Julia Saison Band 13 (German Edition)
war gut, alles andere konnte nur in einer Katastrophe enden.
Das war keine gute Idee gewesen.
Das unbehagliche Schweigen während des Abendessens hatte ihn durcheinandergebracht, und anstatt AJs Unterlagen an sich zu nehmen und das Weite zu suchen, hatte er vorgeschlagen, die Dokumente hier bei einem Kaffee durchzugehen.
Das Problem war nur: Wie sollte er sich auf seine Arbeit konzentrieren, wenn Eve ihm gegenübersaß?
Nicht dass sie ihn von der Arbeit abhielt, ganz im Gegenteil. Er betrachtete sie heimlich. Sie saß an ihrem Laptop, während ihre Finger über die Tastatur flogen und sie Notizen auf einen überdimensionalen gelben Schreibblock kritzelte.
Ihr ganzer Schreibtisch war in Gelbtönen gehalten, bis hin zu einem riesigen Strauß gelber Rosen in einer Glasvase. Die Arbeitsatmosphäre war hell und sonnig, selbst an diesem dunkler werdenden Frühlingsabend. Er fragte sich, wie sie wohl seinen eigenen funktionalen und schnörkellosen Arbeitsplatz gestalten würde.
Ein solches Umfeld half ihm zu denken und Methoden anzuwenden, die seine Leistung optimierten. Er würde versagen, wenn er sich jetzt nicht auf seine Präsentation konzentrierte.
Als sie sich in ihrem Stuhl bewegte, schaute er rasch wieder auf seine Unterlagen. Doch sobald sie wieder ruhig dasaß, betrachtete er sie erneut.
Gedankenverloren spielte sie an ihrer Unterlippe. Er musste an sich halten, vor Verlangen nicht laut zu seufzen, so gerne hätte er sie berührt.
Sie musste ein Geräusch vernommen haben, denn sie schaute fragend zu ihm auf.
„Ich denke nach“, sagte er und streckte seine verschränkten Hände über dem Kopf, in der Hoffnung, sie würde ihm seine lässige kleine Show abkaufen.
Ihr Blick fiel auf seinen Oberkörper, und das auflodernde Interesse in ihren Augen verstärkte schlagartig sein Begehren, sie in die Arme zu nehmen.
„Wie kommst du voran?“
„Ganz gut.“ Er hielt seinen neusten Tablet-Computer hoch. „Diese neue Software ist toll.“
„Wäre sie auch für mich geeignet?“
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und schüttelte den Kopf. Es fehlte ihm gerade noch, dass sie einen Blick darauf warf und Fragen stellte.
„Das glaube ich nicht. Sie ist speziell für Werbeagenturen.“
„Ach so.“
Er sah ihren zweifelnden Blick und grub seine Finger in das Tischende, um Eve nicht auf der Stelle in den Arm zu nehmen und sich für sein unfreundliches Verhalten zu entschuldigen.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich arbeite schon den ganzen Tag daran, und mein Hirn ist völlig ausgebrannt.“
Sie runzelte leicht die Augenbrauen und winkte Richtung Bildschirm. „Mir geht es ähnlich. Der AFL ist wahnsinnig anspruchsvoll. Ich glaube, ich habe eine Schaffenskrise.“
„Das brauchst du nicht. Dein beruflicher Erfolg spricht für sich. Es wird dir glänzend gelingen.“
Dankbarkeit schimmerte in ihren Augen, bevor sie sich wieder dem Bildschirm zuwandte. „Danke für die Aufmunterung. Ich muss das jetzt durchziehen.“
Er betrachtete sie, wie sie ernst und beflissen dasaß, und fühlte sich augenblicklich in die Highschoolzeit zurückversetzt. Immer, wenn er mit Tony in ihre Küche gekommen war, hatte er Eve mit der Nase in den Büchern am Tisch sitzen sehen. Sie hatte ihm schon immer gefallen, sogar mit ihrer Kleidung und der entsetzlichen Brille. Etwas in ihren Augen und in ihrem scheuen Lächeln hatte ihn schon damals zutiefst berührt.
„Was ist eigentlich aus deiner Brille geworden?“
Argwöhnisch erwiderte sie seinen Blick. „Kontaktlinsen sind zeitgemäßer.“
„Ich erinnere mich noch, wie die Brille immer heruntergerutscht ist und du sie zurückgeschoben hast.“
Er erinnerte sich auch daran, wie es ihr gelungen war, Haushalt und gute Noten unter einen Hut zu bringen, und wie sie immer ein Lächeln und ein freundliches Wort auf den Lippen hatte, wenn ihr Vater und Tony zur Tür hereingekommen waren.
Sie war umwerfend gewesen – und war es immer noch.
„Erinnerst du dich daran?“ Rasch zog sie die Augenbrauen hoch. „Stimmt, du hast mich deswegen immer aufgezogen.“
Sein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort, und er verspürte den Drang, ihr die Wahrheit zu erzählen. Aber er konnte nicht. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie ihm entweder Mitleid oder Verständnis entgegenbringen. Überhaupt war es schon schwer genug für ihn, sich von ihr fernzuhalten. Was sollte er tun, wenn sie sentimental würde und ihn umarmte?
„Immerhin habe ich nicht
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