Rashid. Jetzt möchte ich erst einmal über un ser zukünftiges Leben sprechen. Und dafür
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