Julia Saison Band 11
Wendy sah sie entgeistert an.
„Nein, ganz im Gegenteil. Er ist ein wundervoller Liebhaber mit unglaublicher Ausdauer. Wir haben zweimal miteinander geschlafen, und beide Male waren schöner, als ich es mir in meinen kühnsten Träumen ausgemalt habe.“ Viel zu gut für Brittany, dachte sie voller Bedauern.
„Warum machst du dann ein Gesicht wie ein kleines Kind, das gerade erfahren hat, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt?“, wollte Wendy wissen. Sie begriff noch immer nicht.
„Weil der Weihnachtsmann sich heute früh auf den Weg nach Atlanta zu seinem großen Date mit Brittany gemacht hat“, ergänzte Katie resigniert.
„Das ist doch nicht möglich!“
„Doch“, antwortete Katie müde. „Ich buche schließlich alle seine Reservierungen, also auch diese. Und da er sich heute Nacht irgendwann hinausgeschlichen hat und auch jetzt nicht da ist, gehe ich davon aus, dass er unterwegs nach San Antonio ist, um seinen Flug nach Atlanta zu erreichen“, erklärte sie bitter. Sie spürte, wie ihr Tränen der Wut in die Augen stiegen. „Er ist weg.“
„Und was wirst du jetzt tun?“, fragte Wendy.
„Tun?“, fragte Katie spöttisch und sah ihre Freundin an.
„Ja, tun “, wiederholte Wendy. „Nach deiner Schilderung hattet ihr beide gestern Abend offensichtlich viel Spaß. Und dann hat sich mein Bruder heimlich mitten in der Nacht aus dem Staub gemacht, ohne dir eine Nachricht zu hinterlassen. Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich“, behauptete Wendy kopfschüttelnd. „Anscheinend muss ihn irgendetwas an der Nacht mit dir richtig aufgewühlt haben. Weil er dich in einem völlig anderen Licht sah …“
„Allerdings, er hat mich nackt gesehen“, warf Katie zynisch ein.
„Also, noch einmal: Was gedenkst du zu tun?“
Katie sank aufs Bett. Frust, Schmerz, Verwirrung und auch Wut kämpften in ihr.
Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Was kann ich schon tun?“
„Zum Beispiel um ihn kämpfen?“, schlug Wendy vor, und mit dem Blick forderte sie Katie auf, nicht so schnell aufzugeben.
„Aber sieh doch“, begann Katie geduldig. „Wenn Blake mich nicht will …“
Wendy unterbrach sie. „Das bezweifle ich wirklich.“ Sie sah die Unsicherheit in Katies Augen. „Höchstwahrscheinlich hat mein Bruder Angst.“
„Angst“, wiederholte Katie sarkastisch. Ihr Tonfall machte deutlich, dass sie das für ausgemachten Unsinn hielt.
„Ja, Angst“, insistierte Wendy. „Mein Bruder redet sich die ganze Zeit ein, in Brittany verliebt zu sein, und dann entdeckt er gestern plötzlich deine Reize. Und zufälligerweise landet ihr beide dann auch noch im Bett. Ein Mann, der eine Frau liebt, schläft nicht voller Hingabe mit einer anderen Frau.“
„Ach was, das passiert doch ständig“, erwiderte Katie resigniert.
Aber Wendy blieb bei ihrer Meinung. „Blake nicht. Er ist der treue Typ. Kämpfe um deinen Mann, Katie“, feuerte sie ihre beste Freundin an. „Öffne ihm die Augen, damit er erkennt, dass er dich will und zu dir gehört. Was hast du schon zu verlieren?“
„Meine Würde vielleicht?“
Wendy schüttelte den Kopf. „Von deiner Würde kannst du dir auch nichts kaufen, wenn du allein zu Hause sitzt und darüber nachdenkst, was sein könnte, wenn du nur den Mut gehabt hättest …“ Ihre Stimme verlor sich, während sie Katies Reaktion beobachtete. Sie wusste doch, wie sehr Katie es hasste, für feige gehalten zu werden.
Und sie behielt recht.
„Okay“, rief Katie schließlich genervt aus. „Ich mache es! Aber wenn das in die Hose gehen sollte, dann werde ich zurückkommen und dich für den Rest meines Lebens jeden Tag quälen – und danach komme ich als Geist wieder und quäle dich bis in alle Ewigkeit.“
Wendy lächelte ungerührt. „Das schreckt mich nicht. Und jetzt ab mit dir, und sieh zu, dass du einen Flug bekommst.“ Sie scheuchte Katie mit einer Handbewegung aus dem Raum. „Juanita kann dich zum Flughafen fahren, wenn du fertig bist. Halte meinen Bruder davon ab, eine Riesendummheit zu begehen. Du bist das Beste, was ihm je passiert ist. Er darf jetzt nicht mehr vor sich selbst davonlaufen.“
„Wie du meinst“, erwiderte Katie voller Zweifel und verließ das Zimmer.
Wie sich herausstellte, bekam Katie wegen einer Unwetterwarnung für Atlanta erst am nächsten Tag einen Flug. Nachdem sie eine Nacht am Flughafen mit Nachdenken verbracht hatte, hatte sie das Gefühl, ihr würde jeden Moment der Kopf platzen.
Fazit ihrer Überlegungen war, dass sie nicht
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