Julia Saison Band 13
mit zärtlicher Leidenschaft ansah.
„Möchtest du nicht wissen, warum ich außer mir war, als du unangemeldet vorbeigekommen bist?“
Ein weiches Lächeln umspielte seine Lippen. „Ist das so wichtig?“
Oh ja. Er musste es wissen; er musste alles über sie erfahren.
Sie schob seine Hände von sich fort. Sie konnte weder denken noch sprechen, wenn er sie berührte, so wundervoll das Gefühl auch war.
„Das hier ist mein wahres Ich“, flüsterte sie und fuhr mit den Händen an sich herunter. Bryce zog die Augenbrauen hoch,
„Ich bin nicht glamourös. Oder elegant. Oder irrsinnig cool.“
Ein vielsagendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Wenn ich mir deine sexy Kostüme betrachte, bin ich anderer Ansicht.“
Verlegen schüttelte sie den Kopf. „Die Kleidung, das Make-up, die perfekten Frisuren, das alles ist eine Illusion. Eine Maskerade für die Außenwelt.“
Sein Lächeln verschwand. „Aber du bist brillant. Und siehst fantastisch aus. Warum brauchst du eine Maske?“
Eve sank zurück auf das Sofa und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Wie konnte sie es ihm erklären, ohne dass er sie für verrückt hielt?
„Eve, sag es mir.“
Behutsam löste er die Hände von ihrem Gesicht und runzelte besorgt die Stirn.
„Es hört sich lächerlich an.“
„Bitte, versuch es.“
Sie atmete tief ein und hielt seine Hände umklammert, die ganz warm waren und ihr ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit gaben. „Mein neues Ich? Das verdanke ich dir.“
Er runzelte die Stirn. „Ich kann dir nicht folgen …“
„Tonys Party war der erste Abend, an dem ich ein Kleid, Lippenstift und Kontaktlinsen trug. Und du hast mich wie eine Frau behandelt, und ich fühlte mich großartig.“
„Und dann lief ich weg.“
Sie hoffte, ihr freundliches Lächeln würde seinen Worten etwas von ihrer Bitterkeit nehmen. „Eigentlich hast du mir sogar einen Gefallen getan. Die Zeit, die wir zusammen verbracht haben? Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt und wollte mich ab jetzt immer so fühlen. Und weil mir meine äußere Erscheinung ein gutes Gefühl gab und mir diese Art von Aufmerksamkeit einbrachte …“, sie zuckte die Achseln: „… habe ich alles unternommen, um mich zu verändern. Habe einen Beruf gewählt, in dem Leute mich beachten und mich wahnsinnig glamourös finden …“
Sie verstummte und fühlte sich plötzlich albern.
„Und?“
„Aber diese Frau, die bin nicht ich. Trotz allen Stylings bin ich immer noch unsicher und introvertiert und habe schreckliche Angst, dass mir jemand auf die Schliche kommt.“
Als Bryce die Stirn runzelte, fuhr sie fort. „Ich bin eine Schwindlerin. Ich verstecke mich hinter meinem Beruf, meiner Kleidung und meinem Image und erschrecke mich zu Tode, wenn mir jemand zu nahe kommt.“
„Aber warum?“
Sanft und ermutigend drückte er ihre Hände. Sie ahnte, dass sie ihm alles erzählen musste, dabei hätte sie sich am liebsten zurückgezogen und keinen Ton mehr gesagt.
„Weil ich alle Menschen verliere, die mir nahestehen.“
Jetzt war es gesagt. Sie hatte ihre tiefste Angst preisgegeben, doch anstatt sie zu bedrängen oder herabzusetzen, legte Bryce tröstend den Arm um sie.
„Hat das mit deinem Vater zu tun?“
„Mit meiner Mutter, meinem Vater, Tony – mit allen.“
„Und nicht zu vergessen mit mir. Auch ich bin weggegangen.“
Sie konzentrierte sich auf ein winziges Fädchen am Bund ihrer Jeans. Das aufsteigende Gefühl von Hilflosigkeit war ebenso überwältigend wie das nach dem Tod ihres Vaters, als ihr das Ausmaß ihres Verlusts erst richtig bewusst geworden war.
„Es hat weniger mit dir zu tun. Und meine Mutter starb, als Tony und ich noch Kleinkinder waren. Das war leichter wegzustecken als der Tod meines Vaters.“
„Aber da ist noch etwas, oder?“
Sie nickte seufzend. „Mein Vater hatte so viele Schulden, dass wir unser Haus verloren haben. Tony und ich haben vor dem Nichts gestanden. Und dann hat Tony noch eins draufgesetzt und ist ein paar Jahre später weggegangen.“
Bryce drückte sie fester an sich. „Und du bist alleine zurückgeblieben.“
Eve nickte und dachte zurück an die Leere, an ihre Angst und ihre Trauer.
„Deshalb habe ich mich verschlossen und niemanden an mich herangelassen. Es war das Risiko und den Schmerz nicht wert.“
Die Stille, die ihre Worte unterstrich, wurde schon bald unerträglich. Dann überwand sich Eve und sah Bryce an. Und was sie sah, verschlug ihr den Atem.
Offene Verletzlichkeit, ganz
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