Julia Saison Band 01
hatte. Auf meiner Couch, mit seiner Sekretärin!“
„Typisch!“, rief Mrs. Jefferson und warf allen drei Männern am Tisch strafende Blicke zu.
Carly nickte eifrig. „Genau. Man sollte denken, dass ein Mann sich etwas Außergewöhnlicheres einfallen lässt, wenn er seine Frau schon betrügen muss. Obwohl ich zugeben muss, dass ich genauso typisch reagiert und die Scheidung verlangt habe. Und ich habe um diese Couch gekämpft, weil ich so verärgert und verbittert war.“
„Das wäre ich auch.“ Linda bedachte ihren Mann mit einem strafenden Blick.
„He, wieso siehst du mich so an? Ich bin doch nur ein unschuldiger Außenseiter. Was habe ich denn verbrochen?“
„Du bist ein Mann“, erklärte sie ungerührt.
Im weiteren Verlauf des Dinners erwärmte Carly sich immer mehr für ihre Darbietung. „Ich habe zwei wundervolle Kinder und bin dadurch gezwungen, meinen Exmann zu sehen, bis sie erwachsen sind. Sogar noch länger. Bei Hochzeiten, Geburten von Enkelkindern und dergleichen. Deswegen wollte ich meine Bitterkeit loswerden, damit ich eine einvernehmliche Beziehung zu dem ehebrecherischen Schuft aufbauen kann. Sobald er mir die Couch gebracht hat, habe ich sie im Hinterhof mit Benzin übergossen und angesteckt. Ich hätte mich wirklich niemals draufsetzen können. Nicht nach allem, was ich gesehen habe. Können Sie das verstehen. Mrs. Jefferson?“
„Aber ja, mein Kind. Das kann ich sogar sehr gut verstehen. Nennen Sie mich doch bitte Linda.“
„Gern. Das Problem ist, dass mein Mann und mein Sohn, der beim Tragen geholfen hat, sie sehr nahe an meinen Schuppen gestellt haben, der Feuer gefangen hat und sehr nahe bei dem Schuppen meines Nachbarn steht, der ebenfalls Feuer gefangen hat. Der Schuppen, nicht der Nachbar.“
„Oje!“
„Und dann ist Chuck gekommen und hat mich verhaftet und …“
Linda schlug ihm vorwurfsvoll auf die Hand. „Charles August Jefferson, wie konntest du nur!“
„Das habe ich gar nicht getan. Ich war nur in der Nähe, als der Funkspruch kam. Also bin ich hingefahren und habe auf die Streife gewartet. Die hat Carly dann festgenommen.“
„Der junge Polizist, der mich auf die Wache gebracht hat, war sehr nett. Er schien Verständnis für meine Lage zu haben, im Gegensatz zu Ihrem Sohn, der sich über mich lustig gemacht hat.“
„Ich habe dir bessere Manieren beigebracht, Charles“, schalt Linda.
Anderson stellte ominös fest: „Wenn sie dich Charles nennt, kannst du dich auf etwas gefasst machen.“
„Ich habe Chuck verziehen, Linda“, beschwichtigte Carly. „Andy zu vergeben, fällt mir allerdings wesentlich schwerer, obwohl ich mich bemühe.“
„War er gemein zu Ihnen?“
„Ja. Die Staatsanwältin und mein Anwalt hatten eine wundervolle außergerichtliche Einigung ausgearbeitet, aber Richter Andy hat sich geweigert, sie zu akzeptieren. Jetzt muss ich zusätzlich zum Schadenersatz, den ich gleich nach dem Brand unaufgefordert gezahlt habe, Sozialstunden ableisten. Dabei bin ich ledige Mutter und berufstätig, muss für meine mündliche Prüfung lernen und eine Valentinstanzveranstaltung für die Schule meiner Kinder planen. Ich dachte, das wäre bloß ein Fest für die Kinder, aber jetzt habe ich erfahren, dass es für die Erwachsenen ist, und das erfordert viel mehr Planung. Die Kleinen kann man mit einer Tüte Chips abspeisen. Erwachsene sind da wesentlich anspruchsvoller. Und jetzt hat Andy mir noch mehr aufgebürdet. An manchen Tagen finde ich nicht mal Zeit zum Essen, weshalb das Dinner heute für mich umso schöner ist.“ Zur Unterstreichung ihrer Worte spießte sie ein großes Stück vom Braten auf ihre Gabel.
„Jungs, ich schäme mich für euch beide.“ Linda füllte Carlys Teller auf. „Sie sind sowieso schon so zart. Essen Sie nur tüchtig, meine Liebe.“
„Ach, ich bin bloß ein unglücklicher Feuerteufel. Ich wollte nie etwas anderes verbrennen als die Couch und meine bitteren Erinnerungen.“
Anderson blickte sie finster an, was sie insgeheim noch mehr amüsierte.
Nach dem Dinner, als Linda einen Stapel Teller in die Küche trug, schickte Carly sich an, ihr beim Abräumen zu helfen.
„Ihr habt das genossen“, sagte Anderson vorwurfsvoll. „Alle beide.“
Chuck zuckte ungerührt die Schultern. „He, ich habe bloß einen Gast mitgebracht, wie Mom es wollte.“
„Ich habe es genossen“, gestand Carly ein und fügte grinsend hinzu: „Und Sie haben es nicht anders verdient, Andy.“
„Die angemessene Anrede für mich
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