Julia Saison Band 11
patschnassen Händen aus dem Bad, weil er unbedingt den Tisch decken wollte.
Margaret holte das Geschirr aus dem Schrank und stellte es so auf die Arbeitsfläche, dass Charlie es gut erreichen konnte.
„Dein Gesicht ist ganz rot.“ Der kleine Junge nahm einen orangefarbenen Teller und starrte darauf, als wollte er sein Spiegelbild sehen. „Ist dir warm?“
„Ein bisschen.“ Aber eigentlich kämpfte Margaret gerade gegen ihre aufwallende Lust. Man könnte denken, dass es Jahrzehnte und nicht nur etwas über ein Jahr her war, seit sie einen Mann nackt gesehen hatte.
Zugegeben, Cole war nicht ganz unbedeckt gewesen, aber das Laken war gefährlich tief gerutscht. Der Anblick seiner muskulösen Brust und des Waschbrettbauchs war absolut sehenswert gewesen.
„Mir ist nicht warm.“ Charlie stellte den Teller vorsichtig auf den Tisch. „Aber mir ist auch nicht kalt. Mir ist genau richtig.“
Margaret verkniff sich ein Lächeln, weil er es so ernst sagte. Es würden gewiss auch Zeiten kommen, in denen er traurig wäre, aber er gewöhnte sich so gut ein, dass es garantiert das Richtige gewesen war, mit ihr und Cole zusammenzuziehen.
Wenn sie dafür mit dem Mann auskommen musste, der ihr einmal das Herz gebrochen hatte, war das ein geringer Preis.
Der Supermarktparkplatz war erstaunlich leer für einen Samstag vor Weihnachten. Margaret sah auf die Uhr am Armaturenbrett von Coles SUV. „Wir haben eine Stunde, bis wir Charlie abholen müssen.“
Cole warf ihr einen Seitenblick zu. „Er wirkte heute Morgen glücklich.“
„Das fand ich auch.“ Margaret löste ihren Sicherheitsgurt und öffnete die Tür, bevor sie sich zu Cole umdrehte. „Bis du sicher, dass du ohne Krücken zurechtkommst?“
Er hatte darauf bestanden, seine Gehhilfen zu Hause zu lassen, schließlich war die OP schon zwei Wochen her, und er musste nach vorn sehen.
„Es ist alles okay.“ Vorsichtig stieg er auf der Beifahrerseite aus.
Obwohl der Parkplatz geräumt worden war, knirschte Schnee unter Margarets Stiefeln. Es war gefährlich glatt.
Sie eilte um das Auto herum und nahm seinen Arm, als er die Beifahrertür schloss.
Schmunzelnd sah er ihr ins Gesicht. „Meg, Liebling, ich wusste gar nicht, dass du dir solche Sorgen um mich machst.“
„Das tue ich auch nicht, Cole, mein Schatz“, erwiderte sie in demselben übertrieben süßlichen Tonfall. „Aber wenn du auf deinen Ar… ähm, Hintern fällst, betrifft das nicht nur Charlie, sondern auch mich. Ich sorge nur dafür, dass das nicht passiert.“
Sie hätte schwören können, dass er innerlich lachte, aber wenigstens protestierte er nicht, als sie über den Parkplatz gingen. Es fühlte sich seltsam an, beinahe als wären sie ein Paar. Aber das war verrückt, besonders weil sie sich nicht daran erinnern konnte, sich ihm jemals so nah gefühlt zu haben, nicht einmal, als sie tatsächlich zusammen gewesen waren.
„Weißt du eigentlich“, sagte sie beiläufig, als sich die Automatiktüren des Supermarktes öffneten, „dass ich damals nie deine Hand gehalten habe?“
„Das liegt daran“, antwortete er, „dass du es nicht zugelassen hast. Du wolltest nicht, dass jemand von unserer Beziehung erfährt. Besonders keiner deiner Freunde aus der Ehrenverbindung.“
Für einen Moment war sie sprachlos bei der unterschwelligen Bitterkeit seiner Worte. „Das stimmt überhaupt nicht“, protestierte sie, als sie ihre Stimme wiederfand. „Du …“
„Meg. Cole. Was für eine nette Überraschung.“
Erschrocken drehte sich Margaret um.
Lexi Delacourt, die Sozialarbeiterin, stand neben einem vollen Einkaufswagen, ihr Ehemann Nick an ihrer Seite. „Ich hatte nicht erwartet, euch hier zu treffen.“
Die neugierigen Blicke der beiden sagten Margaret, dass sie eher überrascht waren zu sehen, dass sie Arm in Arm gingen.
Hastig ließ Margaret Cole los. „Im Haus gibt es keine Vorräte.“
„Also müssen wir uns den Supermarktgängen stellen, oder wir verhungern.“ Coles neugieriger Blick blieb an Nick hängen.
„Wo sind nur meine Manieren?“, rief Lexi lachend. „Meg hat meinen Mann bereits kennengelernt, aber du noch nicht.“
Schnell stellte sie die beiden Männer einander vor.
„Ein Anwalt für Familienrecht“, sagte Cole, nachdem er Nick die Hand geschüttelt hatte. Er warf Margaret einen kurzen Blick zu. „Ich wette, Sie fanden die Klauseln in Joys und Tys Testament sehr interessant.“
Margaret rutschte das Herz in die Stiefel. Er weiß es. Ohne dass sie ein
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