Julia Saison Band 13
nicht mehr leisten.
Genauso wenig wie Vertrauen in einen Mann. Daran dachte sie, als Lydia sie fragte, warum sie Parker nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
„Du solltest es ihm sagen“, meinte Lydia. „Man sieht es dir noch nicht an, aber wenn du es ihm sagst, würde er vielleicht …“
„Nein.“ Heftig schüttelte Daisy den Kopf. „Er würde es nicht verstehen. Und falls er etwas über meine Vergangenheit erfährt oder genauer darüber nachdenkt, dass wir illegal hier sind, könnte er mich womöglich anzeigen, weil ich als Mutter ungeeignet bin. Dann dürfte ich mein Baby nicht behalten.“ Ein schrecklicher Gedanke.
„Was sollen wir dann tun?“, fragte John.
Sie atmete tief durch, um nicht in Panik zu geraten bei der Vorstellung, wie abhängig ihre Freunde von ihr waren. Sie hatte große Angst, sie zu enttäuschen. Ob Tillie sich auch so gefühlt hatte? Flüchtig überlegte sie sogar, ob es Parker womöglich ähnlich ging, und einen Moment lang tat er ihr fast leid. Immerhin konnte er nichts dafür, dass er sie jetzt alle am Hals hatte.
„Na ja“, antwortete Daisy. „Erst mal muss ich mich übergeben. Keine große Sache, bloß meine übliche Morgenübelkeit. Und danach bereiten wir die nächste Hochzeit vor.“
Das Organisieren von Hochzeiten war für Daisy immer eine hervorragende Methode, um sich abzulenken. Auch wenn sie selbst nicht heiraten wollte, machte es ihr große Freude, Hochzeiten für andere zu planen. Seit sie ein Teenager gewesen war, hatte sie Tillie dabei geholfen.
Tillie hatte Hochzeiten geliebt. Indem sie ganz besondere Hochzeiten veranstaltete, spürte Daisy eine Verbindung mit ihr. Und die nächste sollte eine Hochzeit mit einem Märchenthema sein. Solche mochte sie ganz besonders. Entschlossen schob sie ihre eigenen Probleme beiseite und stürzte sich in die Vorbereitungen.
Erst als sie zu dem Teil kam, wo der Bräutigam/Prinz sein Gelübde ablegen und die Braut in die Arme nehmen sollte, fiel ihr wieder ein, wie sie sich gefühlt hatte, als Parker sie vorhin aufgefangen hatte. Sie hatte sich an seine breite Brust gelehnt, seine großen Hände auf ihrem Körper gespürt und …
Der Stift rutschte ihr aus. „Verflixt! Du wolltest, dass er dich küsst, oder?“ Jedenfalls hatte sie ihn küssen wollen. Ein furchtbarer Gedanke. Obwohl er ihr auch ein Lächeln entlockte. Was würde der steife Parker Sutcliffe wohl machen, wenn jemand wie sie plötzlich die Arme um ihn schlang und ihn küsste?
Wahrscheinlich würde er sie verhaften lassen oder gleich auf die Straße setzen.
Genau deshalb musste Daisy sich unbedingt von ihm fernhalten. Und auch aus einem anderen Grund.
Sie schaute auf ihren Bauch herunter. „Ich weiß ja nicht, was du jetzt alles schon so mitkriegst“, meinte sie zu ihrem Baby. „Aber auch wenn du nicht den besten Start ins Leben hattest, und dafür bin ich zum Teil mitverantwortlich, ich freue mich über dich und werde alles dafür tun, dass es uns beiden gut geht und ich mich nicht in Männer verliebe, die uns wehtun könnten. Wir werden immer zusammen sein, und wir schaffen das, dafür werde ich sorgen.“
Dennoch kehrte sie mit einem Seufzen an ihre Planung zurück, weil sie wohl nie erfahren würde, wie sich Parkers Lippen anfühlten.
Parker war nicht besonders gut gelaunt, als er am Nachmittag des folgenden Tages zu dem Haus seiner Tante kam. Er öffnete die Eingangstür. Schlossen die Leute hier denn niemals ab? Es ging schließlich um ihre Sicherheit. Jeder könnte einfach hereinspazieren und bis zu ihrer Wohnung vordringen. Und was sollten eine zierliche Frau und drei alte Leute dann tun?
Nun ja, das alles hatte sicher bald ein Ende. Und überhaupt, wieso machte er sich eigentlich so viele Gedanken? Daisy war eine Fremde, auf deren Bekanntschaft er keinen besonderen Wert legte. Ganz bestimmt hatte er keine Lust, sich für sie verantwortlich zu fühlen.
„Oh je, der Makler muss Ihnen schreckliche Dinge erzählt haben“, hörte er auf einmal Daisys sanfte Stimme hinter dem Klavier.
Parker ging hinüber zu dem alten, ramponierten Instrument, wo sie gerade einige Noten durchging. „Wie kommen Sie darauf?“
„Erstens sind Sie da, obwohl ich Sie nicht erwartet hatte. Und Sie machen ein finsteres Gesicht, was allerdings wohl nichts Ungewöhnliches ist.“
Richtig. In letzter Zeit hatte er oft düster gewirkt. „Ja, ich habe tatsächlich schlechte Nachrichten. Sie hatten recht. Die Maklerin meinte, es könnte schwierig werden,
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