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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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lange weiterklopfen, bis ihre Fingerknöchel
aufgeschürft waren.
    »Agatha!« begrüßte er sie eine
Spur zu liebenswürdig. »Wie schön, dich zu sehen!«
    »Du siehst furchtbar aus«,
teilte sie ihm schroff mit und schob sich an ihm vorbei, um in einem der Sessel
Platz zu nehmen.
    »Taktvoll wie immer«, murmelte
er und lehnte sich gegen die Tischplatte.
    »Bist du betrunken?«
    Er schüttelte den Kopf und zeigte
auf den Whisky. »Ich habe mir zwar ein Glas eingeschenkt, aber nichts davon
getrunken.« Er beugte sich über die bernsteinfarbene Flüssigkeit. »Hm, es
setzt sich schon Staub auf der Oberfläche ab.«
    »Ich bin nicht gekommen, um mit dir
über Alkohol zu sprechen«, bemerkte sie von oben herab.
    »Immerhin hast du mich gefragt, ob
ich betrunken bin«, erinnerte er sie.
    Sie überhörte das. »Ich wusste gar
nicht, dass du dich mit dem kleinen Lucas Hotchkiss angefreundet hast.«
    James richtete sich überrascht auf.
Er kannte ja die plötzlichen Themenwechsel seiner Tante, aber damit hatte er
nun gar nicht gerechnet. »Lucas? Was ist mit Lucas?«
    Lady Danbury hielt ihm einen
zusammengefalteten Bogen Papier hin. »Er hat dir diesen Brief geschickt.«
    James nahm ihn und bemerkte ein paar
Tintenkleckse darauf. »Ich nehme an, du hast ihn gelesen.«
    »Er war ja nicht versiegelt.«
    James beschloss, nicht weiter darauf
einzugehen, und begann zu lesen. »Wie eigenartig«, murmelte er.
    »Dass er dich sehen will? Das finde
ich ganz und gar nicht eigenartig. Nachdem sein Vater bei einem Jagdunfall ums
Leben gekommen ist, hat der arme Junge seit seinem dritten Lebensjahr keine
männliche Bezugsperson mehr gehabt.«
    James sah sie scharf an.
Offensichtlich hatte sich Elizabeths Lüge bewährt. Wenn nicht einmal seine
Tante die Wahrheit über Mr. Hotchkiss' Tod
herausgefunden hatte, dann bedeutete das, dass das Geheimnis niemals gelüftet
werden würde.
    »Wahrscheinlich hat er eine Frage an
dich«, fuhr Agatha fort. »Etwas, das ihm zu peinlich ist, um sich damit an
seine Schwestern zu wenden. Jungen sind so. Und bestimmt ist er auch verwirrt
wegen der Ereignisse der letzten Tage.«
    James betrachtete sie neugierig.
Seine Tante zeigte ja ein wirklich bemerkenswertes Einfühlungsvermögen, was diesen Jungen betraf.
    »Er erinnert mich an dich, als du in
dem Alter warst«, fügte sie sanft hinzu.
    Er hielt den Atem an.
    »Ach, mach nicht so ein überraschtes
Gesicht. Natürlich ist er viel glücklicher als du damals.« Sie bückte sich
und hob den Kater hoch, der ihr ins Zimmer gefolgt war. »Aber er hat diesen
typisch verlorenen Ausdruck, den Jungen in einem gewissen Alter annehmen, wenn
sie keinen männlichen Ansprechpartner haben.« Sie streichelte über Malcolms dichtes Fell. »Natürlich sind wir Frauen außerordentlich tüchtig und
meist auch viel klüger als Männer, aber sogar ich muss zugeben, dass es ein
paar Dinge gibt, die wir nicht können.« Während James noch die Tatsache
verdaute, dass seine Tante tatsächlich eingeräumt hatte, von manchen Dingen
nichts zu verstehen, ergänzte sie: »Du wirst dich doch mit ihm treffen,
oder?«
    James war gekränkt, dass sie das
überhaupt fragte. Nur ein gefühlloses Ungeheuer würde eine solche Bitte
ignorieren. »Natürlich treffe ich mich mit ihm. Ich wundere mich nur etwas
über seine Wahl des Treffpunkts.«
    »Lord Danburys Jagdsitz?«
Agatha zuckte die Achseln. »Das ist gar nicht so ausgefallen, wie du denkst.
Nach seinem Tod hat ihn niemand mehr genutzt. Cedric geht nicht gern auf die
Jagd, und da er ohnehin ständig in London ist, habe ich Elizabeth das Haus
angeboten. Sie hat natürlich abgelehnt.«
    »Natürlich«, brummte James vor
sich hin.
    »Ich weiß, du hältst sie für zu
stolz, aber in diesem Fall ist es so, dass sie einen Pachtvertrag über fünf
Jahre für ihr Haus abgeschlossen hat. Durch den Umzug hätte sie also keinerlei Geld gespart. Auch wollte
sie ihre Familie nicht entwurzeln.« Lady Danbury hob Malcolm hoch und ließ
sich von ihm die Wange abschlecken. »Ist er nicht ein Schatz von einem
Kater?«
    »Kommt darauf an, was du unter einem
Schatz verstehst«, erwiderte James, aber nur, um sie ein wenig zu
ärgern. Er war dem Tier ewig dankbar, weil es ihn zu Elizabeth geführt hatte,
als sie von Fellport überfallen worden war.
    Lady Danbury warf ihm einen
ungehaltenen Blick zu. »Wie gesagt, Elizabeth lehnte ab, räumte allerdings ein,
dass sie den Umzug eventuell in Erwägung ziehen würde, wenn die Pacht für ihr
Haus abgelaufen

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