Julia Quinn
Idee!« Honoria hatte inzwischen
begriffen, dass ihre Aufgabe darin bestand, Mrs Royle so oft wie möglich
zuzustimmen.
»Vielleicht sollte sie auch noch Kekse
backen«, meinte Mrs Royle stirnrunzelnd. »Ihre Kekse sind ziemlich gut,
und die Gentlemen werden großen Hunger haben. Die Jagd ist anstrengend.«
Honoria fand zwar, dass die Jagd für die Vögel weitaus anstrengender
war als für die Menschen, aber das behielt sie wohl besser für sich. Eine
Bemerkung konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. »Ist es nicht interessant,
dass die Herren lieber auf die Jagd als in die Kirche gegangen sind?«
»Es steht mir nicht zu, jungen Gentlemen
vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu führen haben«, erwiderte Mrs Royle
spröde. »Es sei denn, sie wären meine Söhne, dann müssten sie immer das tun,
was ich sage.«
Honoria, die in dieser Bemerkung keinerlei
Ironie entdecken konnte, nickte einfach nur. Sie hatte so das Gefühl, dass auch
Cecilys zukünftiger Ehemann zur Gruppe der Herren gehören würde, die immer tun
mussten, was Mrs Royle sagte.
Hoffentlich wusste der arme Mann – wer immer
es auch sein mochte –, worauf er sich einließ. Daniel hatte ihr einmal
anvertraut, dass der beste Rat, den er je zum Thema Heiraten erhalten hatte,
von Lady Danbury gekommen war (natürlich ungefragt), einer Angst einflößenden
alten Dame, die ihre Ratschläge freigebig an alle verteilte, die bereit waren,
ihr zuzuhören.
Und auch an ziemlich viele, die nicht dazu
bereit waren.
Laut Lady Danbury sollte ein Mann sich im Klaren darüber sein,
dass er nicht nur seine Braut heiratete, sondern immer auch seine
Schwiegermutter.
Nun ja, vielleicht nicht in jeder Hinsicht, hatte Daniel hinzugefügt
und verschmitzt gelacht. Honoria hatte ihn nur verständnislos angesehen, was
ihren Bruder nur noch mehr erheiterte.
Manchmal war er wirklich ein Schuft. Trotzdem
vermisste sie ihn.
Aber eigentlich war Mrs Royle gar nicht so
schlimm, nur eben wild entschlossen, und aus eigener Erfahrung wusste Honoria,
dass wild entschlossene Mütter ziemlich furchterregend sein konnten. Ihre
Schwestern erzählten immer noch von dem Ehrgeiz, den ihre Mama an den Tag
gelegt hatte, als es darum ging, passende Gatten für die Töchter zu finden.
Margaret, Henrietta, Lydia und Charlotte Smythe-Smith wurden immer zum rechten
Zeitpunkt am rechten Ort gesichtet, und sie alle hatten sich gut verheiratet.
Nicht brillant, aber gut. Und sie hatten dafür höchstens zwei Saisons
gebraucht.
Honoria hingegen blickte nun schon ihrer
dritten Saison entgegen, und die Versuche ihrer Mutter, sie vorteilhaft unter
die Haube zu bringen, konnten bestenfalls halbherzig genannt werden. Es war
nicht so, als wollte sie nicht, dass ihre Jüngste heiratete, sie konnte sich
nur nicht dazu durchringen, die Angelegenheit mit großem Interesse zu
verfolgen.
Seit Daniel das Land verlassen hatte, brachte ihre Mutter für
nichts mehr großes Interesse auf.
Wenn also Mrs Royle davon schwatzte, extra
Nachtisch zubereiten zu lassen und ihre Tochter zwang, sich umzuziehen, weil
sie vage Gerüchte über die Lieblingsfarbe der anwesenden Herren gehört hatte,
dann tat sie das aus Liebe, und das konnte Honoria ihr wahrhaftig nicht zum
Vorwurf machen.
»Das ist nett von Ihnen, dass Sie mir bei den
Vorbereitungen helfen«, lobte Mrs Royle. »Die Arbeit fällt einem viel
leichter, wenn ein zweites Paar Hände mit anpackt, hat meine Mutter immer
gesagt.«
Honoria fand zwar, dass sie eher ein zweites
Paar Ohren bereitstellte, bedankte sich aber dennoch höflich und folgte der
Dame des Hauses in den Garten, wo das Picknick stattfinden sollte.
»Ich hatte den Eindruck, dass Mr Bridgerton
meine Cecily recht interessiert angesehen hat«, sagte Mrs Royle und trat
in die nun doch nicht mehr ganz so strahlende Sonne. »Finden Sie nicht
auch?«
»Ist mir nicht aufgefallen«, entgegnete Honoria. Es war ihr
tatsächlich nicht aufgefallen, aber, verflixt, wenn es nun doch stimmte?
»Oh ja«, bekräftigte Mrs Royle entschieden, »beim Essen
gestern Abend. Er hat ganz breit gelächelt.«
Honoria räusperte sich. »Er lächelt doch
ziemlich oft.«
»Ja, aber er hat anders gelächelt.«
»Vermutlich.« Honoria blinzelte zum Himmel empor. Oben
ballten sich die Wolken. Allerdings sah es nicht nach Regen aus.
»Ja, ich weiß«, sagte Mrs Royle, die ihrem Blick gefolgt war.
»Es ist nicht mehr so sonnig wie heute Vormittag. Ich hoffe, das Wetter hält
noch bis zum Picknick.«
Und noch mindestens zwei
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