Julia Saison Band 17
zu ihren Kursen kam.
Wenn ein Beitrag über das Jahr von Georgia lief, erinnerten sich die Leute regelmäßig auch an Dan. Dann versuchten die Medien wieder, Näheres über ihn herauszufinden. Wie sich zeigte, traf er sich seit Monaten mit derselben Frau. Wenigstens er hatte es geschafft, eine feste Beziehung einzugehen.
Allmählich hatte Georgia genug. Sie mochte Alex nicht mehr höflich anlächeln und in seinen Digitalrekorder sprechen, als wäre alles bestens. Das war es nämlich ganz und gar nicht. Ständig musste sie an ihn denken, ob er sich gerade in ihrer Nähe aufhielt oder nicht. Sie saß im Zeichenkurs, betrachtete ein fantastisch gebautes männliches Aktmodell und war in Gedanken bei Alex. Seine breiten Schultern, die sanfte Kurve an seinem Halsansatz … Ihre Zeichnungen glichen nie dem Modell, sondern stets dem Mann, mit dem sie in Göreme geschlafen hatte.
Hypnose, Meditation oder Bogenschießen wie heute – jede Woche probierte sie etwas Neues aus. Richtig gut fühlte sie sich allerdings nur, wenn Alex den Raum betrat. Es dauerte immer ein paar Sekunden, bis ihr einfiel, dass sie keinen Grund zur Freude hatte. Für diese kostbaren Sekunden lebte sie. Sie war derart verspannt, dass sie Casey bat, Massagetermine zu buchen. Die halfen, wenn auch nur vorübergehend.
Alex erzählte beiläufig von den Arbeiten in seinem Garten. Georgia betrachtete das Foto auf seinem Handy und verbarg ihren glühenden Neid auf den Landschaftsgärtner, der alles tun durfte, was sie gern selbst getan hätte. „Toll“, sagte sie nur.
Bei einer anderen Gelegenheit spielte Alex ihr den soeben fertiggestellten Beitrag über Kappadokien vor. Sie ertrug es kaum. Nicht nur wegen der Erinnerungen, sondern auch wegen seiner unbeteiligten Miene. Es war ebenso ärgerlich wie beneidenswert, dass Alex die Gabe besaß, Gefühle einfach so abzuschalten.
„Guter Schuss“, bemerkte er jetzt.
Georgia bedankte sich, obwohl sie seinen Tonfall herablassend fand. Während ein Mitarbeiter der Sportschule den Pfeil aus der Zielscheibe zog, schnappte sie sich einen neuen Pfeil. Die Amazonen mussten beeindruckende Muskeln gehabt haben. Sie selbst trainierte diese Sportart nur einmal pro Woche und hatte immer einen höllischen Muskelkater. Oder war ihr Herz verantwortlich für die Schmerzen?
„Weiter links“, murmelte Alex, als sie erneut zielte.
„Willst du ernsthaft den Besserwisser spielen?“
Er trat dicht hinter sie, legte ihr eine Hand auf den ausgestreckten Bogenarm und die andere Hand auf den angewinkelten Zugarm. Dann dirigierte er sie minimal nach links. „Nur ein paar Millimeter.“
„Spricht da der Profischütze?“, murmelte sie.
Als er lachte, spürte sie seinen warmen Atem an ihrem Nacken. Prompt bekam sie eine Gänsehaut.
„Könnte man so sagen.“
„Bestimmt weißt du das, weil du jahrelang Wettkämpfe im Bogenschießen bestritten hast.“ Kaum hingen die Worte in der Luft, wurde Georgia bewusst, dass sie mit ihrer Ironie vielleicht den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Diese Sportart war etwas für Einzelkämpfer. Genau richtig für Alex.
„Du fehlst mir“, sagte er unvermittelt, die Hände noch immer auf ihren Armen.
„Dir fehlt der Sex.“
„Nein, den könnte ich überall kriegen.“
Wie charmant!
„Ich vermisse dich, Georgia. Die Gespräche mit dir, deinen Humor … Ich wollte dich nur einen Moment lang fühlen.“
Stocksteif stand sie da, den Blick auf die Zielscheibe gerichtet. Es fiel ihr unendlich schwer, sich nicht an ihn zu schmiegen. „Und? Genug gefühlt?“
„George …“
Ihr Bogenarm zitterte leicht. Sie zwang sich, ihn still zu halten.
„… musst du es so ausdrücken?“
„Wie wäre es dir denn lieber? Du willst also keine Beziehung, bist aber nicht darüber erhaben, auf meine Kosten ein bisschen zu fühlen ?“
Alex nahm die Hände von ihr. „Ich hasse das hier.“
„Selber schuld. Die Regeln stammen ja von dir.“
„Ich kann mich nicht daran erinnern, Regeln aufgestellt zu haben.“
„Zwischen den Zeilen.“ Georgia ließ den Bogen sinken. Wenn sie abgelenkt war, konnte sie unmöglich schießen. Allerdings drehte sie sich nicht zu Alex herum. „Oder hast du deine Meinung über Beziehungen geändert?“
Er zögerte. „Können wir uns nicht langsam vortasten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln?“
Jetzt wandte sie sich doch um. „Soll das eine Einladung zu einem Rendezvous sein?“
Sofort war er auf der Hut. „Ich … Nein. Sind wir nicht schon ein
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