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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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(langen) Tag zu
erledigen, und so war es fast Mitternacht, als die Kutsche der Winsteads vor
Fensmore zum Stehen kam. Lady Winstead war nördlich von Saffron Walden
eingeschlafen, doch Honoria war hellwach. Von dem Augenblick an, da sie in die
lange Auffahrt zum Landsitz einbogen, hatte sich ihre Haltung verspannt, und
sie konnte es gerade noch vermeiden, sich am Türgriff festzuklammern. Als die
Kutsche endlich hielt, hatte sie sofort den Schlag geöffnet, war
herausgesprungen und die Treppe hinaufgerannt.
    Im Haus war alles still, und Honoria verbrachte die nächsten fünf
Minuten damit, den Klopfer gegen die Tür zu donnern, bis sie endlich durch ein
Fenster Kerzenschein sah und Schritte hörte, die sich eilends näherten.
    Der Butler – Honoria konnte sich nicht an seinen Namen erinnern –
öffnete die Tür, aber bevor er noch ein Wort sagen konnte, erklärte sie: »Mrs
Wetherby hat mir vom Zustand des Earls geschrieben. Ich muss ihn sofort
sehen.«
    Der Butler trat einen Schritt zurück; seine Haltung war ebenso
stolz und aristokratisch wie die seines Dienstherrn. »Ich fürchte, das wird
nicht gehen.«
    Honoria musste sich am Türrahmen festhalten. »Wie meinen Sie
das?«, flüsterte sie. In der kurzen Zeit seit Mrs Wetherbys Brief konnte
er dem Fieber doch unmöglich erlegen sein!
    »Der Earl schläft«, erklärte der Butler gereizt. »Um diese
Zeit werde ich ihn nicht aufwecken.«
    Erleichterung durchströmte Honoria. »Oh, danke!«, sagte sie
mit Inbrunst und ergriff seine Hand. »Aber jetzt muss ich ihn bitte sehen. Ich
verspreche Ihnen, dass ich ihn nicht stören werde.«
    Der Butler wirkte leicht schockiert, seine Hand in der ihren
wiederzufinden. »Ich kann nicht erlauben, dass Sie ihn um diese Zeit sehen.
Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie es nicht einmal für nötig befunden haben,
mir Ihren Namen zu nennen?«
    Honoria blinzelte. Herrschte auf Fensmore
denn ein solches Kommen und Gehen, dass er sich nicht erinnern konnte, wer vor
einer Woche zu Besuch gewesen war? Dann erkannte sie, dass er in die Dunkelheit
blinzelte. Lieber Himmel, vermutlich konnte er sie gar nicht richtig sehen.
»Bitte verzeihen Sie«, sagte sie so besänftigend, wie sie konnte. »Ich bin
Lady Honoria SmytheSmith, und meine Mutter, die Countess of Winstead, wartet
mit ihrer Zofe in der Kutsche. Vielleicht könnte ihr jemand helfen?«
    Das runzlige Gesicht des Butlers zeigte nun einen überwältigend
anderen Ausdruck. »Lady Honoria!«, rief er aus. »Entschuldigen Sie bitte.
Ich habe Sie in der Dunkelheit nicht erkannt. Bitte, so kommen Sie doch
herein.«
    Er nahm sie am Arm und führte sie nach drinnen. Honoria ließ sich
mitziehen, verlangsamte ihren Schritt nur kurz, um sich zur Kutsche umzudrehen.
»Meine Mutter ...«
    »Ich schicke sofort einen Lakaien hinaus, damit er sich ihrer
annimmt«, versprach der Butler. »Aber wir müssen Ihnen sofort ein Zimmer
zuweisen. Wir haben keines vorbereitet, wir hätten jedoch mehrere, die wir im
Handumdrehen für Sie richten könnten.« Er blieb in einer Tür stehen,
beugte sich vor und zog mehrmals an einem Klingelzug. »Die Zimmermädchen kommen
gleich und kümmern sich darum.«
    »Bitte wecken Sie sie nicht meinetwegen«, bat Honoria, obwohl
es dazu vermutlich schon zu spät war, so eifrig, wie er die Klingel betätigte.
»Könnte ich mit Mrs Wetherby reden? Ich lasse sie nicht gern wecken, aber es
ist wirklich äußerst wichtig.«
    »Natürlich, natürlich«, versicherte der Butler ihr, während
er sie immer tiefer ins Haus führte.
    »Und meine Mutter ...«, sagte Honoria mit einem nervösen Blick
zurück. Nach ihrem anfänglichem Protest war Lady Winstead den ganzen Tag
äußerst geduldig gewesen. Honoria wollte wirklich nicht, dass sie in der
Kutsche übernachtete. Der Kutscher und die Stallburschen würden sie natürlich
nie sich selbst überlassen, und natürlich saß die Zofe bei ihr im Wagen,
ebenfalls fest schlafend, aber trotzdem, es schien nicht richtig.
    »Ich nehme sie in Empfang, sobald ich Sie zu Mrs Wetherby gebracht
habe.«
    »Danke, ähm ...« Es stimmte sie verlegen, dass sie seinen
Namen nicht kannte.
    »Springpeace, Mylady.« Er umfasste ihre Hand und drückte sie.
Seine Hände waren rheumatisch und zittrig, doch sein Griff war fest und
dankbar. Er sah auf, sein Blick begegnete dem ihren. »Dürfte ich mir die Bemerkung
erlauben, Mylady, dass ich sehr froh bin über Ihre Anwesenheit.«
    Zehn Minuten später stand Honoria mit Mrs Wetherby vor Marcus' Tür.
»Ich

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