Julia Saison Band 17
gewusst, was abgeklärte Leute an ihrer Stelle sagen würden. „Letzte Nacht war … einmalig.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich? Und du musst das Land verlassen, um eine Wiederholung zu vermeiden?“
„Ich wollte dich nicht verletzen.“
„Na klar“, schnaubte Alex. „So ist es ja auch viel schonender für meine Nerven.“
„Leider habe ich wenig Erfahrung im Abwickeln von Begegnungen “, schnappte Georgia ebenso sarkastisch zurück.
„Dafür hast du aber schnell gelernt, wie man sich aus dem Staub macht.“
„Ich mache mich nicht …“
„Doch, tust du“, schnitt er ihr das Wort ab. „Warum bist du eigentlich so sicher, dass ich eine zweite Runde anbieten wollte?“
„Nun, ich … Du hast Wein mitgebracht.“
Alex hob die Flasche hoch. Auf dem Etikett prangte ein Bild von einem Ballon, der über Kappadokien schwebte. „Ein Souvenir. Für mich habe ich auch eine Flasche gekauft.“
Oh.
„Angenommen, ich hätte nicht bei dir geklopft. Hättest du mir erzählt, dass du abreist?“
„Natürlich!“ Allerdings erst im letzten Moment. Und er schien es zu wissen.
„Du musst nicht abreisen, Georgia. Wenn du die letzte Nacht bereust … okay. Wir können uns aus dem Weg gehen und wie geplant bis morgen bleiben. Dies ist deine Reise. Du wolltest sie schon lange machen.“
„Ich kann nicht …“ Hierbleiben, mit dir, ohne wirklich bei dir zu sein. „Ich muss los.“
„Du vertraust mir nicht.“
„Doch.“ Georgia seufzte. Sie kannte niemanden, dem sie mehr vertraute. Nicht mal Dan.
„Wo liegt dann dein Problem?“ Er sah sie forschend an. „Könnte es sein, dass du dir selbst nicht traust?“
Ihre Augen weiteten sich. Sie konnte es einfach nicht leugnen.
„Das ist es, richtig? Du befürchtest, dass du deine Prinzipien über Bord wirfst, wenn du bleibst.“ Alex trat dicht vor sie hin. „Wenn du mich willst, warum rennst du dann weg?“
„Ich will dich nicht“, log sie.
„Lügnerin.“
„Das mit uns war ein Irrtum. So hast du es selbst genannt, weißt du noch?“
Er runzelte die Stirn, als könnte er sich tatsächlich nicht erinnern.
„Außerdem ist es doch egal, ob wir es heute oder morgen beenden. Oder willst du das Verfallsdatum deiner Affären lieber selbst bestimmen?“
Alex schüttelte den Kopf. „Ich will es nur verstehen. Dich verstehen, Georgia.“
„Morgen hätten wir ohnehin Schluss gemacht, oder? Dies hier ist nicht echt. Wir sind an einem traumhaften Ort, wie du ganz richtig gesagt hast. Was zwischen uns war, geht ohnehin spätestens bei der Landung in London zu Ende. Was bedeuten ein paar Stunden mehr oder weniger unter Freunden?“
Seine Augen verengten sich. „Freunde?“
„Es sei denn, ich habe dich missverstanden.“ Sie fasste sich ein Herz: „Falls du dir etwas Langfristiges vorstellst, wäre jetzt der richtige Moment, es zu sagen.“
Er presste die Lippen aufeinander.
Georgia wartete länger, als für ihre Selbstachtung gut war. „Siehst du“, meinte sie schließlich mit einer Gelassenheit, die sie nicht empfand. „Wir sind uns einig. Ich mache von meinem Recht Gebrauch, mich zu entscheiden. Und ich entscheide mich dafür, zu gehen.“
„Ich schätze, ich sollte dir danken.“
„Wofür?“
„Weil ich diesmal wenigstens nicht vor zweihundert Menschen stehen und ihnen etwas erklären muss.“
Das kann man doch gar nicht vergleichen, dachte Georgia verdutzt. Oder? „Ich lasse dich nicht sitzen.“ Doch, irgendwie tat sie das schon. „Wir werden uns in London ja weiterhin sehen.“
„Rein geschäftlich, wie gehabt.“
„Eine andere Möglichkeit gibt es wohl nicht?“ Sie sehnte sich danach, dass Alex ihr widersprach. Dass er ihr sagte, wie viel sie ihm bedeutete, und sie bat, bei ihm zu bleiben. Als Paar. Aber er würde es nicht tun, das wussten sie beide.
Vorsichtig legte er die Weinflasche in ihren Koffer. „Wir sehen uns in London“, sagte er und verließ das Zimmer.
10. KAPITEL
November
ZACK.
Ihr Pfeil traf die Zielscheibe. Nicht in der Mitte, aber immerhin. Georgia ließ den Bogen sinken.
Das Jahr war wie im Flug vergangen. Alex und sie behandelten einander höflich, wie zu Beginn ihrer Zusammenarbeit. Er tauchte nur bei so vielen Terminen wie unbedingt nötig auf. Von seiner Neigung, deutlich mehr Material aufzuzeichnen, als er brauchte, war nichts mehr zu spüren. Dennoch übertraf die Beliebtheit seiner Beiträge bei Radio EROS alle Erwartungen. Georgia vermutete, dass er nur deshalb notgedrungen weiter
Weitere Kostenlose Bücher