Julia Saison Band 01
Entweder das, oder sie erzählte Menschen, die sie gerade erst kennengelernt hatte, ihre persönlichen Probleme. Und das kam nicht infrage.
Sie mochte bei dem unablässigen Necken seiner Schwestern gelacht und sich in diesem gemütlichen Haus entspannt haben, aber diese Menschen waren eben nicht ihre Familie.
Ihre Familie … Bei Gelegenheiten wie diesen vermisste sie ihre Eltern – besonders ihre Mutter. Sie hatten sich immer nahegestanden, sie hatte sich ihr anvertraut, und während ihrer gesundheitlichen Probleme hatte sie sich oft die vertrauten, tröstenden Umarmungen ihrer Mutter gewünscht.
Seit Blane ihr die Augen dafür geöffnet hatte, dass ihre Eltern vielleicht aus Liebe gehandelt hatten und nicht, um sie zu kontrollieren, fragte sie sich, ob es Zeit war, nach Hause zu fahren und ihren Eltern die Möglichkeit zu geben, ihr alles zu erklären.
Ihre Eltern hatten versucht, die Kluft zu überbrücken, aber Katie hatte ihnen sprichwörtlich jedes Mal die Tür vor der Nase zugeschlagen. Bis sie es aufgegeben hatten.
Hier bemerkte sie erst, wie sehr sie ihre eigene Familie vermisste. In Blanes Familie als seine Frau willkommen zu sein war schön. Aber vielleicht sollte sie ihrer Familie ihren Ehemann noch einmal vorstellen.
„Verstecken bringt nichts. Irgendwann finden sie dich.“ Blane schlang ihr von hinten die Arme um die Taille und wärmte sie. „Sie lieben dich, weißt du?“
Katie kuschelte sich an ihn. „Deine Familie ist toll.“
Entspannt zog er sie enger an sich. „Kann ich dir ein kleines Geheimnis verraten?“
„Raus damit.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich dich so ins kalte Wasser geworfen und dir die ganze Familie auf einmal vorgestellt habe.“ Er stockte und drückte sie fester an sich. „Du warst wirklich tapfer.“
Ihr Herz zog sich zusammen. Blane wirkte so glücklich, wo die letzten Stunden die Kluft zwischen ihnen doch eher vergrößert hatten.
Katie hatte sich noch nie so zerrissen gefühlt. Sie wollte ihn so sehr und wusste doch, dass sie ihm nicht geben konnte, was er wollte. Es tat weh, ihn mit seinen Nichten und Neffen zu sehen, denn es zeigte ihr, dass sie eines Tages nicht mehr genug für ihn wäre. Egal, was er sagte.
Ein stechender Schmerz durchzuckte sie bei dem Gedanken, ihn gehen zu lassen. Aber es gab keinen anderen Weg. Auch wenn es sie innerlich zerriss.
„Oh, du hast schon wieder diesen Gesichtsausdruck.“
Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, aber ihr Innerstes zog sich vor Angst zusammen. „Welchen denn?“
„Nachdenklich, bekümmert.“ Er strich mit dem Zeigefinger über ihre Stirn, und sie wünschte, er könnte den Schmerz in ihrem Herzen genauso leicht vertreiben wie die Sorgenfalten auf ihrer Stirn. „Das macht mich nervös, weil es bedeutet, dass du über etwas Großes nachdenkst oder mir gleich Dinge sagen wirst, die mir nicht gefallen. Habe ich recht?“
Er kannte sie einfach zu gut. Aber jetzt war weder der Ort noch die Zeit, um darüber zu sprechen. „Ich bin nur müde. Das Café war gestern brechend voll, und ich musste noch Warenbestellungen erledigen, nachdem wir geschlossen hatten.“
„Und du bist erschöpft, nachdem die Zwillinge über dich geklettert sind. Ich kenne das Gefühl.“ Er beugte sich näher und streifte ihre Lippen mit einem sanften Kuss, der ihre Seele berührte. „Du warst erstaunlich. Danke.“
„Wofür?“
Blane musterte ihr Gesicht, als suchte er nach einer Antwort, die sie ihm nicht geben konnte. „Dafür, dass du hergekommen bist, vor allem aber, dass du immer du selbst geblieben bist.“
Ihr Atem stockte bei seinem liebevollen Blick. Ihn gehen zu lassen war die schwerste Entscheidung, die sie jemals getroffen hatte.
Sie liebte diesen Mann mit Herz und Seele seit ihrer ersten Begegnung, und das würde sie immer tun. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in ihrem Herzen aus und raubte ihr den Atem. Sie schloss die Augen, denn sie konnte Blane nicht eine Sekunde länger ins Gesicht sehen.
„Hey, das war ein Kompliment.“ Sanft strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Das leichte Kratzen seiner schwieligen Finger sandte kleine Schauer über ihren Rücken.
„Ich weiß.“ Sie hatte keine Wahl, als die Augen zu öffnen und ihm die Traurigkeit zu zeigen, die sie innerlich zerriss.
„Du weinst ja! Geht es dir gut? Himmel, ich habe es geahnt, ich hätte dich nicht allen auf einmal vorstellen sollen.“
Sie schüttelte den Kopf, blinzelte heftig und legte Blane beruhigend die Hand auf
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