Julia Saison Band 13
gemacht.“
„Sie sind mit ihm ins Bett gegangen.“
„Ich will mich nicht verteidigen. Ich war damals emotional sehr aufgewühlt, aber trotzdem. Ich bin erwachsen.“
Parkers Miene verfinsterte sich. „Er wusste genau, dass Sie nicht klar denken, und hat es ausgenutzt.“
„Nein“, widersprach Daisy bedauernd. „Das würde ich zwar gerne sagen, aber ich bin selbst verantwortlich für das, was passiert ist. Jedenfalls zum Teil. Natürlich mache ich ihm Vorwürfe. Allerdings nur deshalb, weil ich ihm vertraut habe und er abgehauen ist, sobald er gekriegt hatte, was er wollte. Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich ihn angerufen. Es war kein schönes Gespräch, und am nächsten Tag hat er sich eine neue Telefonnummer besorgt. Es ärgert mich, dass ich jemandem mein Vertrauen geschenkt habe, der es nicht wert war.“
Davon konnte Parker ein Lied singen. So leicht hätte er den Typen nicht davonkommen lassen. Er empfand sofort eine tiefe Abneigung gegen den Mann. Doch nicht nur, weil er Daisy im Stich gelassen hatte. Sondern vor allem, weil er eine Nacht mit ihr verbringen durfte, was Parker nie erleben würde.
„Er war ein Mistkerl“, beharrte er.
Sie fasste ihn am Arm. „Ich verschwende keine Zeit mit Selbstmitleid. Wozu? Ich muss mich auf die Zukunft konzentrieren und dafür sorgen, dass ich einen Job und ein Heim für mein Kind habe. Und dazu gehört im Moment auch, dass ich meine Verpflichtungen Ihnen gegenüber erfülle.“
Danach würde er gehen, so oder so.
Er sah sie an. „Sie sind ein ehrenhafter Mensch, Daisy.“
„Obwohl ich eine Weile lang unbefugt in Ihrem Haus gewohnt habe?“
„Ja.“
„Danke. Ich glaube, das ist das Netteste, was mir jemals jemand gesagt hat.“
Belustigt fuhr er weiter. „Besser, als dass Sie funkeln?“
„Das klingt so, als hätte ich auf meinem ganzen Körper Glitzer verteilt.“
Bei dieser Vorstellung kam Parker fast von der Straße ab. Glücklicherweise konnte er seine Gefühle wie immer gut beherrschen, sodass nichts passierte.
Na, das war doch sehr erfrischend, dachte Daisy. Und ziemlich beängstigend. Wieso hatte sie bloß diese Bemerkung über Glitzer auf ihrem Körper gemacht?
Die Antwort darauf war nicht angenehm. Parkers Besorgnis hatte sie aufgewühlt, genau wie seine Berührung. Diese Reaktionen gerieten allmählich außer Kontrolle. Sie musste die ganze Sache möglichst schnell zu Ende bringen. Bis zu Parkers Abreise würde ihr Leben ein großes Durcheinander sein, und davon hatte Daisy schon genug erlebt. Angefangen von ihrem Vater, der verschwunden war, dem Tod ihrer Mutter, ihrem Leben auf der Straße bis hin zu Tillies Tod und dem Baby.
Zärtlich legte sie die Hand auf den Bauch. „Du warst ein Unfall, aber ein wunderbarer Unfall“, flüsterte sie. „Ich werde dich nie im Stich lassen.“
Dann atmete sie tief durch. Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Durch Klaus’ Erinnerungen hatte Daisy die Idee für einen neuen Artikel bekommen. Sie wollte über seinen Nachtclub und die Tänzerinnen dort schreiben. Die Frauen der ‚Row‘. Einschließlich Tillie. Das sollte Daisys letzter Abschiedsgruß an ihre mütterliche Freundin werden.
Allerdings musste sie ihr Vorhaben mit Parker absprechen. Deshalb stand sie nun auch auf dem Gehweg vor dem Luxushotel, in dem er wohnte. Nach Daisys Anruf hatte er ihr eine Limousine geschickt. Auf der Fahrt mit dem riesigen, luxuriösen Wagen war ihr noch einmal sehr bewusst geworden, wie groß die Kluft zwischen ihr und Parker war.
„Mr Stenson bewohnt die gesamte obere Etage. Hier ist der Schlüssel zum Penthouse-Lift“, erklärte die Dame am Empfangstresen.
Offenbar hatte Parker sich unter anderem Namen hier einquartiert. Sicher wollte er vermeiden, dass er mit Fragen zu seiner Firma bombardiert wurde.
Daisy dachte an die Frauen auf den Fotos, die potenziellen Bräute, die alle modelhaft dünn, selbstsicher und elegant gewesen waren. Während der Lift hochfuhr, schaute sie auf ihren kurzen Rock und ihre Flipflops. Als die Tür sich öffnete, sah sie sich Parker gegenüber.
„Kirschen?“, fragte er mit einem Blick auf ihre Füße.
Daisy schaute auf. Er lächelte, und ihr Herz machte einen Sprung. „Alle Flipflops kommen mal dran.“
„Ah, eine Frau mit Gerechtigkeitssinn. Das gefällt mir.“ Seine Stimme war tiefer und weicher geworden.
Dennoch tat Daisy ihr Bestes, um weiterhin locker und flapsig zu bleiben. „Ich wette, Sie sind es gewohnt, dass alle Frauen
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