Julia Saison Band 11
Wendy der lebende Beweis war. Es hätte also durchaus sein können, dass Katie sich in der Zwischenzeit die eine oder andere Waffe einer Frau zu eigen gemacht hatte, doch offensichtlich war dem nicht so. Aber das war in Ordnung. Dafür hatte Katie ja sie. Kopfschüttelnd bedeutete sie ihr, sich auf die Bettkante zu setzen. „Komm, meine Liebe, wir beide haben einiges zu besprechen.“
Katies innere Alarmanlage ging an. Wendy würde versuchen, sie zu verändern, doch im Gegensatz zu Wendy war sie nun einmal nicht der sexy kokette Typ. Wendy konnte problemlos jeden Mann dazu bringen, ihr aus der Hand zu fressen – und bevor sie Marcos kennengelernt hatte, hatte es einige Männer gegeben, die das getan hatten.
Doch für Katie bedeutete Flirten nur, jemanden zu benutzen, um das eigene Ego zu befriedigen, und darin konnte sie keinen Sinn erkennen. Dennoch wollte sie nicht undankbar erscheinen.
„Wendy“, begann sie zögerlich, „ich schätze durchaus, was du für mich tun willst, aber …“
Im Lesen zwischen den Zeilen war Wendy Meisterin, und so wusste sie sofort, worauf ihre Freundin hinauswollte. Es war jedoch eine traurige Tatsache im Leben, dass nette Mädchen häufiger leer ausgingen. Ein wenig Nachhilfe konnte in diesem Fall also nicht schaden. Und sie wusste auch genau, wie sie Katie ködern konnte.
„Wäre es dir lieber, wenn er an dieser verwöhnten Südstaatenschönheit hängen bleibt?“
Katie schüttelte den Kopf. Brittany würde Blake nur wieder ausnützen.
„Nein“, erwiderte sie voller Überzeugung.
Nichts anderes hatte Wendy erwartet. „Dann sind wir uns ja einig“, erklärte sie zufrieden. „Du wirst jetzt also lernen, wie man flirtet.“
Katie hatte keine andere Wahl – niemand hatte bisher in einer Debatte mit Wendy die Oberhand behalten, zumindest nicht direkt. Also entspannte sie sich und hörte sich an, was ihre Freundin zu sagen hatte. Dabei hatte sie nicht die Absicht, das Gehörte je in die Tat umzusetzen, aber Wendy zuzuhören war viel einfacher, als mit ihr zu diskutieren.
Zum Glück hielt Wendy ihren Vortrag kurz. In ihrer Lektion ging es um die Beherrschung eines sinnlichen Gesichtsausdrucks und bewundernder Blicke, außerdem sprach sie von den Vorzügen einer sexy Gangart mit schwingenden Hüften. Da Wendy ans Bett gefesselt war, blieben ihre Anleitungen jedoch aufs Mündliche beschränkt und ohne Anschauungsunterricht.
Als Katie gerade dachte, sie hätten nun alles durch, kam ihre Freundin plötzlich auf das Thema Kleidung zu sprechen.
Mit tadelndem Blick musterte sie Katie von Kopf bis Fuß. „Hast du auch noch andere Sachen eingepackt?“
Überrascht blickte Katie an sich hinunter. Sie trug einen dunkelblauen Rock mit passender Jacke und eine hellrosa Bluse darunter. Es sah frisch, zurückhaltend und professionell aus. Katie fand nichts an ihrem Look auszusetzen.
„Was gefällt dir an meiner Kleidung nicht?“, fragte sie.
Wendy wollte die Gefühle ihrer Freundin nicht verletzen, aber hier stand eine Menge auf dem Spiel – für sie alle drei. Falls Blake mit Brittany zusammenkam, würde es Katie das Herz brechen und Wendy selbst liefe Gefahr, wegen Totschlags eingesperrt zu werden. Brittany hatte sie schon immer bis aufs Blut gereizt.
Und am Schluss würde Blake mit leeren Händen dastehen, was für sein Ego – von seinem Herzen mal ganz zu schweigen – eine Katastrophe wäre. Daher war es äußerst wichtig, dass Katie diese Schlacht um Blakes Zuneigung gewann.
„Falls du dich als Marketingassistentin des Jahres bewerben willst, bist du super angezogen“, räumte Wendy ein. „Aber wenn du auch als Frau gesehen werden möchtest, brauchst du etwas Weicheres und vielleicht auch Anschmiegsameres.“
„Ich soll hier arbeiten“, stellte Katie klar, „und nicht mich anschmiegen.“
„Stimmt, aber das ‚Büro‘ ist ein Raum auf der Ranch meines Bruders Scott.“
Katie hatte keine Ahnung, worauf Wendy hinauswollte. „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“
„Blake hat improvisiert“, erklärte Wendy. „Und du machst jetzt das Gleiche.“ Anscheinend stand ihre Freundin immer noch auf dem Schlauch. Wendy deutete auf die beiden Türen am anderen Ende des Raumes. „Mach mal bitte meinen Schrank auf.“
Katie wollte Wendys Kleider nicht. Sie mochte ihre eigenen. „Wendy …“
„Widersprich einer werdenden Mutter nicht.“ Wendy deutete wieder auf den Schrank, diesmal wie eine Königin, die einem Diener befiehlt. „Aufmachen!“,
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