Julia Saison Band 17
bringen.
„Sicher. Komm doch herein.“
Sie trat ein, schloss die Tür hinter sich und baute sich vor seinem Schreibtisch auf.
„Also? Was gibt es?“, versuchte er, einen leichten Ton anzuschlagen, auch wenn ihm klar war, dass diese Unterhaltung vermutlich nicht gut enden würde.
„Ich habe gehört, dass du ein ereignisreiches Wochenende hattest.“ Ihre Stimme bebte vor Wut.
Caleb war klar, dass er offen sein musste. „Ja, das stimmt. Ich war in Vegas. Und habe dort geheiratet.“
„Und zwar deine seltsame ausländische Haushälterin, nicht wahr?“
„Sie heißt Irina. Und sie ist jetzt meine Frau.“
„Warum?“
„Nun, weil ich sie liebe. Weshalb denn sonst?“ Die Lüge kam ihm unerwartet leicht über die Lippen.
Doch Emily glaubte ihm kein Wort. „Schwachsinn!“, zischte sie. „Du bist ein Mistkerl, Caleb!“
Vermutlich hätte er es irgendwie anders anstellen sollen. Doch jetzt war es zu spät. „Emily, hör mal …“
„Ja? Was soll ich mir denn anhören? Noch vor einer Woche bist du jeden Tag mit mir ins Bett gegangen, und dann hattest du nicht einmal den Mumm, mir ins Gesicht zu sagen, dass es aus ist. Oder mir eine SMS oder E-Mail zu schicken. Stattdessen muss ich hier im Büro erfahren, dass du eine andere geheiratet hast! Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?“
„Okay, du hast recht. Es war nicht richtig von mir. Ich entschuldige mich.“
Sie lachte bitter auf. „Mit einer einfachen Entschuldigung kommst du mir nicht davon.“
„Was soll das heißen?“
„Warte ab. Du wirst schon sehen …“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. „Grüß deine Braut von mir.“
„Verdammt, Emily …“
Doch sie hatte den Raum schon verlassen und hörte ihn nicht mehr.
Langsam stand Caleb auf, um die Tür hinter ihr zu schließen. Danach ließ er sich seufzend auf seinen Schreibtischstuhl fallen und dachte darüber nach, was für ein Idiot er gewesen war. Und darüber, was sie damit gemeint haben könnte, dass eine Entschuldigung ihr nicht reichte.
Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken.
Kurz darauf kam sein Bruder Gabe herein, der zweitälteste Sohn der Familie, der als Anwalt für BravoCorp arbeitete. Auch er gratulierte Caleb zur Hochzeit.
„Es tut mir so leid, dass Mary und ich nicht kommen konnten.“ Gabe hatte seine Frau Mary im Frühjahr des vergangenen Jahres kennengelernt, und drei Monate später waren sie verheiratet gewesen. Sie lebten auf einer kleinen Ranch, die Mary von ihrem ersten Ehemann geerbt hatte. Sie liebte das Landleben, und obwohl Gabe eigentlich lieber in der Stadt wohnen wollte, hatte er sich Mary zuliebe auf der Ranch niedergelassen.
„Kein Problem“, beruhigte Caleb ihn. „Es war ja auch sehr kurzfristig.“
„Nein, daran lag es nicht. Ginny hatte eine schlimme Ohrenentzündung.“
Ginny war Marys einjährige Tochter aus erster Ehe.
„Die arme Kleine! Ich hoffe, es geht ihr inzwischen besser.“
„Ja. Dank des Antibiotikums ist das Schlimmste überstanden. Wie wäre es, wenn du und Irina am Donnerstagabend zu uns auf die Lazy H Ranch kommen würdet? Mary und ich würden gern eine Flasche Champagner köpfen, um auf eure Hochzeit anzustoßen. Wir hätten nicht gedacht, dass unser Familien-Casanova jemals unter die Haube kommen würde.“
„Wie bitte? Wer soll denn dieser Familien-Casanova sein?“
„Na, ich jedenfalls nicht. Nicht mehr. Ich bin sehr glücklich mit Mary. Bevor ich sie kannte, wusste ich gar nicht, was mir fehlt.“
Caleb lachte. „Fläschchen geben um zwei Uhr morgens und eine heruntergekommene Ranch?“
„Ich liebe die Kleine.“
„Das weiß ich doch.“
„Und die Lazy H Ranch ist gar nicht mehr so schäbig. Du wirst es ja sehen, wenn ihr uns besucht. Also, Donnerstag?“
„Gern. Aber ich muss erst Irina fragen. Ich sage dir morgen Bescheid.“
Als Caleb einige Stunden später nach Hause fuhr, hatte er die unerfreuliche Unterhaltung mit Emily bereits vergessen.
Irina wartete mit dem Abendessen auf ihn. Nach dem Essen sahen sie etwas fern. Beide lachten schallend, als plötzlich Victor in einem Werbespot erschien und einen Hustensaft anpries. In dem Spot trug er ein Bärenkostüm – eine Anspielung auf den Spitznamen, den er beim Football hatte: der Balkan-Bär. Victor war ein legendär guter Verteidiger und gleichzeitig ein liebevoller Familienvater. Die ideale Kombination, um lukrative Werbeaufträge zu bekommen.
„Ist er nicht süß, mein Cousin?“, fragte
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