Julia Sommerliebe 0020
nicht gerade einfacher. Aber Gina und Maria sind bestimmt keine Reporterinnen. Findest du nicht, dass du ihnen gegenüber ehrlich sein solltest?“
Seufzend lehnte Seb sich zurück und schloss die Augen. Wie sollte er Ricco klarmachen, dass er sehr genossen hatte, endlich wie ein ganz normaler Mensch behandelt zu werden und nicht wie ein Prominenter? Er wollte nicht, dass Gina und Maria sich von seinem Namen oder seinem Geld beeindrucken ließen. Jetzt sahen sie ihn so, wie er war.
„Ich werde ihnen die Wahrheit sagen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.“
„Wie du meinst.“ Ricco war deutlich anzuhören, dass er die Entscheidung missbilligte. „Übrigens treiben sich vor deinem Apartment immer noch Reporter herum. Einige sind sogar hierher in die Klinik gekommen.“
Inzwischen belästigte die Presse also sogar seine Familie. Verärgert rieb Seb sich die Stirn. „Das tut mir leid.“
„Nicht weiter schlimm. Ich wollte dir nur Bescheid sagen. Offiziell bist du gerade in Übersee. Na ja, das stimmt ja auch irgendwie.“ Ricco lachte leise.
„Danke.“
„Gern geschehen, cugino. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit den beiden entzückenden Frauen. Und sag ihnen, dass du nicht der Hausmeister bist.“
Seb verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Er versuchte, Riccos Rat zu vergessen und stattdessen an den vor ihm liegenden Abend zu denken. Es hatte ihn überrascht, dass Gina und Maria sich nur ein kleines Zimmer in einem preisgünstigen Bed and Breakfast teilten. Andererseits war das nicht der einzige Hinweis darauf, dass sie über wenig Geld verfügten. Trotz seines beruflichen Erfolgs wusste Seb noch genau, wie es war, von der Hand in den Mund zu leben. Um die beiden nicht in Verlegenheit zu bringen, ließ er die Designer-Anzüge im Schrank hängen und kleidete sich leger, was er auf Elba ohnehin meistens tat.
Da Maria und Gina gern Fisch und Meeresfrüchte aßen, hatte Seb ein gutes Restaurant ausgesucht, das für sein ausgezeichnetes Essen und eine entspannte, fast familiäre Stimmung bekannt war. Er war noch nie dort gewesen und hoffte, dass ihn niemand erkannte. Denn trotz Riccos Warnung war Seb noch nicht bereit, Maria und Gina zu verraten, wer er wirklich war.
Gina. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Noch nie hatte er sich schon bei der ersten Begegnung so heftig zu einer Frau hingezogen gefühlt. Da sie nur kurze Zeit auf Elba sein würde, wäre es absolut verrückt, dem heißen Verlangen nachzugeben, das ihn in ihrer Nähe erfüllte. Doch auch wenn es verrückt war – fernhalten konnte er sich von ihr trotzdem nicht.
Gina machte sich zurecht und stellte fest, dass sie sich wesentlich mehr Mühe mit ihrem Make-up gab, als sie es normalerweise tat. Es war lange her, dass sie sich begehrt gefühlt hatte – und genauso lange hatte sie nicht so intensiv über einen Mann nachgedacht. Doch nachdem sie Seb an diesem Nachmittag begegnet war und sich so ungewöhnlich stark zu ihm hingezogen gefühlt hatte, schien sie nun aus dem tiefen Winterschlaf zu erwachen, in dem sie nach dem unschönen Erlebnis mit Malcolm gefangen gewesen war. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und war dabei nie ins Wanken geraten – bis jetzt.
Wieder musste sie an die Bemerkung ihrer Großmutter denken. Nonna Maria machte sich Sorgen, weil Gina sich ihretwegen kaum um die eigenen Bedürfnisse kümmerte. Tatsächlich bereute Gina keine einzelne Sekunde, in der sie für ihre Großeltern gesorgt hatte. Aber neben der Arbeit und der Zeit mit der Großmutter blieb ihr praktisch kaum Raum für ein Privatleben. Gelegentlich traf sie sich mit einer Freundin, aber für Verabredungen mit Männern hatte sie einfach keine Zeit und war auch nicht daran interessiert. Denn um keinen Preis sollte noch einmal etwas zwischen sie und ihre Familie treten.
Erst an diesem Tag war ihr klar geworden, wie lange sie ihre Sehnsucht nach einer Beziehung verdrängt hatte.
Seb war der erotischste, faszinierendste Mann, dem Gina je begegnet war – und in Hinblick auf ihren Entschluss womöglich auch der gefährlichste. Allein durch die Nähe zu ihm erwachten lang vergessene Bedürfnisse in ihr, sodass sie sich immer wieder in Erinnerung rufen musste, dass es bei dieser Reise allein um ihre Großmutter ging. Auf keinen Fall durfte ihr Verlangen nach diesem Mann das Vorhaben gefährden. Andererseits konnte Seb ihnen womöglich dabei helfen, das Einverständnis des Eigentümers zu bekommen. Und deshalb waren sie nach
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