Julia Saison Band 01
und Andy wollten eine Familie gründen. Sie dachten schon, sie wäre schwanger. Ich habe die beiden noch nie so glücklich erlebt. Dann stellte sich heraus, dass sie nicht schwanger war, sondern Gebärmutterkrebs hatte.“
„Wie furchtbar“, murmelte Carly entsetzt.
„Anderson hat sich verändert, seit er Julia verloren hat. Ich glaube nicht, dass er sich schon von dem Schicksalsschlag erholt hat.“
„Und dann komme ich vorbei und hacke den ganzen Abend auf ihm herum.“ Vorwurfsvoll fuhr sie ihn an: „Du hast mich dazu gebracht, ihm das Leben noch schwerer zu machen, obwohl du wusstest, dass er noch nicht über den Verlust hinweg ist. Wie konntest du nur?“
„Ich habe ihn im ganzen letzten Jahr nicht so zugänglich wie heute Abend erlebt. Vielleicht brauchte er einfach die Herausforderung.“ Dann murrte Chuck: „Und ich kann dir versichern, dass du eine gewaltige Herausforderung bist.“
„Es wird ja immer schöner! Zuerst benutzt du mich, um einen Mann zu quälen, der offensichtlich schon Kummer genug hat, und dann beleidigst du mich auch noch. Mir reicht’s!“ Sie sprang aus dem Auto und lief zur Veranda.
Er öffnete sein Fenster und rief: „Sehen wir uns trotzdem Dienstagmorgen?“
„Ich habe keine andere Wahl.“ Carly schloss die Haustür auf und stürmte hinein, bevor er sich von ihr verabschieden konnte. Dann spähte sie aus dem Fenster. Einen Moment lang blieb der Wagen stehen, bevor Chuck langsam anfuhr.
Ein niedlicher Cop … Hastig verdrängte sie diesen Gedanken. Sie hatte Männern nicht für immer abgeschworen, aber ganz gewiss wollte sie sich nicht mit Chuck einlassen. Er passte einfach nicht in ihr Beuteschema.
Zu Hause stellte Chuck fest, dass er erwartet wurde.
Anderson stieg aus seinem Truck. „Was zum Teufel sollte das?“, herrschte er seinen Schwager an.
„Komm doch rein, Andy. Es ist eiskalt hier draußen.“
„Also, nun sag schon. Was sollte das? Wie konntest du eine Angeklagte, die ich bei Gericht vor mir hatte, ohne Vorwarnung zum Essen mitbringen?“
„Was regst du dich auf? Sie ist doch keine Schwerverbrecherin.“ Chuck öffnete die Tür, klopfte sich den Schnee von den Schuhen und eilte hinein.
„Trotzdem.“ Anderson folgte ihm auf den Fersen, zog sich den Mantel aus und hängte ihn über das Treppengeländer.
Chuck warf seinen obendrauf. Das Schönste am Junggesellendasein war für ihn, dass niemand Theater machte, wenn er seine Sachen nicht wegräumte. Er ging voraus in das spärlich möblierte Wohnzimmer. Zwei Sessel, eine Couch und ein Fernseher. Was braucht ein Mann mehr? Er sank in einen der Sessel und sagte: „He, du bist doch derjenige, der uns durch die Arbeit an dem Projekt zusammengebracht hat.“
Anderson nahm den anderen Sessel. „Ja, aber ich habe nicht gedacht, dass sie zum Essen kommt, noch bevor das Projekt angelaufen ist.“
„Mom ist gerade auf einem Verkupplungsfeldzug. Ich musste sie davon abbringen, und da kam Carly mir gerade recht.“
„Tja, sobald ihr beide weg wart, hat Linda mit mir angefangen. Sie hat mir vorgehalten, dass es schon ein Jahr her ist und ich endlich wieder ausgehen soll, weil Julia nicht gewollt hätte, dass ich allein bleibe.“
„Mom und Dad haben dich ins Herz geschlossen“, erwiderte Chuck, obwohl er sich dabei sehr unmännlich fühlte. Er zwang sich fortzufahren: „Zuerst lag es nur daran, dass du Julias Mann warst. Inzwischen ist es deinetwegen. Wir vermissen sie alle, aber wir wollen, dass du wieder glücklich wirst.“ Er war erleichtert, dass seine Kollegen von der Wache dieses Gespräch nicht mithören konnten. Sie hätten ihn ewig damit aufgezogen. „Mom und Dad haben recht. Julia hätte gewollt, dass du glücklich bist. Aber da ich mich gerade wie ein Weichei fühle, vergiss einfach, was ich gesagt habe.“
„Okay. Aber ich bin noch nicht so weit. Ich weiß nicht, ob ich je wieder bereit sein werde, nach vorn zu blicken.“ Anderson lenkte das Thema zurück auf Carly. „Was ist also mit dir und der Brandstifterin?“
„Sie möchte lieber als unglücklicher Feuerteufel bezeichnet werden.“ Chuck lächelte vor sich hin und dachte bei sich: Es wird bestimmt eine interessante Erfahrung, mit Carly Lewis den Januar über zusammenzuarbeiten.
4. KAPITEL
Um halb zwei am Dienstag stellte Chuck erfreut fest, dass die erste Präsentation des Projekts für Gefahrenbewusstsein sehr positiv verlief.
Er hätte sich auf seinen Lorbeeren ausruhen können. Doch das Einzige an ihm, was ruhte, war
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