Julia Saison Band 17
mit mir willst. Gegen ein gemeinsames Bett hast du nichts?“
„Ja. Genau. Ich will keinen Sex. Aber gleiches Bett.“
„Du möchtest also, dass wir uns das Bett teilen, aber nicht miteinander schlafen?“
Sie schlug die Hände vors Gesicht. „Das alles ist so peinlich. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, damals.“
„In Ordnung. Alles ist gut. Aber ich verstehe immer noch nicht. Erklär mir, warum wir im gleichen Bett schlafen müssen.“
„Ist doch klar. Wegen Einwanderungsbehörde.“
Jetzt übertrieb sie aber. „Ist das nicht etwas paranoid? Ich weiß ja nicht, wie es in deinem Land zugeht und was du dort erlebt hast. Aber ich kann dir versichern, dass die Behörden hier bei uns in den USA nicht überprüfen, ob Ehepaare im selben Bett schlafen.“
„Doch, Caleb. Sie können es herausfinden. Natürlich sie wissen nicht, was in Bett passiert, aber sie finden heraus, ob wir Bett teilen.“
„Wie sollten sie?“
„Ist einfach. Sie machen Kontrollbesuch, wann sie wollen. Ohne Warnung. Klopfen an Tür – vielleicht früh am Morgen. Dann sehen sie nach, ob meine Sachen in deinem Zimmer liegen. Sie führen Akte über mich. Wenn es viele Verdachte gibt, sie sagen, dass Ehe vorgetäuscht ist. Es ist besser, wir geben ihnen keinen Grund für Misstrauen.“
„Ich bitte dich, Irina. Dies hier ist Amerika. Das, was du da erzählst, kann unmöglich stimmen.“
„Vielleicht hast du recht. Aber ich höre solche Geschichten. Und ich will kein Risiko.“
„Aber im Augenblick wissen sie doch noch nicht einmal, dass wir überhaupt verheiratet sind. Daher dürfte es ziemlich unwahrscheinlich sein, dass sie morgen früh hier bei uns vor der Tür stehen.“
Verzweifelt darüber, dass er sie nicht verstehen wollte, schluchzte sie leise auf. „Es ist einfach besser! Wir müssen es von Anfang an richtig machen. Alles. Nur so kann niemand merken, dass Ehe nicht echt ist.“
Caleb fand, dass sie aus einer Mücke einen Elefanten machte, doch an ihrem gequälten Gesichtsausdruck und den nervös ineinander verschränkten Händen erkannte er, dass sie wirklich große Angst hatte. Was mochte sie nur in ihrem kurzen Leben schon Schreckliches erlebt haben? Was hatte sie so geprägt, dass sie derartig eingeschüchtert und ängstlich war? Wieso hielt sie es für vollkommen plausibel, dass irgendjemand im Morgengrauen vor ihrer Tür stehen und sie in ihr Heimatland abschieben könnte? In ein Land, in das sie unter keinen Umständen zurückkehren wollte.
Sie sollte ihren Willen haben. Auch wenn er es etwas bizarr fand, mit einer Frau in einem Bett zu schlafen, ohne Sex mit ihr zu haben, würde er ihr zuliebe mitspielen. Wenn es ihr dadurch besser ging und sie aufhörte, ihn so verängstigt anzusehen, war er gern bereit, dieses Opfer zu bringen.
„Also gut. Wenn es dir so wichtig ist, dann schlafen wir eben im selben Bett.“
Erleichtert atmete sie auf und sah ihn glücklich an. „Oh, Caleb, danke. Vielen Dank!“ Sie griff nach seiner Hand – und bemerkte im gleichen Moment, dass sie ihn angefasst hatte. Sie zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. „Oh. Entschuldigung.“
Verlegen sah sie zu Boden. „Ich bin sehr dumm.“
„Nein, das bist du nicht.“ Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, um sie zu trösten, doch er widerstand diesem Impuls. „Irina, komm, sieh mich an.“
Zögernd blickte sie auf. „Doch, bin ich dumm. Ich hätte dir alles vorher erklären müssen. War falsch, es nicht zu sagen.“
„Irina.“
„Ja?“ Traurig sah sie ihn aus großen, dunklen Augen an.
„Es ist okay. Wir haben doch alles besprochen.“
„Ist gut.“ Sie lächelte tapfer. „Ich bin froh.“
„Möchtest du nun noch etwas Champagner?“
„Nein. Kein Champagner mehr. Sonst ich bekomme Kopfweh.“
„Dann schlage ich vor, dass du dich fertig fürs Bett machst.“
„Ja. Natürlich. Fertig fürs Bett.“ Müde erhob sie sich. Caleb sah seine Braut an. Obwohl ihr hochgeschlossenes Kleid alles andere als verführerisch war, fand er sie wunderschön. Ihre Taille war schmal und ihre Brüste klein und fest. Mit ihrem hochgesteckten Haar und dem kecken Pony, der ihre Augen manchmal geheimnisvoll verdeckte, erinnerte sie ihn ein wenig an eine Prinzessin aus einem alten Märchen.
Er griff nach der halb leeren Champagnerflasche.
„Ich bin gleich zurück.“ Sie drehte sich um und verschwand im Bad, während er sich Champagner nachschenkte und genüsslich einen Schluck trank.
Weitere Kostenlose Bücher