Julia Saison Band 01
verbrachten. Irgendwie musste es ihr gelingen, alles unter einen Hut zu bringen.
Und was ist mit Chuck ?
Wie sollte sie bei ihrem Pensum jemals einen heiß ersehnten Moment für ihn finden?
6. KAPITEL
Am folgenden Freitag, nach der vierten Projektveranstaltung, fragte Chuck hoffnungsvoll: „Hast du heute Abend zufällig Zeit, mit mir essen zu gehen?“
Am Dienstag hatte sich kaum Gelegenheit ergeben, mit Carly zu reden. Sie hatte nach der Veranstaltung unverzüglich nach Hause fahren müssen, weil eines ihrer Kinder krank geworden war.
Seitdem war er häufig in Versuchung geraten, sie anzurufen, und gerade deshalb hatte er es nicht getan. Eigentlich wollte er sich auch weiterhin cool geben und darauf warten, dass sie zugänglicher wurde, aber es gelang ihm nicht.
Sie lächelte. „Das wäre schön. Aber Dean kommt und holt die Kinder gegen sieben ab. Es wird ein Kampf, sie zu überreden, mit ihm zu fahren. Rhiana ist immer noch sauer auf ihn wegen des letzten Wochenendes. Er hat seitdem ein paarmal angerufen, aber sie wollte nicht mit ihm reden. Sean hat es zwar getan, aber auch nur widerwillig.“
„Das kann ich ihnen nicht verdenken.“ Chuck konnte nicht verstehen, dass ein Vater, der seine Kinder nur an Wochenenden sah, zugunsten einer Freundin auf das Umgangsrecht verzichtete. Oder dass ein Mann eine Frau wie Carly betrog.
Sie zuckte die Achseln. „Ich habe ihn nie wirklich verstanden, aber am allerwenigsten begreife ich, wie wenig Wert er darauf legt, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen.“ Sie holte tief Luft. „Aber ich habe keinen Einfluss auf sein Verhalten. Ebenso wenig wie Rhiana. Damit wird sie sich abfinden müssen. Ich sage ihr ständig, dass sie ihre Ansichten und ihr Outfit ändern kann, aber dass sie uns beide als Eltern am Hals hat, auf Gedeih und Verderb.“
„Meine Mutter hat auch immer solche nervigen Weisheiten parat.“
Carly lachte. „Ich habe mir mal geschworen, nicht so eine Mutter zu werden, die ihren Kindern ständig mit Plattitüden kommt. Trotzdem sprudeln all die Redensarten meiner Mutter wie von selbst aus meinem Mund. Sie würde sich königlich darüber amüsieren, wenn sie noch da wäre.“
„Es tut immer noch weh, oder?“
„Ja, ich vermisse sie. Meistens ist es mir nicht so sehr bewusst, aber als ich deine Mutter kennengelernt habe, ist alles wieder hochgekommen. Ich hatte gehofft, dass Deans Mutter mich mit offenen Armen aufnimmt. Aber obwohl Darlene und ich ganz gut miteinander auskommen, ist daraus nie eine so enge Beziehung geworden, wie ich mir gewünscht habe. Linda und ich sind uns bei dem einen Dinner nähergekommen, als Darlene und ich es je waren.“
„Das wäre ein großes Kompliment für meine Mutter. Ich soll dich übrigens bald mal wieder zum Essen mitbringen. Apropos – wir könnten doch heute Abend essen gehen, nachdem dein Exmann die Kinder abgeholt hat“, schlug Chuck vor. „Sieben ist nicht zu spät.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe ein Meeting vom Elternausschuss, und danach höre ich mir eine Band an, die wir vielleicht für den Valentinstanzabend buchen.“ Sie seufzte übertrieben theatralisch. „Das hat mir gerade noch gefehlt! Einen Abend für eine Horde liebeskranker Erwachsener zu planen, die sich nacheinander verzehren.“
„Ich fühle mit dir. Der Valentinstag ist der Fluch eines jeden Singles. Wenn man gerade mit jemandem liiert ist, muss man ihm etwas schenken, und er liest bestimmt mehr hinein, als einem lieb ist. Ich vermeide es immer, im Februar bis zum Vierzehnten mit jemandem auszugehen.“
„Du bist ja ein wahrer Romantiker“, spottete Carly.
„Das höre ich immer wieder. Aber zurück zu heute Abend. Ich kann doch mitkommen. Wir essen eine Kleinigkeit, hören uns die Band an und unterhalten uns.“
„In der Bar ist es zu laut, um sich zu unterhalten.“
„Dann essen wir eben in der lauten Bar und unterhalten uns nachher.“
„Denkst du dabei an eine ganz bestimmte Art von Unterhaltung?“, fragte sie bedeutungsvoll.
„Wenn du es möchtest, gern.“
„Dann ist es mir sehr recht, wenn du mitkommst und dir die Band anhörst. Anschließend werden wir sehen, ob wir Interesse daran haben, uns zu unterhalten .“
Carly war die Erste im Lehrerzimmer, in dem der Festausschuss des Elternrates tagte. Es war ein schlichter, aber gemütlich eingerichteter Raum mit Tischen und Stühlen, Kühlschrank und Mikrowelle.
Sie schaltete die Kaffeemaschine an und stellte einen Teller mit Cannoli auf den Tisch.
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