Julia Saison Band 11
„Ich konnte es mir nicht leisten, erwischt zu werden und aus dem Team zu fliegen. Außerdem wollte ich nicht den gleichen Weg einschlagen wie mein Stiefvater – der Alkohol hat sein Leben regiert.“
„Hast du Hunger?“, fragte sie plötzlich. „Wir haben im Kühlschrank noch etwas Geflügelsalat, und ich könnte uns dazu ein Sandwich machen.“
„Sicher, aber ich kann …“ Er wollte gerade aufstehen, als Margaret abwinkte. „Lass mich machen. Es dauert nur eine Minute.“
Bevor er protestieren konnte, war sie bereits auf dem Weg in die Küche und kam kurze Zeit später mit einem Sandwich für sie beide und etwas Obst zurück. Cole musste hungriger sein, als er gedacht hatte, denn der Geflügelsalat auf Vollkornbrot und die Apfelspalten mit Fruchtdip sahen wie ein Festmahl aus.
„Wow.“ Dankbar nahm er den Teller, den sie ihm reichte. „Danke.“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du leicht zufriedenzustellen bist?“
Cole überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Außer dir niemand.“
Er kaute immer noch, als Margaret ihr Sandwich zurück auf ihren Teller legte.
„Warum bist du wegen des Essens zu Partys gegangen?“, fragte sie. „Das ergibt für mich keinen Sinn.“
Cole schluckte seinen Bissen langsam herunter. „Essen ist wichtig, wenn man nicht genug bekommt.“
Margaret runzelte die Stirn. „Warum denn das? Dein Stiefvater hatte doch Arbeit.“
„Das stimmt. Wally hatte einen Job, zumindest wenn er hingegangen ist.“ Coles Augen wirkten dunkel und unergründlich in dem gedämpften Licht. „Aber das Geld, das er verdient hat, ist gleich wieder für Alkohol, Zigaretten und fürs Zocken draufgegangen. Essen im Haus zu haben für zwei Kinder, die nicht mal seine eigenen waren, hatte für ihn keine Priorität.“
„Oh Cole, das tut mir so leid …“
„Nicht.“ Er ergriff ihre Hand. „Ich habe dir das nicht erzählt, weil ich dein Mitleid wollte, sondern nur, damit du es verstehst.“
Viel zu schnell ließ er ihre Hand wieder los, lehnte sich zurück und tauchte ein Stück Apfel in den Fruchtdip. „Ich möchte, dass wir uns besser verstehen. Dazu müssen wir ehrlich sein.“
Abrupt legte Cole das Apfelstück zurück auf seinen Teller und wandte sich ihr zu. „Und ich denke dabei nicht an Charlie …“
Plötzlich loderte zwischen ihnen heißes Verlangen, und Margaret versank in Coles blauen Augen. Sie streckte ihre Hand aus, und er umfasste sie wieder. Diesmal hatte sie das Gefühl, dass er nicht loslassen würde. Was ihr nur recht war.
„Cole“, begann Margaret, aber bevor sie weitersprechen konnte, klingelte eines der Handys, die auf dem Couchtisch lagen.
Resigniert fragte sie: „Ist das deins oder meins?“
Sie hatten schnell festgestellt, dass sie nicht nur das gleiche Smartphone besaßen, sondern auch den gleichen Klingelton eingestellt hatten. Obwohl er versprochen hatte, das zu ändern, schien er noch nicht dazu gekommen zu sein.
„Ich bin nicht sicher.“ Cole warf einen Blick auf das Display. „Deins; es ist dein Bruder.“
Sie nahm ihm das Handy ab und sagte entschuldigend: „Da muss ich rangehen.“
„Natürlich“, erwiderte er. „Möchtest du etwas Privatsphäre?“
„Bleib ruhig sitzen.“ Sie nahm das Gespräch entgegen. Nach einigen Minuten wurde der Empfang endlich besser.
„Es hat zuerst überhaupt nicht nach dir geklungen“, sagte Zac. „Ich dachte, da wäre ein Mann dran.“
„Meine Stimme klingt vielleicht etwas tiefer, aber für einen Mann hat mich noch niemand gehalten“, antwortete Margaret lächelnd. „Frohe Beinahe-Weihnachten, Zac. Wie geht es dir?“
„Es ging schon mal besser.“
„Was ist denn los?“, fragte sie und fiel sofort in ihre Mutterrolle zurück.
Als Teenager war Zac sehr verschlossen gewesen, und man konnte seine Gefühlslage schwer deuten. Doch so angespannt, wie er jetzt klang, musste es etwas Ernstes sein.
„Ich bin über Weihnachten bei Elisabeths Familie“, sagte er. „Das ist los.“
Rauschen verschluckte seine Worte. „Zac, ich kann dich nicht hören. Ruf mich bitte auf dem Festnetz zurück.“
Schnell gab sie ihm die Nummer, bevor die Verbindung zusammenbrach.
Cole hob eine Augenbraue. „Schlechte Verbindung?“
Margaret seufzte frustriert. „Ist das was Neues?“
Kurze Zeit später klingelte das schnurlose Telefon.
„Tut mir leid“, sagte Margaret, als sie abnahm.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe auch mal in Jackson Hole gewohnt“,
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