Julia Saison Band 17
Prinzessin ein und dieselbe Person.“
„Es sieht so aus. Sie haben von ihrem Leichnam Proben genommen. Genau wie von den sterblichen Überresten von Prinz Laslo.“
„Wie ist dein Vater – ich meine, Prinz Laslo – denn gestorben?“
„Er wurde festgenommen und ermordet, als er versuchte, wieder nach Argovia einzureisen.“
„Dann wollten er und die Prinzessin zurück? Sie hatten doch im Exil gelebt, nicht wahr?“
„Ja. Als Jugendlicher war Prinz Laslo nach Spanien geschickt worden, damit er in Sicherheit ist. Dort traf er die Baroness Sekelez, die ebenfalls im Exil lebte. Sie verliebten sich, heirateten, und schon bald darauf wurde sie schwanger.“
„Aber warum wollten sie nach Argovia zurückkehren? Wie konnte der Prinz seine Frau und sein ungeborenes Kind dieser Gefahr aussetzen?“
Irina sah ihn traurig an. „Weil sie glaubten, sie seien dazu verpflichtet. Die alten Gesetze Argovias besagen, dass der König des Landes auf argovischem Boden geboren sein muss.“
„Willst du damit sagen, sie sind heimgekehrt, um das Geburtsrecht ihres Kindes zu sichern?“
„Ja. Und dabei wurde der Prinz geschnappt und ermordet, während die Prinzessin sich und ihr Kind retten konnte. Diese Geschichte ist seitdem eine bekannte Legende in Argovia. Und weil im Laufe der Jahre immer wieder Leute behauptet haben, das Kind von Laslo und Dafina zu sein, hat die Regierung schon vor Jahren DNA-Proben von den beiden Toten genommen. Bis jetzt haben sie aber nie übereingestimmt.“
„Eine unglaubliche Geschichte“, stellte Caleb beeindruckt fest. Zärtlich streichelte er Irinas Gesicht und gab ihr einen Kuss. „Was verspricht Daisy sich von dieser Sache?“
„Eine Story. Meine Lebensgeschichte. Sie sagte, mit dieser Geschichte über die Golacek-Prinzessin würde sie ganz groß herauskommen. Seit über zwei Jahren hat sie dafür recherchiert, und sie ist sich absolut sicher, dass ich die Thronfolgerin bin. Sie möchte für ‚Vanity Fair‘ die Exklusivrechte an meiner Geschichte und plant sogar, später ein Buch darüber zu schreiben.“
„Ein ganzes Buch?“
„Ja. Über die Lukovics und die Golaceks. Die Lukovics waren seit Generationen sehr loyale Dienstboten des Königshauses. Als die Golaceks gestürzt wurden, sind die Lukovics mit ihnen in die argovischen Berge geflohen, wo sie sich in einem Gehöft versteckten. Dort wurde Prinz Laslo geboren. Genau wie Vasili, den ich für meinen Onkel gehalten habe. Die beiden wuchsen gemeinsam auf und hatten ein sehr enges Verhältnis.“
„Dann besteht für Daisy also kein Zweifel an deiner Identität?“
„Nein. Sie sagt, sie will mir helfen, meine Ansprüche durchzusetzen. Als Gegenleistung möchte sie, dass ich einen Vertrag unterschreibe, der ihr die Exklusivrechte an meiner Geschichte gibt.“
Caleb sah sie fragend an. „Und was möchtest du?“
Irina schluchzte leise. „Oh, Caleb, ich würde am liebsten ganz weit fortlaufen und mich verstecken. Ich möchte … meine Familie behalten. Meinen Cousin Victor, meine Tante und meinen Onkel. Es ist furchtbar, denken zu müssen, dass sie gar nicht zu mir gehören. Ich kann es kaum ertragen, dass sie nicht mehr meine Familie sein sollen. Sie sind doch alles, was ich habe!“ Er konnte hören, dass sie mit den Tränen kämpfte.
„Pst.“ Beruhigend küsste er sie auf die Stirn. „Du weißt, dass dein Onkel und deine Tante dich sehr geliebt haben. Und Victor würde sich für dich umbringen lassen. Egal, was auch passiert, sie werden immer ein Teil von dir sein, den dir niemand nehmen kann.“
„Es fühlt sich an, als würde meine ganze Welt zusammenbrechen. Alles ist plötzlich ganz anders, und ich bin nicht mehr der Mensch, der ich immer zu sein glaubte, sondern auf einmal eine Prinzessin. Das macht mir Angst! Ich möchte lieber, dass alles so bleibt, wie es immer war. Doch gleichzeitig möchte ich die Wahrheit wissen. Ich bin hin- und hergerissen.“
Caleb drückte sie fest an sich. „Was auch geschieht, du bist immer noch der gleiche Mensch. Und du brauchst nichts zu tun, was du nicht willst.“
Trotz der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht erkennen, in dem die Augen noch größer und dunkler zu sein schienen als sonst.
„Ich weiß. Und es ist ja richtig. Aber …“ Sie stockte. Vielleicht wusste sie nicht, wie sie sich ausdrücken sollte.
Caleb wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu beschützen. Schon wieder eine neue Seite an ihm, die er früher nicht gekannt hatte. „Hat diese Daisy sich
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