Julia Saison Band 11
erzählt?“
„Wie schon gesagt, ich habe es niemandem erzählt. Das war das Beste.“
„Ich wäre für dich da gewesen.“
Cole sah in ihre leuchtend grünen Augen. Wie einfach wäre es doch, wieder ihrem Zauber zu verfallen. Die Worte zu glauben, die ihr so leicht von den weichen Lippen gingen, zu denken, dass sie sich sorgte und er ihr vertrauen konnte.
Aber ein zweites Mal ließ er sich nicht täuschen. Margaret mochte ein netter Mensch mit guten Eigenschaften sein.
Aber ihr vertrauen?
Nein, nie wieder.
6. KAPITEL
Die nächste Woche verging für Margaret ereignislos. Das Leben in ihrem vorübergehenden Zuhause hatte sich eingependelt. Auch wenn ihr Charlie Sorgen machte. Der Junge hatte angefangen, wieder am Daumen zu lutschen, und wachte nachts weinend auf.
Gestern war er zum ersten Mal bei Dr. Allman gewesen, einem Psychologen, der ihnen wärmstens empfohlen worden war. Charlie schien die Zeit mit ihm zu genießen und erzählte, dass Dr. Pete cooles Spielzeug hatte.
Sie und Cole? Nun, diese Beziehung war noch eine Baustelle.
Nachdem er sich am Sonntag ihr gegenüber geöffnet und von dem Missbrauch in seiner Kindheit erzählt hatte, verstand sie ihn besser. Auch wenn er nicht erklärt hatte, warum er sie damals so einfach sitzen gelassen hatte, gab es jetzt viele mögliche Erklärungen.
Sie überlegte, ob sie ihn direkt fragen sollte, aber nach seinem Geständnis schien er noch reservierter.
„Was dauert denn so lange?“
Wenn man vom Teufel spricht.
Margaret sah von der Arbeitsplatte auf, wo sie gerade Gemüsehäppchen für Lexis Weihnachtsparty am nächsten Tag vorbereitete, und entdeckte Cole, der in der Tür stand. Einen Moment lang genoss sie seinen Anblick. Sie kannte keinen Mann, der in Jeans und Pullover so gut aussah. Die Schiene an seinem Knie bemerkte man kaum noch. Sie war zu einem Teil von ihm geworden, wie sein dunkles Haar und das kaum wahrnehmbare Grübchen an seinem Kinn.
„Charlie schickt mich, um dir zu sagen, dass wir das Leiterspiel aufgebaut haben. Jetzt fehlst nur noch du.“
Cole kam zu ihr und nahm sich ein paar schwarze Oliven von der Platte vor ihr.
„Hey!“ Sie klopfte ihm auf die Finger. „Die sind für morgen.“
„Ich dachte, Lexi kümmert sich um das Essen?“
„Schon, aber ich möchte nicht mit leeren Händen ankommen.“ Margaret seufzte gereizt.
„Wow, das ist gut.“ Er kaute genüsslich. „Schmecke ich da Krabben?“
Sie nickte. „Mit Schnittlauchfrischkäse, Zwiebelsalz und einigen anderen Zutaten.“
„Köstlich …“, seufzte er genießerisch.
„Freut mich, dass es dir schmeckt. Travis hat mir erzählt, dass Lexi auf Gourmetküche steht, also wollte ich etwas Besonderes mitbringen.“
Cole nahm sich noch eine Selleriestange, obwohl Margaret versuchte, sie ihm wieder abzunehmen.
„Bist du sicher, dass du die Platte nicht für uns hierlassen möchtest, damit wir drei sie genießen können?“, fragte er.
Wir drei.
Das klang nett, aber bald konnte sich Cole allein um Charlie kümmern, dann würde es keine gemeinsamen Abende mit Brettspielen mehr geben.
„Das Lächeln kenne ich“, sagte Cole. „Ich weiß, was du denkst.“
Lieber Himmel, hoffentlich nicht.
„Dann sag’s mir, weiser Mann“, erwiderte Margaret amüsiert.
Er nahm sich ein Radieschen, das sie zu einer Rose geschnitzt hatte, und biss ein Blütenblatt ab. „Du denkst, dass wir die Platte behalten und stattdessen eine Flasche Wein mitbringen könnten.“
„Du kennst mich zu gut.“ Erleichtert atmete sie auf, deckte die Platte zu und schob sie in den Kühlschrank.
„Das tue ich.“
Da war wieder der leicht spöttische Unterton. Hielt Cole Frauen mit Sarkasmus auf Abstand? Hatte ihn jemand so verletzt wie er sie damals? War das der Grund, warum sie das Gefühl hatte, er vertraute ihr nicht?
Obwohl sie jetzt unter einem Dach wohnten, wusste Margaret wenig über Coles Leben, seit er Jackson Hole verlassen hatte. Vielleicht wartete jemand Besonderes auf ihn.
Sie schloss die Kühlschranktür und wirbelte zu ihm herum. Am besten tat sie unbeteiligt. „Hast du eine Freundin?“
Wirklich unbeteiligt, Meg.
Seine Lippen zuckten. Offenbar fand er ihre offene Frage amüsant. „Hat diese plötzliche Neugier etwas mit deinem vereitelten Verführungsversuch zu tun?“
„Was?“ Margaret holte tief Luft und senkte die Stimme. „Das Verführen hast du übernommen, Mister. Und du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Ich bin mit niemandem zusammen“, sagte er
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