Julia Saison Band 11
verärgert. „Sonst hätte ich dich nicht angefasst. Was ist mit dir? Wartet in Omaha ein Arzt oder Anwalt auf dich?“
„Meine letzte Beziehung ist seit über einem Jahr vorbei.“ Margaret zuckte die Schultern. „Wir waren verlobt, aber ich habe sie gelöst, als ich gemerkt habe, dass ich ihn nicht liebe. Zumindest nicht genug.“
„Joy hat mal erwähnt, dass du nie geheiratet hast“, sagte er, als wäre es nicht ungewöhnlich, mit ihrer besten Freundin über ihren Familienstand zu sprechen. „Weil du aus so einer großen Familie kommst, dachte ich, du wärst längst verheiratet und hättest jetzt ein halbes Dutzend Kinder.“
„Das war mein Traum“, antwortete sie wehmütig. „Aber ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass das Leben selten so läuft, wie man es plant. Deswegen ist es so ein Segen, eine Mutter für Charlie zu sein. Er wird wohl mein einziges Kind bleiben.“
Cole verlagerte sein Gewicht und verzog das Gesicht. Dem schmerzhaften Ausdruck nach vermutete sie, dass ihm sein Knie Probleme bereitete.
„Du sagst, du bist im Moment mit niemandem zusammen.“ Margaret hatte ihre Antwort, also müsste sie nicht weiter nachfragen. Allerdings war sie neugierig, was er all die Jahre gemacht hatte. „Warst du verheiratet?“
Er schüttelte den Kopf.
„Warst du jemals nah dran?“
„Nicht wirklich.“ Er zuckte die Schultern. „Beziehungen brauchen Zeit, und nach dem College hatte mein Unternehmen Priorität.“
„Zu schade“, murmelte sie, obwohl es ihr ganz recht war. Allein bei dem Gedanken an Cole mit einer anderen Frau zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. „Ein Ziel zu haben und dafür hart zu arbeiten, ist gut, aber es gibt mehr im Leben.“
Sie entkorkte die Weinflasche, die auf der Arbeitsplatte stand, und schenkte ihnen beiden ein. Als Cole sein Glas hob, stieß sie mit ihm an. „Auf ein ausgewogenes Leben.“
„Prost.“ Coles Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er beugte sich zu ihr, als sie weitersprach: „Du weißt, was man sagt …“ Margaret brach ab, als sie der berauschende Duft seines Rasierwassers einhüllte. Sie atmete tief ein.
Cole stellte sein Glas auf die Arbeitsplatte und sah sie seltsam an. „Sag’s mir“, forderte er sie auf.
Margaret leckte sich über ihre plötzlich trockenen Lippen. Tu das nicht, sagte sie sich, aber trotzdem beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Nur Arbeit und kein Vergnügen machen aus Cole einen langweiligen Jungen.“
Statt verspielt klang ihre Stimme heiser und sexy.
Seine Augen verdunkelten sich. „Schlägst du vor, dass wir eine Affäre anfangen?“
Eine Affäre? Margaret widerstand dem Drang, hysterisch zu lachen. Wie kam er nur auf diese Idee? Obwohl der Gedanke, mit ihm zu schlafen, sehr … verlockend war.
Verlockend? Nein. Verrückt war das bessere Wort für seinen Vorschlag.
„Denn wenn dem so ist …“ Cole strich mit einem Finger seitlich ihren Hals entlang. Sein Mund war ihr so nah, dass sie seinen Atem an ihrer Wange spürte. „Wäre ich interessiert.“
Ihr Kopf zuckte zurück. „Das wärst du?“
„Du musst doch zugeben“, sagte er mit verführerisch tiefer Stimme, „dass der Funke zwischen uns noch da ist.“
Die Schauer, die ihr über den Rücken liefen, bestätigten seine Worte nur.
„Was ist mit Charlie?“ Sie verfluchte sich im Stillen dafür, dass sie so tat, als würde sie darüber nachdenken. Aber das tat sie nicht. Auf keinen Fall.
„Wir wären diskret.“ Coles Mund streifte ihren. „Er wird nichts davon merken.“
Margaret zwang sich, ruhig ein- und auszuatmen. Ihr ganzer Körper zitterte. „Was passiert, wenn ich ausziehe?“
„Dann überlegen wir neu“, sagte er. „Aber jetzt, wo wir zusammenwohnen, ist es einfach … zusammenzukommen.“
„Das ist eine große Entscheidung …“ Margaret gab sich innerlich einen Ruck. Sag einfach Nein. Sie trat einen Schritt zurück und stolperte dabei über ihre eigenen Füße.
Er hielt sie fest und lächelte sie locker an. „Keine Eile. Wir müssen ja nichts sofort entscheiden.“
„Hey“, rief Charlie aus dem anderen Zimmer. „Spielen wir jetzt?“
Cole nahm sein Weinglas. „Die Pflicht ruft. Kommst du?“
„Ich bin direkt hinter dir.“
Als er aus ihrem Blickfeld verschwand, nahm sie ihr Glas und starrte verwirrt in die dunkelrote Flüssigkeit, statt ihm nachzueilen.
Könnte sie eine rein sexuelle Beziehung mit dem Mann eingehen, den sie früher einmal geliebt und der ihr das Herz gebrochen
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