Julia Saison Band 13
Sie sie Kunden genannt, so wie ich sie auch nennen würde.“
Wieder zuckte Daisy die Achseln. „Vielleicht haben Sie einen schlechten Einfluss auf mich. Ich bin heute ein bisschen mehr aufs Geld fixiert als sonst.“
Weil er sie dazu gebracht hatte, sich die gegenwärtigen Mietpreise in Las Vegas anzuschauen. Deshalb bekam Parker beinahe Gewissensbisse. Aber er hatte auch einen leicht erotischen Schauer verspürt, als sie ihn einen schlechten Einfluss genannt hatte. Er fühlte sich körperlich viel zu sehr zu ihr hingezogen.
„Ich werde niemandem verraten, dass Sie das böse K-Wort benutzt haben“, gab er zurück.
Sie verdrehte die Augen. „Das Wort an sich ist völlig in Ordnung, und ich habe es auch schon oft benutzt. Aber hier passt es einfach nicht her. Tillie hat mir gezeigt, wie wichtig diese Hochzeiten sind. Sie sind lebensverändernd, emotional. Manchmal habe ich sogar ein schlechtes Gewissen, überhaupt Geld von den Leuten zu nehmen.“
Parker stöhnte beinahe. Wie sollte Daisy jemals in einer Welt überleben, wo eine Wohnung Geld kostete, wenn sie ein schlechtes Gewissen dabei hatte, Geld für ihre Dienstleistungen zu verlangen? Als Geschäftsmann hätte er sie am liebsten an die Hand genommen, um ihr die Finanzwelt zu erklären. Rasch verbannte er diese Idee jedoch wieder. Er verschwendete hier ohnehin schon zu viel Zeit, und es war klar, dass sie nicht mehr Stunden mit ihm verbringen wollte als notwendig.
„Also, unterhalten wir uns über Tillie“, sagte er.
„Gut. Wir gehen in den Garten.“
Wahrscheinlich meinte sie damit das Stückchen Gras, wo gestern der Hochzeitsempfang abgehalten worden war.
„Was wissen Sie über meine Tante?“ Parker folgte Daisy hinaus. Die Sonne schien heiß vom Himmel. Es standen keine Tische mehr da, und jetzt erkannte er, dass der ‚Garten‘ eigentlich nur eine Attrappe darstellte. Ein billiger Grasteppich war dort ausgelegt, mit hier und da ein paar Grasbüscheln am Rand. In diesem Wüstenklima galt echter Rasen als Luxus. Mehrere Töpfe mit Sukkulenten und künstlichen Blumen standen strategisch verteilt auf dem Teppich, und alles zusammen vermittelte die Illusion eines Gartens, obwohl es im Grunde gar keinen gab.
„Sie hatte ein großes Herz“, erwiderte Daisy.
Wie Parker schnell merkte, würde das eine schwierige Angelegenheit werden. Aber was hätte er anderes erwarten sollen? Daisy hatte seine Tante offenbar geliebt.
„Wie lange sind Sie bei meiner Tante gewesen?“
„Seit meinem sechzehnten Lebensjahr. Neun Jahre.“
Erstaunt fragte er: „Sie sind mit sechzehn zu ihr gekommen? War Mathilda Ihre Pflegemutter?“
Sie lachte. „Die Bezeichnung hätte ihr gefallen. Nein, sie war bloß eine Frau, die ein Mädchen gesehen hat, das in sein Unglück rennt.“
Er wartete.
Daisy sah ihm offen in die Augen, holte dann tief Luft und schaute weg. „Es gibt eine Gerichtsakte über mich, Parker. Ich war im Jugendarrest und lebte auf der Straße, als Tillie mich aufgenommen hat. Ich rede nicht gerne von meiner Vergangenheit, aber wenn Sie Informationen über Tillie ausgraben, werden Sie auch auf meine Akte stoßen. Ich verheimliche nichts, ich gehe nur nicht damit hausieren. Wenn Sie etwas über Tillie erfahren wollen, ist es wichtig zu wissen, wie großherzig sie war. Sie hat uns alle bei sich aufgenommen.“
Parker fühlte sich, als würde ihm die Luft abgeschnürt. „Soll das heißen, dass Sie alle Straftäter sind?“
Verwundert schaute Daisy ihn mit ihren großen braunen Augen an. „Nein, bloß ich. Bei den anderen ging es um andere Dinge. Obdachlosigkeit und solche Sachen. Tillie hat uns gerettet.“
Ihrer Aussage nach war Tillie ein Engel gewesen. Aber da gab es ja auch noch die Geschichte mit dem Showgirl, dieses fragwürdige Tagebuch und die Tatsache, dass Mathilda aus seiner Familie ausgestoßen worden war.
„Es freut mich, dass meine Tante Ihnen geholfen hat, aber …“
Sie sah ihn an. „Ja?“
„Sie kann doch keine Heilige gewesen sein.“
Da fing Daisy an zu lachen, es klang bezaubernd. Aber, wie Parker sich ermahnte, sollte ihn das nicht interessieren. „Für Tillie wäre es eine grauenhafte Vorstellung gewesen, wenn jemand sie für eine Heilige gehalten hätte.“
„War sie auch vorbestraft?“, fragte er unverblümt.
„Ich weiß es nicht.“
Doch an ihren Augen erkannte er, dass sie irgendetwas wusste, was sie ihm nicht sagen wollte. Er konnte nachvollziehen, warum. Daisy war seiner Tante gegenüber loyal. Aber
Weitere Kostenlose Bücher