Julia Saison Band 11
wartete, bis Katie sich angeschnallt hatte, und fuhr dann los.
Während der Fahrt sagte keiner ein Wort.
Als Blake und Katie ihr Schlafzimmer betraten, bemerkte Wendy gleich, dass etwas anders war. Es war an ihrer Körpersprache zu sehen, an Katies Miene und auch am etwas unsicheren Blick ihres Bruders.
Es war etwas geschehen – doch was genau, das würde sie erst erfahren, wenn sie mit Katie unter vier Augen sprach.
Und das würde erst lange nach dem Abendessen der Fall sein, daran ließ Blake keinen Zweifel.
Sie konnte ihn schlecht wegschicken, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. Ungeduldig und frustriert musste sie sich damit abfinden, erst nach dem Dinner Antworten auf ihre brennenden Fragen zu bekommen.
In dem Zimmer, das sie zurzeit Tag und Nacht wie eine Gefangene bewohnte, nahmen sie zu dritt das Essen ein. Marcos hatte zu Wendys Entlastung eine nette ältere Frau namens Juanita als Haushälterin eingestellt. Sie servierte ihnen Speisen, die direkt vom Restaurant Red geliefert wurden, in dem Marcos Manager war.
Schon kurz nachdem sie zu essen angefangen hatten, ließ Wendy ihr schauspielerisches Talent erblühen und gab die leidende Schwangere. Mit schwacher Stimme klagte sie, dass sie schon den ganzen Tag unendlich müde sei, aber kaum habe schlafen können – eine Folge des ständigen Liegens.
„Aber nach diesem wunderbaren Essen, das mein liebender Mann uns von seinem Restaurant geschickt hat, werde ich vermutlich schlafen wie ein Stein“, schloss sie und unterdrückte ein weiteres Gähnen. Sie blickte zu ihrem Bruder. „Sollte ich mitten im Satz einschlafen, darfst du mir bitte nicht böse sein, Blake.“
„Dann gehe ich doch besser gleich“, erwiderte er und wich der Haushälterin aus, die das Geschirr abräumte. „Schlaf dich aus.“ Er beugte sich über seine Schwester und küsste sie auf die Wange. „Wir sehen uns dann morgen früh, wenn ich Br… – äh, Katie abhole.“ Er schaute die Frau an, die am Nachmittag eine solche Kettenreaktion bei ihm ausgelöst hatte. Noch immer versuchte er zu ergründen, was eigentlich genau passiert war und welche Bedeutung es haben mochte. Fürs Erste nickte er ihr jedoch nur kurz zu, als sei alles beim Alten. „Bis morgen, Katie.“
Katie nickte ihm ebenfalls zu, wobei sie kurz überlegte, ob sie mit ihm hinausgehen sollte. Dann entschied sie sich aber dagegen. Die Stimmung auf der Fahrt von Scotts Haus hierher war etwas gezwungen gewesen. Sie brauchten wohl beide eine kleine Pause.
Vielleicht würde morgen ja wieder alles normal sein – was immer das auch heißen mochte.
„Ja, bis morgen.“ Schon als sie die Worte aussprach, spürte sie, wie ihre Lippen in der Erinnerung an diesen Nachmittag leicht prickelten.
Als die Haushälterin und Blake das Zimmer verlassen hatten, drehte sie sich mit einem raschen, leicht besorgten Lächeln zu Wendy um. „Wir sehen uns dann auch morgen.“
„Nichts da, mein Fräulein“, hörte sie zu ihrer Überraschung ihre eben noch so schläfrige Freundin mit fester und gar nicht gespielt klingender Stimme sagen. „Du gehst nirgendwohin, bevor du mir nicht alles erzählt hast.“
Katie starrte sie perplex an. Vor drei Minuten war Wendy doch noch todmüde und erschöpft gewesen. „Wie kommt es, dass du plötzlich putzmunter bist?“
Wendy musste lachen, weil Katie sie nicht durchschaut hatte. „Hast du mir etwa geglaubt?“, fragte sie amüsiert. „Ich habe doch Blake die Erschöpfte nur vorgespielt. Ich kann dir ja schlecht in seiner Gegenwart gewisse Fragen stellen, also wollte ich, dass er geht. Aber wenn ich ihn direkt darum gebeten hätte, wäre er wieder beleidigt gewesen, die kleine Mimose.“
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Er beschwert sich bei jeder Gelegenheit darüber, dass ich gesagt habe, er würde hier herumhängen. Aber zurück zu dir … meine Güte, Katie, bekommst du denn gar nichts mit?“
Sie war normalerweise nicht der Typ, alles zu hinterfragen. „Schon, aber anscheinend nicht genug.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Entschuldige.“
Wendy machte eine ungeduldige Handbewegung und rutschte näher an den Rand des großen Doppelbetts. Sie interessierte sich jetzt nicht für Entschuldigungen, sondern nur dafür, warum sowohl ihr Bruder als auch ihre Freundin beim Betreten ihres Schlafzimmers so durch den Wind gewesen waren.
„Okay, ist gut. Jetzt leg los.“
Katie sah sie leicht verwirrt an. „Loslegen?“
„Ja.“ Wendy unterdrückte nur mit Mühe ein
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