Julia Saison Band 13 (German Edition)
vertreiben. Sie musste dieses Treffen hinter sich bringen, bevor das immer stärker werdende körperliche Begehren über ihren Rest Verstand siegte.
„Es ist gut, sich gegenseitig ein bisschen auf den Arm zu nehmen“, murmelte er mit einer leicht belegten Stimme, die sie ebenso verwirrte wie sein sexy Lächeln. „So läuft das auch im wahren Leben, dann bekommen wir gleich ein wenig Praxis.“
Ja sicher, Praxis. Genau das war ihr Plan. Oder etwa nicht?
„Genau.“
Unter dem Vorwand, einen Schluck Wasser trinken zu wollen, zog sie ihre Hand fort und leerte wenig ladylike das ganze Glas in einem Zug, verzweifelt bemüht, die Flammen zu löschen, die sie von innen zu verzehren drohten.
Eine ganz schlechte Idee, ihr „Du spielst mein platonisches Date, und alles ist rein geschäftlich“-Plan.
Aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Sie hatte heute Nachmittag schon mit Mattie gesprochen, die diskret vorgeschlagen hatte, Eve solle sich doch auf dem Probeessen mit einem Cousin vierten oder fünften Grades anfreunden. Da hatte Eve spontan die Wahrheit über Bryce und sich herausposaunt.
Nun ja, sie hatte der Wahrheit ein wenig nachgeholfen: dass sie jemanden kennengelernt hatte, dass sie sich regelmäßig sahen und dass er sie zu allen Hochzeitsfeierlichkeiten begleiten würde.
Mattie kam aus dem Staunen nicht heraus. Eve war sich bewusst, dass ihre Freundin die große Neuigkeit postwendend ihren neugierigen Freundinnen Linda und Carol mitteilen würde. Und richtig: Diese beiden riefen Eve kaum eine halbe Stunde später auf dem Handy an, doch sie war schon viel zu nervös allein bei dem Gedanken, Bryce jede Minute an der Tür zu empfangen, um auch noch die Fragen der jungen Frauen über sich ergehen zu lassen: „Ist er der Richtige? Sieht er gut aus? Hat er Geld? Werdet ihr heiraten, und wird er der Vater deiner Kinder?“
Sie mochte ihre Freundinnen sehr, doch konnte sie nicht verstehen, warum sie so eingleisig waren, wenn es ums Heiraten und die sagenhafte immerwährende Liebe ging – deshalb auch der Spitzname, den sie ihnen schon vor Jahren gegeben hatte: Brautmädels.
„Darf ich dir nachschenken?“
Bryce hielt den Wasserkrug hoch, doch sie schüttelte den Kopf. Sie musste den Abend wieder auf Kurs bringen.
„Nein danke. Ich würde jetzt wirklich gerne über unsere Vereinbarung sprechen.“
„Gut, dann an die Arbeit.“
Er holte Block und Stift aus seiner Hosentasche, kritzelte ein paar Überschriften und zeichnete Tabellen.
„Machst du dir Notizen?“
„Ich möchte sichergehen, dass ich keine Einzelheiten vergesse.“
Der angespannte Zug um seinen Mund legte sich, als er mit dem Stift auf den Block tippte. „Nun ja, ich muss sichergehen, dass ich mich an die Kleinigkeiten erinnere, und es macht sich immer bezahlt, ein wenig Arbeit zu investieren.“
An seiner Arbeitsmoral gab es nichts auszusetzen. Warum dann ihr leiser Zweifel, dass mehr dahintersteckte?
„Du hast von den Veranstaltungen gesprochen, zu denen ich dich begleiten soll. Erzähl mir doch etwas über deine Freunde.“
„Mattie ist die Braut. Sie ist Flugbegleiterin, dabei hat sie auch AJ kennengelernt.“
„Angus Kilbride ist AJ?“
„Angus James Kilbride. Jeder nennt ihn AJ.“
Bryce machte sich Notizen und hob dabei eine Augenbraue. Er schien sich zu fragen, ob es angemessen war, den größten Sport-Mogul Australiens zwanglos mit dessen Initialen anzusprechen.
„Gut. Und deine anderen Freunde?“
„Carol ist verheiratet mit Duane Boag, von dem du schon gehört hast. Größte Kette von Immobilienmaklern im Land. Und Lindas Mann ist Anton Schultz, der Juwelenkönig. Sie ist Publizistin, Carol ist Werbetexterin. Die Brautmädels sind unschlagbar.“
„Brautmädels?“
Er hob auch noch die andere Augenbraue. Eve lachte. „Ich nenne sie die Brautmädels. Seit Linda geheiratet hat, sind sie besessen vom Heiraten. Ich war Trauzeugin auf all ihren Hochzeiten, und zum Glück wird diese hier die letzte sein.“
Sie wartete auf den abgedroschenen Satz „Immer die Brautjungfer, niemals die Braut“. Doch zum Glück hielt Bryce sich zurück.
Er lachte. „Und wenn sie besessen sind vom Heiraten, versuchen sie dann, auch dich unter die Haube zu bringen?“
Sie nickte. Plötzlich erinnerte sie sich an die peinlichen „ganz zufälligen“ Vorstellungen von „passenden Freunden“ auf Lindas berüchtigten Abendgesellschaften, an Carol, die sie anflehte, sie zu Arbeitstreffen mit dem verzweifelten Single-Kollegen zu
Weitere Kostenlose Bücher