Julia Saison Band 01
sein Blick, und zwar auf Carly, die an einem Tisch am anderen Ende der Turnhalle saß. Sie sprach gerade mit einer Schülergruppe, teilte Merkblätter aus und lachte. Nur in seiner Nähe war sie eher einsilbig. Offensichtlich war sie noch immer sauer auf ihn.
Schon seit dem frühen Morgen hielten sie sich in dieser Turnhalle auf. Anstatt es als Strafe anzusehen, schien Carly sich mit jedem gut zu unterhalten. Ganz besonders mit Bob, dem Feuerwehrmann, der neben ihr saß.
Bob war jung und Single, und Gerüchten zufolge mangelte es ihm selten an weiblicher Gesellschaft.
Chuck war der Ansicht, dass sie sich nach ihrer gescheiterten Ehe auf keinen Fall mit so einem Frauenhelden einlassen sollte.
„Sir, wenn ich mal Polizist werden will, was muss ich dann tun?“, erkundigte sich ein schlaksiger Junge.
Schon den ganzen Tag lang beantwortete Chuck solche und ähnliche Fragen. Er kannte die Antworten längst auswendig. Während er einige Merkblätter zusammenstellte, bemerkte er, dass Carly inzwischen allein mit Bob an ihrem Stand saß und herzlich lachte. „Hier findest du Informationen über Gesetzesvollzug, aber auch über Sicherheit im Internet, den richtigen Umgang mit Rabauken und so weiter.“
Der Junge nahm die Unterlagen und ging weiter zu den Sanitätern.
Der Rektor betrat die Turnhalle und verkündete: „Das war die letzte Schulklasse, Lieutenant. Wir möchten Ihnen danken. Die Kinder hatten jede Menge Spaß und haben viel dabei gelernt.“ Nach einem kurzen Gespräch ging er weiter zum nächsten Stand.
Chuck begann, seine Materialien einzusammeln. Carly tat dasselbe. Er beeilte sich, um sie abzufangen, bevor sie die Turnhalle verlassen konnte. Gerade als sie in ihren Mantel schlüpfte, erreichte er sie. „Siehst du, das war doch gar nicht so schlimm, oder?“
„Nein, Lieutenant. Sir.“
„Bitte, ich habe mich doch dafür entschuldigt, dass ich dir nicht von Julia erzählt habe.“ Er fühlte sich wie ein Zehnjähriger, widerstand aber dem Drang, verlegen mit den Füßen zu scharren.
Sie sagte nichts dazu, überraschte ihn aber mit der Frage: „Könntest du mir einen Gefallen tun?“
Vielleicht ist sie doch nicht so sauer, dachte er und versicherte: „Jeden.“
Sie zog einen Umschlag aus der Tasche. „Gib den bitte deinem Schwager.“
Ihre Finger berührten sich bei der Übergabe. Das gefiel ihm. „Was ist das?“
„Eine Entschuldigung.“
„Du warst genau der Mensch, den Anderson gebraucht hat. Jemanden, der ihn aufrüttelt, der sich nicht davon einschüchtern lässt, dass er Richter ist. Das Geplänkel mit dir hat ihm gefallen.“ Seine Stimme wurde sanft wie immer, wenn er über Julia sprach. „Wir alle vermissen meine Schwester, aber es ist ein Jahr her. Anderson muss darüber hinwegkommen und nach vorn sehen.“
„Aber das ist für manche Menschen leichter gesagt als getan.“
„Trotzdem …“ Chuck verstummte, sobald ihm bewusst wurde, dass es nicht nur um Anderson ging, sondern auch um Carly. Daher fragte er spontan: „Wie wäre es, wenn wir beide nach unserer nächsten Veranstaltung zusammen ausgehen?“
„Ausgehen?“
Ihre Verwirrung wunderte ihn nicht, denn er selbst war auch erstaunt. Er hatte nicht beabsichtigt, sie um ein Date zu bitten. Aber wer A sagt, muss auch B sagen . „Ja. Auf einen Drink.“
„Um zwei Uhr nachmittags? Da trinke ich keinen Alkohol.“
„Bis wir alles zusammengepackt haben, wird es eher halb drei.“ Er grinste.
„Und ich habe Kinder, die mich um halb drei erwarten.“
„Prima. Wir holen sie ab und gehen alle zusammen aus. In eine Pizzeria oder ein anderes kinderfreundliches Lokal.“
„Mein Exmann holt sie am Freitag von der Schule ab. Sie fahren übers Wochenende nach Cleveland zu seiner Mutter. Sie hat Geburtstag.“
„Warum hast du die Kinder dann überhaupt erwähnt?“
Verlegen erwiderte Carly: „Ich dachte, es wäre eine gute Ausrede, um deine Einladung abzulehnen.“
„Es ist mir ernst damit, dass Andy nach vorn blicken soll, und dasselbe trifft auf dich zu. Und was eignet sich besser, als mit einem der Besten von ganz Erie auszugehen?“
„Also ist es ein Date?“ Da er nicht sofort antwortete, fuhr Carly fort: „Ich will von vornherein Klarheit schaffen. Die Einladung verwirrt mich.“
Chuck sah aus den Augenwinkeln Bob, den Feuerwehrmann, nahen und stellte hastig Carlys Kiste auf seine eigene. „Komm, ich bringe dich zu deinem Auto.“ Auf dem Weg zum Ausgang sagte er: „Ich nehme an, dass du nach deinem
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