Julia Quinn
heißt.«
»Das habe ich mir fast gedacht«,
erklärte sie leise, »aber ich fand, ich sollte etwas sagen.«
Blake packte sie bei den Schultern
und starrte sie wütend an, bis sie die Augen niederschlug. »Es gibt eine Menge,
was Sie uns zu erzählen haben, Miss Trent.«
»Lass sie los«, schritt Blakes
Freund ein. »Du vergisst dich.«
»Ich mich vergessen?« brüllte Blake,
außer sich vor Wut, und es war offensichtlich, dass es für diesen Rat bereits
zu spät war. »Begreifst du nicht, was diese ...«
»Denk nach«, sagte der andere Mann
eindringlich. »Was sie behauptet, ergibt einen Sinn. Letzte Woche erwartete
Prewitt die Ankunft einer großen Lieferung. Wenn er auch nur ein bisschen
Verstand besitzt, dann wird er sie aus dem Weg gewollt haben. Schließlich ist
sie alles andere als auf den Kopf gefallen und wäre ihm bestimmt früher oder
später auf die Schliche gekommen.«
Caroline strahlte über das
Kompliment, aber Blake schien sich nicht im Geringsten für ihre Klugheit zu
interessieren. »Das war das vierte Mal, dass Oliver mich zu einem Besuch bei
seiner Tante geschickt hat«, fügte sie hilfreich hinzu.
»Siehst du?« erwiderte Blakes
Freund.
Caroline lächelte Blake zögernd zu,
in der Hoffnung, er würde den Friedenszweig, den sie ihm eben gereicht hatte,
annehmen, doch er stemmte nur die Hände in die Hüften und erkundigte sich
ärgerlich: »Was, zum Teufel, machen wir jetzt?«
Der andere Mann hatte darauf auch
keine Antwort. Caroline nutzte die entstandene Pause, um ihrerseits eine Frage
zu stellen: »Wer sind Sie beide?«
Die Männer sahen sich kurz an, wie
um zu überlegen, ob es ratsam wäre, ihre Identität zu enthüllen. Dann nickte
der erst vor kurzem Eingetroffene kaum merklich und sagte: »Ich bin James
Sidwell, Marquis of Riverdale, und dies ist Blake Ravenscroft, zweiter Sohn von
Viscount Darnsby.«
Caroline konnte sich ein Lächeln
angesichts der aufgezählten Titel nicht verkneifen. »Wie schön für Sie. Mein
Vater war Kaufmann.«
Der Marquis brach in schallendes
Gelächter aus, bevor er sich an Blake wandte. »Warum hast du nichts davon
gesagt, dass sie so unterhaltsam ist?«
Blake warf ihm einen finsteren Blick
zu. »Woher hätte ich das denn wissen sollen? Seit ich sie festgenommen habe,
hat sie mit mir keine zwei Worte gesprochen.«
»Das stimmt aber nicht ganz«,
widersprach Caroline.
»Sie wollen also behaupten, Sie
hätten hier Reden geschwungen, und ich sei nur taub gewesen?« entgegnete
Blake.
»Nein, natürlich nicht! Ich wollte
nur richtig stellen, dass ich sehr wohl unterhaltsam war.«
Der Marquis schlug sich eine Hand
vor den Mund, vermutlich um ein Lachen zu unterdrücken.
Caroline stöhnte auf. Wieder ein
Neuzugang in der langen Liste von Äußerungen, die völlig anders klangen, als
sie sie gemeint hatte. Himmel, Mr. Ravenscroft musste denken, dass sie auf den
Kuss anspielte. »Was ich eigentlich sagen wollte, war ... nun, ich weiß selbst
nicht genau, was ich sagen wollte, aber Sie müssen zugeben, dass Ihnen mein Papiervogel gefallen hat. Wenigstens bis er in den Rosenstrauch abgestürzt ist.«
»Ein Papiervogel?« erkundigte sich
der Marquis ein wenig verwirrt.
»Er ... ach, schon gut. Das tut
jetzt nichts zur Sache« erwiderte Caroline seufzend und schüttelte langsam
den Kopf. »Ich bitte vielmals um Verzeihung für allen Ärger, den ich verursacht
habe.«
Blake sah aus, als würde er sie am
liebsten aus dem Fenster werfen.
»Es ist nur so, dass ...« Sie brach
ab.
»Es ist nur so, dass was?« fuhr
er sie an.
»Beherrsche dich, Ravenscroft«,
warnte der Marquis. »Sie könnte dennoch von Nutzen für uns sein.«
Caroline schluckte. Das klang eher
unheilvoll. Und der Marquis wirkte wesentlich liebenswürdiger und freundlicher als Mr. Ravenscroft. Dennoch hatte Caroline den Eindruck, dass er
durchaus ausgesprochen rücksichtslos sein konnte, wenn die Situation es
erforderte.
»Was schlägst du vor, Riverdale?«
fragte Blake mit gesenkter Stimme.
Der Marquis zuckte die Schultern. »Wir
könnten Lösegeld für sie verlangen. Und wenn Prewitt kommt, sie auszulösen
...«
»Nein!« rief Caroline, nur um sich
gleich darauf die Hand auf den Hals zu legen wegen des brennenden Schmerzes,
der sich bei ihrem Ausruf in ihrer Kehle ausbreitete. »Nein, ich gehe nicht
zurück. Ich schere mich nicht darum, was auf dem Spiel steht. Es ist mir
gleichgültig, ob das bedeutet, dass Napoleon England erobert. Es ist mir auch
vollkommen gleichgültig, wenn das
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