Julia Quinn
seltsamsten
Wörtern, und ich schwöre, ich kann mir keinen Reim darauf machen.«
»Warum bringst du mich nicht zu ihr?
Ich bin vielleicht in der Lage, sie davon zu überzeugen, ihre Stimme wieder zu
finden.«
Blake schüttelte den Kopf und
verdrehte die Augen. »Sie gehört ganz dir. Genau genommen kannst du gerne die
ganze verfluchte Mission übernehmen, wenn du willst. Wenn mir doch nur nie
diese Frau unter die Augen gekommen wäre ...«
»Aber, aber, Blake.«
»Ich habe ihnen gesagt, ich wollte
aufhören«, beschwerte sich Blake, während er mit seinem Freund die Treppen
hinaufstieg. »Aber haben sie auf mich gehört? Nein. Und was bekomme ich
dafür? Keine Aufregung. Keinen Ruhm, kein Geld. Nein, ich bekomme sie.«
James betrachtete ihn nachdenklich. »Wenn
ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich glauben, du wärst verliebt.«
Blakes Antwort beschränkte sich auf
ein Schnauben, aber er wandte den Kopf ab, damit James die leichte Röte nicht
bemerkte, die ihm in die Wangen gestiegen war. »Und wenn ich dich nicht besser
kennen würde, dann würde ich dich für diese Bemerkung fordern.«
James lachte, während er zusah, wie
Blake vor einer Tür stehen blieb und Schlüssel in beiden Schlössern herumdrehte.
Blake ließ die Tür aufschwingen und
marschierte hinein, die Hände auf den Hüften, als er sich mit herausfordernder Miene zu Miss De Leon umdrehte. Sie lag auf dem Bett und las ein Buch, als
hätte sie keine Sorgen. »Lord Riverdale ist hier«, verkündete er mit
dröhnender Stimme, »und Sie werden sicher begreifen, dass Ihr kleines Spiel zu
Ende ist.«
Blake wandte sich an James, voller
Vorfreude zu sehen, wie er Hackfleisch aus ihr machte. Aber James, dessen Miene
sonst so gelassen und weltmännisch war, sah ehrlich entsetzt aus.
»Ich weiß nicht, wie ich es dir
schonend beibringen soll«, sagte er schließlich zu Blake, »aber das da ist auf
keinen Fall Carlotta De Leon.«
5. KAPITEL
la/men/tie/ren (Verb). Etwas beklagen, laut jammern (leicht abwertend)
Hätte ich sprechen können, hätte ich gewiss über meine Lage lamentiert.
Aus dem persönlichen Wörterbuch von Caroline Trent
»Ach du liebe Güte«, krächzte Caroline
und vergaß dabei völlig, dass sie immer noch vorgab, stumm zu sein.
»Wie lange, wenn ich fragen darf,
haben Sie Ihre verdammte Stimme bereits wieder?« erkundigte sich ihr Entführer mühsam beherrscht.
»Ich ... äh
... Noch nicht sehr lange, wirklich.«
»Ehrlich, Blake«, meldete sich der
zweite Mann zu Wort. »Du solltest auf deine Sprache achten. Hier ist eine Dame
anwesend.«
»Quatsch!« explodierte Blake. »Weißt
du eigentlich, wie viel Zeit ich auf dieses Frauenzimmer verschwendet habe? Die
echte Carlotta De Leon ist mittlerweile vermutlich längst über alle Berge.«
Caroline schluckte besorgt. Er hieß
also Blake. Der Name passte zu ihm – kurz und bündig. Sie fragte sich, ob es
sein Vorname war oder sein Familienname.
»Und«, fuhr er in unverminderter Wut
fort, »da Sie ganz offensichtlich nicht diejenige sind, die Sie zu sein
vorgegeben haben, wer verflucht noch einmal sind Sie dann?«
»Ich habe nie gesagt, ich wäre
Carlotta De Leon«, stellte sie fest.
»Den Teufel
haben Sie getan!«
»Ich habe es lediglich nicht
abgestritten.«
»Wer sind Sie?«
Caroline überlegte einen Augenblick,
bevor sie entschied, dass jetzt der Punkt erreicht war, an dem ihr nur noch die
Wahrheit weiterhelfen konnte. »Ich heiße Caroline Trent«, antwortete sie und
sah ihm das erste Mal, seit Blake das Zimmer betreten hatte, in die Augen. »Oliver
Prewitt ist mein Vormund.«
Einen Augenblick lang herrschte
Totenstille, während beide Männer sie erstaunt ansahen. Schließlich drehte sich
Blake zu seinem Freund um und brüllte: »Warum, zum Teufel, haben wir nichts
davon gewusst, dass Prewitt ein Mündel hat?«
Der andere Mann fluchte erst tonlos,
dann noch einmal, aber diesmal laut. »Ich will verflucht sein, wenn ich das
weiß. Jemand wird ein paar unangenehme Fragen beantworten müssen.«
Blake wandte sich wieder an
Caroline. »Wenn Sie tatsächlich Oliver Prewitts Mündel sind, wo waren Sie
dann in den vergangenen zwei Wochen? Wir haben das Haus Tag und Nacht unter
Beobachtung gehabt, und Sie, mein Mädchen, haben ganz bestimmt nicht zu den
Bewohnern des Hauses gezählt.«
»Ich war in Bath. Mein Vormund hat
mich dorthin geschickt, damit ich mich um seine alte Tante kümmere. Sie heißt
Marigold.«
»Es ist mir völlig gleichgültig, wie
sie
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