Julia Saison Band 11
miteinander umgehen. Außerdem war das, was zwischen ihm und Margaret gewesen war, schon ewig her. Obwohl er bezweifelte, dass er ihr jemals wieder vertrauen würde, waren sie beide erwachsen.
„Onkel Cole.“ Charlie zupfte an seinem Pullover. „Willst du Tante Megs Hand nicht nehmen? Sie hält sie dir schon lange hin.“
„Angst, dass ich dich fallen lasse?“, spottete sie leise mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Überhaupt nicht.“ Cole ergriff ihre Hand. Die intensiven Gefühle, die diese Berührung auslösten, beunruhigten ihn ein wenig.
Er begegnete ihrem Blick. Trotz seines Seitenhiebes von vorhin glaubte er nicht, dass sie ihn fallen lassen würde. Sie war viel zu professionell, um ihre Arbeit von persönlichen Animositäten beeinflussen zu lassen.
In weniger als einer Minute war Cole an die Maschine angeschnallt und ließ ihren Zauber wirken. Margaret und Charlie, der begeistert half, lehnten ihn mit Kissen an die Couch, damit er es bequem hatte.
„Und jetzt?“, fragte Charlie.
Cole wollte gerade vorschlagen, ein Basketballspiel im Fernsehen anzusehen, stockte aber. Das war immerhin der erste Abend seines Sohnes bei ihm.
„Können wir fernsehen?“, fragte der Junge und setzte sich zu ihm auf den Boden.
Bei Margarets schockiertem Gesichtsausdruck musste Cole ein Schmunzeln unterdrücken.
„Ich dachte, heute Abend wäre eine gute Gelegenheit, uns besser kennenzulernen“, erwiderte sie diplomatisch.
„Wie hast du dir das vorgestellt?“ Cole versuchte, nicht misstrauisch zu klingen. Er wollte aufgeschlossen bleiben.
Charlie verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht.“
Cole warf einen sehnsüchtigen Blick auf den großen Fernseher. Das Basketballspiel erschien immer verlockender.
„Meine Lieblingsfarbe zum Beispiel“, sagte Margaret unbeirrt von der fehlenden Begeisterung der beiden, „ist Grün. Und deine?“ Sie sah zu Charlie, doch der zuckte nur die Schultern.
Margaret wirkte traurig. Cole wusste, dass er dieses Spiel schnell beenden konnte, aber das wäre gemein. „Meine ist Blau.“
„Meine auch“, stimmte Charlie ein.
„Siehst du, das macht doch Spaß, oder?“ Margaret lächelte weiter, aber Cole hörte die Anspannung in ihrer Stimme und sah sie auf ihrem Gesicht.
„Es macht großen Spaß“, antwortete er.
„Es macht Spaß“, wiederholte der kleine Junge.
Cole grinste. Das war sein Sohn.
Margaret seufzte. In den nächsten dreißig Minuten erfuhren sie voneinander ihr Lieblingsessen, ihr Lieblingstier – sie alle mochten Hunde – und sogar, was sie abends am liebsten machten.
Als Charlie erzählte, dass er am liebsten auf dem Schoß seines Daddys saß, während der ihm „Taps, der Tollpatsch“ vorlas, schnürte es Cole den Hals zu.
„Du hattest einen tollen Daddy“, sagte Margaret. „Mein Daddy war auch toll.“
Unerwartet wanderte ihr Blick zu Cole. „Und deiner?“
„Er war super.“
„Hat dir dein Daddy auch ‚Taps, der Tollpatsch‘ vorgelesen?“, fragte Charlie Cole.
„Ich kann mich nicht erinnern.“ Okay, das war nicht ganz die Wahrheit, aber sonst würde Charlie nachfragen, und auf keinen Fall wollte Cole über die Leseschwäche seines Vaters sprechen.
„Ich glaube, es ist Zeit, Onkel Cole von der Maschine zu befreien.“ Margaret sah in Charlies Richtung. „Willst du helfen?“
Sofort hellte sich die düstere Miene des Jungen auf.
Cole spannte sich an, als Charlie aufsprang, aber Margaret hielt ihn zurück.
„Wir müssen vorsichtig sein“, sagte sie sanft, aber bestimmt. „Verstehst du?“
Ernst nickte Charlie. „Das kann ich, ich bin ganz vorsichtig.“
Cole atmete auf, als Margaret dem Kleinen geduldig zeigte, wie man die Gurte löste.
„Ich mache das“, verkündete er schließlich. Die Zunge zwischen seine Zähne geklemmt, löste Charlie vorsichtig nacheinander die Gurte.
Sobald er fertig war, poste er wie ein Wrestler, der einen Gegner besiegt hatte. „Ja!“
Margaret klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht.“
„Das habe ich gut gemacht, oder, Onkel Cole?“ Charlies Stimme zitterte.
„Das hast du wirklich.“ Stolz wuschelte Cole ihm durch die Haare.
Aber als es Zeit war, die Schiene wieder anzulegen, war er froh, dass Margarets kompetente Hände das übernahmen und ihn stützten, als er aufstand.
„Das hat Spaß gemacht, Tante Meg.“ Charlie lehnte sich an sie. „Kann ich dir wieder helfen?“
„Natürlich“, antwortete sie lächelnd.
Cole sah in das strahlende Gesicht seines Sohnes und
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