Julia Quinn
zurück zu Blake. »Du hast so ruhig gewirkt.«
Ihr Ehemann starrte sie bloß an. »Hat
er dir wehgetan?«
»Ob er mir ... Nein, na ja, nur ein
bisschen.« Sie legte sich die Hand an die Wange.
Daraufhin versetzte er Oliver einen
Tritt in die Rippen. Er schaute wieder zu ihr. »Das ist dafür, dass Sie meine
Frau verletzt haben.«
Sie schluckte. »Eigentlich war es
mehr der Schreck, Blake. Richtig wehgetan hat es gar nicht. Vielleicht solltest
du nicht ...«
Blake trat Oliver gegen die Hüfte. »Das«,
erklärte er in verbissenem Ton, »ist dafür, dass Sie meine Frau erschreckt
haben.«
Caroline musste sich die Hand vor
den Mund halten, um ein hysterisches Kichern zu unterdrücken.
»Gibt es noch etwas, das ich wissen
müsste?«
Sie schüttelte den Kopf, da sie
fürchtete, er könnte Oliver umbringen, wenn sie den Mund noch einmal
aufmachte. Nicht, dass die Welt dann nicht ein besserer Ort wäre, aber sie
hatte keine Lust, dass Blake dafür an den Galgen kam.
Blake legte den Kopf ein wenig
schief, während er sie genauer ansah. »Du blutest ja«, flüsterte er.
Sie nahm die Hand von ihrer Wange
und betrachtete sie. Auf ihren Fingerspitzen war Blut. Nicht viel, aber genug,
dass sie unwillkürlich die Hand wieder auf die Wunde drückte.
Blake zog ein Taschentuch hervor.
Sie streckte die Hand aus, um es von ihm entgegenzunehmen, aber er beachtete
die Geste gar nicht und betupfte selbst mit dem schneeweißen Leinen ihre Wange,
ein besänftigendes »Lass mich das tun«, murmelnd.
Caroline konnte sich nicht daran
erinnern, dass sich schon einmal jemand anders ihrer Verletzungen angenommen
hätte, und sie entdeckte, dass seine vorsichtige Berührung etwas seltsam
Tröstendes hatte.
»Eigentlich müsste ich warmes Wasser
holen, um die Wunde zu säubern«, bemerkte er mit rauer Stimme.
»Es wird gewiss rasch verheilen.
Schließlich ist es nur eine Schramme.«
Er nickte. »Einen Augenblick lang
dachte ich, es würde eine Narbe hinterlassen. Dann hätte ich ihn umgebracht.«
Von dem am Boden liegenden Oliver
war ein Stöhnen zu hören.
Blake schaute Caroline eindringlich
an. »Wenn du es möchtest, werde ich ihn umbringen.«
»O Blake! Nein. Nicht so.«
»Was, zum Teufel, soll das heißen,
nicht so?« wollte Oliver Prewitt verärgert wissen.
Caroline sah nach unten. Ganz
offensichtlich war er wieder bei Bewusstsein. Oder vielleicht hatte er es
auch nicht verloren. Sie sagte rasch: »Es würde mir dagegen nichts ausmachen,
wenn du ihn mit einem Fußtritt aus dem Haus befördern könntest.«
Blake nickte. »Gerne.« Er packte
ihren ehemaligen Vormund an Kragen und Hosenboden und ging mit ihm in die
Halle hinaus. Caroline eilte hinterher und zuckte zusammen, als Oliver
keifte: »Ich werde die Obrigkeit hiervon in Kenntnis setzen! Sie werden noch
sehen! Dafür werden Sie mir büßen, alle beide!«
»Ich bin hier die Obrigkeit«,
entgegnete Blake mühsam beherrscht. »Und wenn Sie es noch einmal wagen, einen
Fuß auf mein Land zu setzen, werde ich Sie persönlich verhaften.« Mit diesen'
Worten beförderte er ihn auf die Eingangsstufen und warf die Tür hinter ihm zu.
Er drehte sich um und schaute seine
Frau an, die in der Halle stand und ihn aus weit aufgerissenen Augen und mit
offenem Mund anstarrte. Auf ihrer Wange war immer noch etwas Blut, und ein
wenig auf ihren Fingerspitzen. Sein Herz zog sich zusammen. Er wusste, dass sie
keine ernsthafte Verletzung erlitten hatte, aber irgendwie ging es darum gar
nicht. Prewitt hatte ihr wehgetan, und er selbst war nicht da gewesen, es zu
verhindern.
»Es tut mir so Leid«, sagte er
leise, bedauernd.
Sie blinzelte. »Warum denn?«
»Ich hätte dabei sein müssen. Du
hättest ihn nie alleine empfangen dürfen.«
»Aber du wusstest ja noch nicht
einmal, dass er hier war.«
»Das ist nicht der springende Punkt.
Du bist meine Ehefrau. Ich habe geschworen, dich zu beschützen.«
»Blake«, erwiderte sie behutsam, »du
kannst nicht die ganze Welt retten.«
Er machte einen Schritt auf sie zu
und wusste dabei, sie würde seine Gefühle an seinen Augen deutlich ablesen können, aber irgendwie störte ihn diese Schwäche nicht. »Das weiß ich. Ich will
nur dich retten.«
»O Blake.«
Er schloss sie in die Arme und zog
sie näher, ohne auf das Blut an ihrer Wange zu achten. »Ich werde dich nicht
wieder im Stich lassen«, schwor er heiser.
»Du könntest mich gar nicht im Stich
lassen.«
Er verspannte sich. »Ich habe
Marabelle im Stich gelassen.«
»Du hast mir
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