Julia Saison Band 01
sprichst du von den letzten sechs Jahren?“ Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sein Auftauchen aus der Fassung gebracht hatte, und beugte sich vor, um ihre Schlüssel aufzuheben. Im gleichen Moment wie er.
Ihre Finger streiften sich, und Katie zuckte zurück, richtete sich zu schnell auf, und geriet ins Schwanken. Blane fasste sie am Ellbogen, um sie zu stützen. Diese kleine Berührung reichte, um ihren Hormonen einen heftigen Stoß zu versetzen.
„Beides.“
Er musterte ihr Gesicht, als würde er nach Antworten suchen, die schiefergrauen Augen so offen und warm wie immer. Wunderschöne, ehrliche Augen, die sagten: „Vertrau mir.“
Dummerweise hatte sie das schon einmal getan. „Es geht mir gut.“
Das war natürlich eine Lüge. Wie könnte es ihr gut gehen, wenn die Liebe ihres Lebens, der Mann, der sie ohne eine Erklärung verlassen hatte, plötzlich wieder auftauchte? Und das am Jahrestag des Tages, an dem sie ihm ihr Herz geschenkt hatte, nur um drei Monate später vor dessen Überresten zu stehen.
„Was willst du hier?“, platzte sie heraus. Nervös spielte sie mit ihrem Schlüsselbund. Das Klappern der Schlüssel hallte beinahe ohrenbetäubend laut durch das Café.
„Ich wollte dich sehen.“
Ihr Herz pochte heftig.
Sein Blick sagte die Wahrheit.
Sie mochte Blane sechs Jahre nicht gesehen haben, aber sie würde nie vergessen, dass sie seine Stimmung immer an den blauen Sprenkeln in seinen grauen Augen ablesen konnte.
Indigo stand für Glück – die Art von intensivem, spontanem Glück, das sie beide für zwölf viel zu kurze Wochen erlebt hatten. Kobaltblau bedeutete Ehrlichkeit. Katie hatte ihm geglaubt, als er ihr sagte, sie wäre die Einzige, dass sie immer zusammen sein würden, er sie immer lieben würde.
Dunkles Rauchblau symbolisierte Leidenschaft – die umwerfende, unvergessliche, einmalige Verbindung, die sie geteilt hatten.
Oh, sie konnte sich an jede einzelne Schattierung dieser Sprenkel erinnern. Für drei herrliche Monate war sie in seinen Augen versunken. Aber er hatte sie verlassen.
Was interessierte es sie also, dass diese Sprenkel im Augenblick kobaltblau leuchteten? Zählte seine Aufrichtigkeit überhaupt, wenn er ihr nicht die Wahrheit hatte sagen können, bevor er gegangen war?
Katie trat einen Schritt zurück und zwang ihn so, ihren Ellbogen loszulassen. Aber sofort vermisste sie Blanes Nähe.
Absurd, dumm und verrückt, aber ihr Körper war unter seiner Berührung weich geworden, hatte sich unbewusst leicht zu ihm gelehnt. Und nach der seltsamen Hitze zu urteilen, die sich in ihr ausbreitete, freute sich ihr verräterischer Körper, Blane zu begegnen, trotz der harten Lektion, dass man ihm nicht trauen konnte.
„Du wolltest mich sehen? Okay, hier bin ich. Dann kannst du ja wieder gehen.“
Er lächelte, und Katie kämpfte um ihre Selbstbeherrschung, denn ihr Puls tanzte einen vertrauten Tango. „So leicht wirst du mich nicht los.“
„Ach wirklich?“, fauchte sie, aber innerlich schlug sie sich die Hand vor den Mund. Ein solcher Gefühlsausbruch zeigte nur, dass es ihr nach wie vor etwas ausmachte. Fehlte bloß noch, dass Blane versuchte, die Vergangenheit wieder aufzuwärmen.
Zu ihrem Ärger lachte er. Sein herzliches Lachen wärmte sie besser als jeder Cappuccino, den sie je getrunken hatte. Und sie hatte etwa einen Jahresvorrat davon zu sich genommen, nachdem er gegangen war, um wenigstens etwas von dieser Wärme einzufangen.
„Das habe ich wohl verdient.“
„Und den Rest auch.“
Die Lachfältchen um seine Augen vertieften sich. „Komm, lass es heraus.“
„Führ mich nicht in Versuchung.“ Nachdenklich spielte sie mit ihrem Schlüssel. Sollte sie sein Angebot annehmen – Blane sagen, wie todunglücklich sie gewesen war, dass sie ein Jahr lang nach ihm gesucht hatte, seinetwegen keinen anderen Mann an sich herangelassen hatte – oder ihn vor die Tür setzen und nie wieder einen Gedanken an ihn verschwenden?
„Ich weiß, dass du mich nicht rausschmeißen willst, Katie.“
Na wunderbar. Er konnte also immer noch ihre Gedanken lesen, sich in ihre Stimmung einfühlen, und er sah sie an, als könnte er tief in ihre Seele blicken und wüsste besser als sie, dass sie ihn nicht loswerden wollte.
Sosehr es ihr auch gefallen würde, wenn er sofort wieder verschwand und nie zurückkam – sie wollte wissen, wo er gewesen war, was er gemacht hatte, und warum er ihre idyllische kleine Welt zerstört hatte. „Du weißt
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