Julia Saison Band 17
hatte sich entschieden. „Letzten Montag, während du bei der Arbeit warst, stand plötzlich eine Frau vor der Tür. Eine Journalistin. Ihr Name ist Daisy English. Und sie hat behauptet, dass ich nicht die Person bin, die ich immer geglaubt habe zu sein.“
11. KAPITEL
„Was zur Hölle soll das heißen?“ Caleb konnte es nicht fassen.
Irina schmiegte sich noch enger an ihn. „Genau das habe ich auch gefragt.“ Sie hielt einen Moment inne, bevor sie fortfuhr. „Zuerst habe ich alles abgestritten. Habe ihr gesagt, dass mein Name Irina Bravo ist und ich vor meiner Hochzeit Irina Lukovic hieß. Ich habe die Namen meiner Mutter und meines Vaters und auch die von meinem Onkel und meiner Tante genannt.“
Caleb hätte sie am liebsten gefragt, weshalb sie der Frau nicht einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Doch ihm war klar, dass die kluge Irina gute Gründe gehabt haben musste, um so eine groteske Unterhaltung fortzusetzen.
„Dann zeigte Daisy mir ein Foto. Es war eine Vergrößerung der Bilder in meinem Medaillon. Von meiner Mutter und meinem Vater.“
„Wirklich?“
„Ja. Und sie sagte, dass sie nicht Dafina und Teo Lukovic hießen. Sie waren Kronprinz Laslo Golacek und seine Braut, Prinzessin Dafina.“
„Wow!“
„Genau das habe ich auch gedacht. Wow! Doch dann habe ich gesagt, dass das unmöglich ist. Dass ich weiß, wer ich bin. Und zwar nicht diese Irina Golacek. Ich bin keine verlorene Prinzessin, sondern eine ganz normale Frau.“
„Da ist ein ‚G‘ auf deinem Medaillon“, wandte Caleb behutsam ein.
„Ja, ich weiß. Oh, Caleb, ich weiß!“
„Und der Vorname deiner Mutter war Dafina.“
„Und der meines Vaters Teo. Die Abkürzung für Teodore. Der mittlere Name des Thronfolgers.“
„Dann hast du die Journalistin hereingebeten, richtig?“
„Ja. Sie sagte mir, sie würde einen Artikel für ‚Vanity Fair‘ schreiben.“
„Hat sie dir ihre Karte gegeben?“
„Ja, warte, ich hole sie.“ Doch bevor Irina aufspringen konnte, hatte Caleb sie wieder an sich gezogen.
„Später. Meinst du, diese Frau hat die Wahrheit gesagt?“
„Darüber denke ich natürlich auch schon die ganze Zeit nach. Sie hat eine Menge Details gewusst, die nicht allgemein bekannt sind. Den zweiten Namen meiner Mutter, zum Beispiel. Und ihren Mädchennamen – Sekelez. Als sie fort war, habe ich natürlich sofort im Internet nachgeschaut.“
„Und?“
„Daisy English arbeitet bei einer kanadischen Zeitung, die ‚The Globe and Standard‘ heißt. Und sie hat als freie Journalistin schon für sehr viele große Zeitschriften geschrieben. Ich habe einige Artikel gelesen. Sie waren alle sehr … aufsehenerregend. Offenbar schreibt sie gern über Reiche, über Mordfälle und über Angehörige des Adels.“
Er drückte Irina noch fester an sich. „Wie soll es jetzt weitergehen?“
„Ich weiß es nicht. Es gibt so vieles, das ich bedenken muss.“
„Zum Beispiel?“
„Daisy sagte, dass es um eine Menge Geld geht. Geld, das auf einem Schweizer Konto liegt und nur darauf wartet, von dem Erben des königlichen Geschlechts der Golaceks abgeholt zu werden. Ich müsste nur beweisen, dass ich das Baby bin, mit dem Prinzessin Dafina schwanger war, als sie verschwand.“
„Aber wie könntest du das beweisen?“
„Mit einem DNA-Test.“
„Dafür braucht man aber doch auch eine Probe der Eltern, oder nicht?“
„Stimmt. Man weiß, wo Prinzessin Dafina begraben wurde. Sie liegt auf einem Friedhof in Terejevo, gar nicht weit von dem Haus, in dem mein Onkel und meine Tante …“ Ihre Stimme erstarb. „Nicht weit vom Haus der Lukovics entfernt“, korrigierte sie sich.
„Woher weiß man das?“
„Die argovische Regierung hat Unterlagen darüber. Sie wussten, dass die Lukovics, die als Royalisten bekannt waren, die Prinzessin bei sich aufgenommen haben und ihr eine neue Identität verschafften.“
Langsam fügte sich in Calebs Kopf alles zusammen. „Das heißt, als die Soldaten kamen und Victors Eltern umbrachten …“
„Ja, Tòrja und Vasili waren tatsächlich Anhänger des Königshauses. Erst viele Jahre später, als irgendjemand sich die Mühe machte, die alten Akten durchzusehen, fiel auf, dass Vasili Lukovic ein Einzelkind war.“
„Ein Einzelkind, das fünf Jahre lang seine vermeintliche Schwägerin bei sich aufgenommen hatte.“
„Ja. Bis zu ihrem Tod.“
Inzwischen war Caleb überzeugt davon, dass die Geschichte der Journalistin wahr war. „Dann sind deine Mutter und die
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