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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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eingepackt«,
erklärte Honoria diplomatisch. Sie wartete ab, bis ihre Gastgeberin im Haus
verschwunden war. Leider machten sich immer noch diverse Dienstmädchen an
Gabeln, Löffeln und dergleichen zu schaffen. Honoria zupfte an den Blumen herum
und sah sich im Garten um. Da blitzte doch etwas silbern neben dem Rosenbusch!
Mit einem Seitenblick vergewisserte sie sich, dass die Dienstmädchen
beschäftigt waren, und ging über den Rasen, um sich die Sache näher anzusehen.
    Es handelte sich tatsächlich um einen kleinen Spaten, den die
Gärtner dort offenbar vergessen hatten. »Danke«, murmelte sie in sich
hinein. Auch wenn es keine richtige große Schaufel war, würde sie damit wohl
zurechtkommen. Zumal sie sich noch nicht recht schlüssig geworden war, wie man
die Worte »große Schaufel« und »unauffällig« in einem Satz unterbringen
konnte.
    Selbst der schlanke Spaten war noch ein Problem, denn keines ihrer
Kleider hatte Taschen, erst recht keine, in denen sich ein Werkzeug verbergen
ließe, das halb so lang war wie ihr Unterarm. Schließlich hatte sie den Spaten
irgendwo versteckt, um ihn später am Nachmittag in einem geeigneten Augenblick
zu holen.
    Und nachdem sie nun endgültig davon überzeugt
war, dass Mr Bridgerton der richtige Kandidat war, beschloss sie, genau das
tun.

4. Kapitel
    Was trieb sie
da nur?
    Marcus hatte sich ursprünglich gar nicht
verstecken wollen, doch als er bei seinem Spaziergang unvermittelt auf
eine im Boden grabende Honoria stieß, konnte er es sich nicht verkneifen. Er
musste einfach einen Schritt zurücktreten und beobachten, wie sich die
Situation entwickelte.
    Sie war mit einem recht kleinen Spaten zugange, und auch das Loch,
das sie grub, schien recht winzig, denn nach kaum einer Minute stand sie schon
wieder auf, prüfte ihr Werk erst mit einem Blick, dann mit dem Fuß, und dann –
Marcus duckte sich rasch hinter einen Baum – sah sie sich um, bis sie einen
Haufen vertrockneter Blätter entdeckt hatte, unter denen sie ihren Spaten
versteckte.
    In diesem Moment hätte er sich ihr beinahe gezeigt. Doch dann
kehrte sie noch mal zu ihrem Loch zurück, begutachtete es stirnrunzelnd, ging
zu dem Blätterhaufen zurück und zog den Spaten hervor.
    Dann hockte sie sich wieder hin, um ihr Werk
noch ein wenig nachzubessern. Allerdings raubte sie ihm dabei die Sicht, sodass
er erst dann erkennen konnte, was sie gebaut hatte, als sie zurück zu ihrem
Blätterhaufen ging, um das Werkzeug erneut zu verstecken: Das Loch war jetzt
von einem Wall aus loser Erde umgeben.
    Honoria hatte ein Maulwurfsloch gegraben,
samt Hügel.
    Ob ihr wohl klar war, dass solche Maulwurfshügel in der Natur
niemals isoliert auftauchten? Wenn einer da war, war normalerweise der nächste
nicht weit. Aber vielleicht spielte das für ihr Vorhaben keine Rolle. Sie hatte
das Loch so oft mit dem Fuß getestet, dass Marcus annahm, dass sie einen Fall
vortäuschen wollte. Oder jemand anderen zu Fall bringen. Wie auch immer,
angesichts eines verstauchten Knöchels würde man wohl kaum nach weiteren
Maulwurfshügeln fahnden.
    Er sah ihr noch eine Weile zu. Eigentlich hätte es ihn ja langweilen
müssen, eine Dame dabei zu beobachten, wie sie in ein eigenhändig gegrabenes
Loch starrte, doch er fand es unerwartet unterhaltsam. Wahrscheinlich, weil
Honoria sich solche Mühe gab, ihre eigene Langeweile zu vertreiben. Zuerst
schien sie etwas zu rezitieren, von dem sie allerdings, ihrer gekrausten Nase
nach zu urteilen, das Ende nicht mehr wusste. Dann tanzte sie einen kleinen
Jig. Danach drehte sie sich mit einem unsichtbaren Partner im Walzertakt, und
zwar erstaunlich anmutig. Ohne Musik bewegte sie sich wesentlich besser als mit.
    In ihrem hellgrünen Kleid wirkte sie fast wie ein Waldgeist. Er
sah sie förmlich vor sich, wie sie in einem Blätterkleid zwischen den Bäumen
herumhüpfte.
    Honoria war immer ein Mädchen vom Land
gewesen. Damals auf Whipple Hill tobte sie begeistert draußen herum, erklomm
Bäume und kollerte die Hügel hinunter. Meist versuchte sie, sich ihm und Daniel
anzuschließen, aber selbst wenn die beiden Freunde sie nicht mitnahmen, fand
sie Mittel und Wege, sich zu amüsieren, fast immer an der frischen Luft. An
einem Nachmittag war sie fünfzig Mal ums Haus spaziert, nur um zu sehen, ob das
möglich war.
    Es war ein großes Haus. Am nächsten Tag hatte sie schlimmen
Muskelkater gehabt. Selbst Daniel hatte ihr abgenommen, dass sie tatsächlich
Schmerzen litt.
    Marcus dachte an Fensmore, seinen

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