Julia Saison Band 13
würde“, meinte Parker.
Entrüstet erwiderte Lydia: „Natürlich nicht. Wenn sie kommen kann, dann tut sie es auch. Aber wir wissen nicht, wo sie ist. Ich habe Raymond angerufen. Sie hatte heute keine Tour als Reiseführerin.“
Einen Moment lang spürte Parker so etwas wie Panik. Er konnte sehr gut nachvollziehen, weshalb Daisys Truppe so nervös war. Doch dann fiel ihm etwas ein. „Recherchen. Sie hat mir erzählt, dass sie einen Artikel schreiben will, bei dem es auch um Tillie geht. Wahrscheinlich interviewt sie gerade Klaus oder irgendjemand anderen.“
„Wirklich?“ Nola sah aus wie ein kleines Mädchen, eifrig und ängstlich zugleich.
Obwohl er nicht ganz sicher war, versuchte Parker die Gruppe so gut es ging zu beruhigen. „Das hat sie mir jedenfalls gestern gesagt.“
Bewundernd schaute Nola zu ihm auf, tätschelte seinen Arm, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Er erstarrte. Noch nie hatte ihn jemand so behandelt. Oder zumindest nicht in dieser unschuldigen Art. Solche Zuneigungsbezeigungen waren in seiner Welt eher verpönt. Parker hatte nie gelernt, damit umzugehen, und ihm war klar, dass er vermutlich wie ein kalter Roboter wirkte.
Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. „Danke“, brachte er schließlich hervor.
Dann erblickte er auf einmal Daisy, die den Flur herunterkam. Sie hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, als wüsste sie, wie unbehaglich Parker sich fühlte.
„Parker hat uns gerade gesagt, dass du wahrscheinlich für einen Artikel recherchierst“, empfing John sie.
„Ja, ich habe ihm davon erzählt.“ Sie schien einer konkreten Antwort auszuweichen.
Wo war sie gewesen, und warum wollte sie nicht, dass jemand davon erfuhr? Parker erinnerte sich an ihre Bemerkung, dass Raymond ihr aus der Hand fressen würde, und plötzliche Eifersucht durchzuckte ihn. Sofort unterdrückte er diese jedoch wieder. Seine einzige Entschuldigung dafür war der Betrug von Evelyn, die geplant hatte, ihm ihr Kind unterzuschieben, damit er sie heiratete.
Aber Daisy wollte überhaupt nicht heiraten.
Parker war sich bewusst, dass er sich wie ein Idiot benahm. Vermutlich, weil er durch die Situation hier und die schwierige Lage der Firma etwas angespannt war. Schluss damit. Er hatte schließlich nur die Absicht, zu beobachten, wieso Kunden hierherkamen, obwohl es doch so viele andere Kapellen gab, die besser zu erreichen und schicker waren.
„Na, dann sollte Daisy sich jetzt mal zurechtmachen und ihr Koboldkostüm anziehen“, erklärte er.
John blickte verwirrt drein, und sie lachte. „Tut mir leid, da muss mir wohl ein Fehler unterlaufen sein, als ich Ihnen das erzählte. Das hier ist eine viktorianische Hochzeit. Mit einem passenden Kostüm würden Sie sich übrigens hervorragend einfügen. Sie haben die Ausstrahlung eines romantischen viktorianischen Helden.“
Parker wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Doch die anderen stimmten ihr zu. Dann ging jeder davon, um seine Aufgaben zu erfüllen. Jetzt, da Daisy aufgetaucht war, hatten sich alle beruhigt.
Mit erhobenen Brauen erkundigte er sich: „Es gibt also keine Kobolde? Ein Fehler?“
Daisy machte eine schuldbewusste Miene. „Na ja, Fehler ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. In Wahrheit habe ich Sie nur ein bisschen auf den Arm genommen. Passiert Ihnen das nie?“
„Eher nicht. Solche Beziehungen habe ich nicht.“
„Sie meinen, normale Beziehungen?“ Sie erschrak. „Vergessen Sie, dass ich das gesagt habe, ja? Aber ist das wahr? Kein Necken, nicht mal aus Spaß? Es sollte nämlich ein Spaß sein. Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen.“
„Vielleicht doch, ein kleines bisschen. Aber das ist schon in Ordnung“, erwiderte Parker mit einem flüchtigen Lächeln. „Ich weiß, dass ich manchmal etwas hochtrabend erscheine und es wahrscheinlich verdient habe, wenn man sich über mich lustig macht. Das heißt, gar keine Kobolde?“
„Einmal hatten wir eine irische Hochzeit mit Kobolden. Es war witzig.“
„Kann ich mir denken.“
„Beim nächsten Mal schicke ich Ihnen ein Video.“
Denn beim nächsten Mal wäre er in Boston, und entweder hätte er das Gebäude verkauft oder es einem Verwalter übergeben. Er hätte seine Firma und vielleicht auch eine passende Braut. Und Daisy würde ihr Baby bekommen haben.
Parker atmete tief durch. „Eine viktorianische Hochzeit.“
„Die Braut ist ein großer Fan von Jane Austen, und wir versuchen nach Möglichkeit
Weitere Kostenlose Bücher