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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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ihm zu sehen. Darüber hinaus
hatte sie sich keine Gedanken gemacht.
    Was für ein Dummkopf sie doch gewesen war. Was hatte sie denn
gedacht, was sie tun würde, nachdem sie ihn einmal gesehen hatte? Aus dem
Zimmer gehen und heimfahren?
    Sie würde ihn pflegen müssen. Jetzt, wo sie einmal da war, war
alles andere undenkbar. Doch die Aussicht ängstigte sie. Was, wenn sie etwas
verkehrt machte? Was, wenn es ihm durch ihr Verschulden schlechter ging?
    Aber was sollte sie sonst machen? Er brauchte sie. Marcus hatte
niemanden, und zu ihrem Erstaunen – und ihrer Beschämung – erkannte Honoria
das erst jetzt.
    »Ich will ein bisschen bei ihm wachen«, sagte sie zu Mrs
Wetherby.
    »Oh nein, Miss, das können Sie doch nicht.
Das wäre nicht ...«
    »Jemand sollte bei ihm sein«, entgegnete Honoria fest. »Er
sollte nicht allein sein.« Sie nahm die Haushälterin am Arm und führte sie
an die andere Seite des Zimmers. So nahe bei Marcus war es unmöglich, ein
Gespräch zu führen. Er hatte sich wieder hingelegt, doch er warf sich so heftig
im Bett herum, dass Honoria jedes Mal erschrak, wenn sie ihn ansah.
    »Ich bleibe hier«, sagte Mrs Wetherby. Doch sie klang nicht
so, als würde sie das wirklich wollen.
    »Ich könnte mir denken, dass Sie schon viele Stunden an seinem
Bett gewacht haben«, sagte Honoria. »Nun übernehme ich das für ein
Weilchen. Sie müssen sich ausruhen.«
    Mrs Wetherby nickte dankbar. Sie ging zur Tür und drehte sich dort
noch einmal um. »Niemand wird etwas dazu sagen, dass Sie in seinem Zimmer sind.
Ich verspreche Ihnen, auf Fensmore wird keine Menschenseele etwas dazu
sagen.«
    Honoria schenkte ihr ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es
beruhigend war. »Meine Mutter ist auch hier. Vielleicht nicht hier im Zimmer,
aber auf Fensmore. Das sollte reichen, um dem Klatsch zu begegnen.«
    Mrs Wetherby nickte und verließ das Zimmer. Honoria lauschte ihren
Schritten, bis Stille eintrat.
    »Oh
Marcus«, sagte sie leise und kehrte zum Bett zurück. »Was ist nur mit dir
passiert?« Sie streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, überlegte es
sich aber noch einmal anders. Es würde sich nicht schicken, und außerdem wollte
sie ihn nicht noch mehr stören, als sie es schon getan hatte.
    Er warf einen Arm über die Decken und rollte sich herum, bis er
einen Platz auf der Seite gefunden hatte. Sein bloßer Arm lag immer noch
draußen. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass er so muskulös war. Natürlich
hatte sie gewusst, dass er stark war, das war schließlich offensichtlich. Er
war ... Sie dachte einen Augenblick nach. Eigentlich war es gar nicht
offensichtlich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal
dabei beobachtet hatte, wie er etwas hob. Aber er wirkte stark. Er hatte diese
Ausstrahlung. Fähig, verlässlich. Das hatten nicht alle Männer. Im Gegenteil,
die meisten hatten es nicht, zumindest die meisten aus Honorias
Bekanntenkreis.
    Trotzdem, ihr war nicht klar gewesen, dass die Muskeln an einem
Männerarm so deutlich hervortreten konnten.
    Interessant.
    Sie beugte sich ein Stück weiter vor, legte den Kopf schief und
bewegte dann die Kerze ein Stück nach vorn. Wie hieß doch gleich der Muskel an
der Schulter? Seiner sah wirklich schön aus.
    Sie rief sich zur Ordnung, entsetzt über die ungebührliche
Richtung, die ihre Gedanken eingeschlagen hatten, und trat einen Schritt
zurück. Sie war schließlich nicht hier, um dem armen Mann schöne Augen zu
machen, sie war hier, um ihn zu pflegen. Und außerdem, wenn sie schon jemandem
schöne Augen machte, dann doch bestimmt nicht Marcus Holroyd.
    Ein paar Schritte entfernt stand ein Sessel, und sie zog ihn so
nahe ans Bett, dass sie aufspringen und sofort bei Marcus sein konnte, aber
nicht so nah, dass er sie treffen konnte, wenn er wieder um sich schlug.
    Er wirkte dünner. Sie war sich nicht sicher, wie sie das unter
all den Decken und Laken erkennen konnte, aber er hatte Gewicht verloren. Sein
Gesicht war eingefallen, und selbst im schwachen Licht ihrer Kerze konnte sie
erkennen, dass er ungewohnte Schatten unter den Augen hatte.
    Eine Weile saß sie ganz still da und kam sich ziemlich albern vor.
Sie hatte das Gefühl, als sollte sie irgendetwas tun. Ihn zu beobachten
war wohl irgendetwas, aber es fühlte sich nach nicht viel an, vor allem, da sie
sich dabei so bemühte, gewisse Körperteile von ihm nicht anzusehen. Anscheinend hatte er
sich beruhigt; hin und wieder bewegte er sich zwar rastlos, doch die meiste
Zeit schlief

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