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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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aus Versehen heruntergeworfen
worden. Sie war vollkommen zerstört. Jede Saite war gerissen, einzelne
Holzteile waren komplett vom Korpus getrennt, und der Kinnhalter war nirgends
zu sehen.
    Die Geige war eindeutig von einem Elefanten zertrampelt worden.
    »Ich bestehe darauf, Ihnen eine neue zu kaufen«, verkündete
Lady Danbury.
    »Oh. Nein«, erwiderte Honoria merkwürdig tonlos. »Das ist
nicht nötig.«
    Lady Danbury ignorierte ihren Einwurf. »Und zwar eine
Ruggieri.«
    Daisy wimmerte.
    »Nein, wirklich«, sagte Honoria. Sie konnte ihre Augen nicht
von der Violine abwenden. Das zertrümmerte Instrument hatte etwas absolut
Faszinierendes an sich.
    »Ich habe den Schaden verursacht«, erklärte Lady Danbury
bombastisch. Sie wedelte mit dem Arm durch die Luft, eine Geste, die eher an die
übrigen Zuschauer als an Honoria gerichtet war. »Also muss ich ihn
wiedergutmachen.«
    »Aber eine Ruggieri!«, rief Daisy.
    »Ich weiß«, sagte Lady Danbury und legte eine Hand auf ihr
Herz. »Die sind schrecklich teuer, aber in so einem Fall ist nur das Beste gut
genug.«
    »Die Warteliste ist ziemlich lang.«
    »Allerdings. Sie haben es vorhin
erwähnt.«
    »Sechs Monate. Vielleicht ein Jahr.«
    »Oder noch länger?«, fragte Lady Danbury. Sie klang fast ein
wenig frohlockend.
    »Ich brauche keine neue Geige«, sagte Honoria. Sie brauchte
wirklich keine. Sie würde Marcus heiraten. Sie würde für den Rest ihres Lebens
nie wieder in einer musikalischen Soiree auftreten müssen.
    Natürlich konnte sie das niemandem sagen.
    Er musste schließlich noch um ihre Hand
anhalten.
    Aber das schien eine Kleinigkeit. Sie war sich völlig sicher, dass
er es tun würde.
    »Sie kann meine alte Geige benutzen«, sagte Daisy. »Das stört
mich nicht.«
    Während Lady Danbury sich deswegen mit ihr
herumstritt, neigte Honoria sich zu Iris hinüber und flüsterte, den Blick immer
noch auf das Durcheinander auf dem Boden gerichtet: »Wirklich bemerkenswert.
Was meinst du, wie sie das fertiggebracht hat?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Iris ebenso fassungslos. »Dazu
braucht man mehr als einen Stock. Ich glaube, man braucht einen
Elefanten.«
    Honoria kicherte entzückt und riss sich endlich vom Anblick des
Gemetzels los. »Genau das habe ich mir auch gedacht!«
    Ihre Blicke begegneten sich, und dann begannen sie zu lachen, und
zwar so heftig, dass Lady Danbury und Daisy aufhörten, zu diskutieren und zu
ihnen herüberstarrten.
    »Ich glaube, sie ist außer sich«, sagte
Daisy.
    »Nun, natürlich ist sie das, Sie dumme Gans«, bellte Lady
Danbury. »Sie hat eben ihre Geige verloren.«
    »Gott sei Dank«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund mit viel
Gefühl.
    Honoria sah sich um. Sie war sich nicht einmal sicher, wer der
betreffende Herr war. Ein sehr modisch gekleideter Gentleman mittleren Alters
mit einer ebenso modisch gekleideten Dame an seiner Seite.
    »Diese Dame braucht keine Geige«, verkündete der elegante
Herr. »Man sollte ihr lieber die Hände fesseln, damit sie nie wieder ein
Instrument anrühren kann.«
    Ein paar Leute kicherten verhalten. Andere sahen sehr unbehaglich
drein.
    Honoria hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. In London
herrschte das ungeschriebene Gesetz, dass man sich zwar über die
Smythe-Smithschen musikalischen Soireen lustig machen durfte, aber nie in
Hörweite einer Smythe-Smith. Selbst die Klatschkolumnisten erwähnten nie, wie
schlecht sie spielten.
    Wo war ihre Mutter? Oder Tante Charlotte? Hatten sie es gehört? Es
würde sie umbringen.
    »Ach, nun kommen Sie schon«, sagte er, an die kleine Menge
gerichtet, die sich um ihn versammelt hatte. »Die Wahrheit ist doch: Die Damen
sind fürchterlich. Abscheulich. Eine Katastrophe.«
    Nun lachten schon mehr Leute. Zwar hinter vorgehaltener Hand, aber
trotzdem.
    Honoria versuchte etwas zu sagen, irgendeine Art Verteidigung von
sich zu geben. Iris hielt ihren Arm umklammert, als wäre sie am liebsten auf
der Stelle gestorben, und Daisy war einfach nur völlig fassungslos.
    »Ich flehe Sie an«, sagte der Gentleman
nun zu Honoria direkt. »Lassen Sie sich von der Countess keine neue Geige schenken.
Fassen Sie am besten überhaupt nie wieder eine Geige an.« Und dann,
nachdem er seiner Begleiterin affektiert zugelacht hatte, als wollte er sagen:
Wart nur ab, was ich noch alles auf Lager habe, sagte er zu Honoria: »Sie sind
entsetzlich. Sie bringen Singvögel zum Weinen. Beinahe hätten Sie auch mich zum
Weinen gebracht.«
    »Vielleicht klappt es ja noch«,

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