Julia Saison Band 13
immer, solche Fantasien umzusetzen.“
Das merkte man ganz deutlich. Musik, Dekoration, Blumen und Kostüme entsprachen der damaligen Zeit, ebenso wie das Gelübde selbst.
Nach der Trauung kam Parker zu Daisy. „Wie machen Sie das?“
„Was denn?“
„Den Eindruck zu erwecken, als wären die Brautleute alte Freunde von Ihnen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist keine Zauberei. Wenn möglich, führe ich ein langes Vorgespräch mit beiden. Ich versuche, mich einen oder zwei Tage vor der Hochzeit mit ihnen zu treffen. Und auch, wenn wir nicht viel Vorlaufzeit haben, bemühe ich mich, vorher mit beiden Partnern über ihre jeweiligen Interessen zu sprechen. Wie sie einander begegnet sind, welche Träume sie haben. Alles, wodurch es eine persönliche Zeremonie wird. Jeder, der zu uns kommt, sollte eine unvergessliche Hochzeit erleben.“
„Was ist, wenn Sie die Leute nicht mögen?“
„Dann tu ich so, als ob.“
„Sie lügen.“
„Das ist keine Lüge. Nur weil mein erster Eindruck ungünstig ist, bedeutet das nicht, dass ich recht habe. Man kann sich so schnell täuschen“, entgegnete sie.
„Da haben Sie recht.“ Nach einer kurzen Pause fuhr Parker fort: „Sie sind sehr gut darin, so zu tun als ob.“
„Danke. Aber meistens ist es gar nicht nötig.“
Unwillkürlich fragte er sich, ob sie, wie die Frauen, die auf seinen Namen und sein Geld erpicht gewesen waren, auch nur so tat, als mochte sie ihn. Immerhin gehörten ihm das Gebäude sowie das Geschäft, das Daisy zum Überleben brauchte.
Er hasste solche Gedanken, doch diese Möglichkeit konnte er nicht einfach ignorieren.
Auf jeden Fall war Daisy sehr gut in ihrem Job. Es gelang ihr immer, die gewünschte Atmosphäre zu schaffen. Selbst wenn es schnell gehen musste. Kaum war alles von der viktorianischen Hochzeit beiseitegeräumt, eilte sie hinaus. Als sie zurückkam, hatte sie sich umgezogen.
„Cowboys und Cowgirls?“, erkundigte sich Parker.
„Ja“, antwortete sie. „Nolas Bein macht ihr mehr Beschwerden als sonst. Da Sie nun schon mal da sind, würden Sie eventuell ihren Part übernehmen? Oder darf der große Sutcliffe so etwas nicht tun?“
Ungläubig warf er ihr einen strengen Blick zu. „Ich glaube kaum, dass das eine gute Idee wäre.“
„Sie könnten es als eine Art vorgezogenes Halloween betrachten“, schlug Daisy vor.
„Halloween wurde im Haus der Sutcliffes nicht besonders großgeschrieben.“
Sie war verblüfft. „Nicht mal was ganz Einfaches? Zum Beispiel ein Bettlaken für ein Gespenst oder als Toga?“
„Normalerweise haben wir an Halloween die Stadt verlassen. Mein Vater wollte keine schmutzigen Kinder, die das Anwesen stürmten und nach Süßigkeiten verlangten.“
Fassungslos meinte sie: „Verzeihen Sie, aber das ist total verkorkst.“
Parker musste lächeln. „Ja, wahrscheinlich. Jedenfalls mir fehlt jegliche Erfahrung im Verkleiden. Ich würde Ihre Hochzeit bloß ruinieren.“
Daisy blickte zu ihm auf. „Nein, würden Sie nicht. Aber Sie haben recht. Es ist für einen Sutcliffe vermutlich nicht würdevoll genug, und falls es bekannt werden sollte, wären Ihre Vorstandsmitglieder mit Sicherheit entsetzt. Ich laufe schnell die Straße runter und bitte einen der Nachbarn um Hilfe. Oder wir machen es eben zu dritt. Das ist schon öfters vorgekommen.“ Sie wandte sich zum Gehen.
Um sie aufzuhalten, griff Parker nach ihrer Hand.
Erstaunt sah sie ihn an. „Wenn ich jemanden finden will, muss ich mich beeilen.“
Er fluchte gedämpft. „Nein, auf gar keinen Fall. Eine schwangere Frau sollte nicht laufen oder die Arbeit von zwei Leuten übernehmen.“
„Kommen Sie mir nicht auf die Sutcliffe-Tour, Parker. Ich habe noch einiges zu tun.“
„Stimmt. Und Sie haben recht. Ich benehme mich wie ein Vollidiot. Nola braucht Ruhe. Das alles zusammen ist wichtiger als meine mangelnde Halloween-Erfahrung, der Vorstand und meine Einstellung. Also, ich werde einspringen. Sagen Sie mir nur, was ich tun soll. Mich verkleiden? Eine Rolle spielen?“
Daisys Miene hellte sich erleichtert auf. „Sind Sie sicher?“
„Nein, gar nicht. Aber ich tu’s trotzdem.“
„Vielen Dank. Ich verspreche Ihnen, diese Hochzeit wird nicht so schlimm werden. Es ist bloß eine einfache Cowboy-Hochzeit.“
Parker hatte gesehen, mit welcher Leichtigkeit sie und die anderen in ihre unterschiedlichen Rollen schlüpften. Der bloße Gedanke daran, dass er Small Talk machen und schauspielern sollte, verursachte ihm leichte
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