Julia Sommerliebe 0020
Elba gereist. Sie brauchten ihn also. Auch wenn Gina ihn womöglich noch auf eine ganz andere Weise brauchte.
Nach dem Duschen cremte sie sich ein, betonte die Augen mit Wimperntusche und legte etwas Lippenstift auf. Das Haar ließ Gina sich offen auf die Schultern fallen. Schließlich tupfte sie sich noch etwas nach Vanille duftendes Parfüm auf den Hals, bevor sie einen Schritt zurücktrat und sich im Spiegel betrachtete. Da sie nicht wusste, in was für ein Restaurant Seb mit ihnen gehen wollte, zog Gina das schönste Kleid an, das sie dabeihatte. Es war kurzärmelig und rund ausgeschnitten, was ihrem Dekolleté schmeichelte. Der tiefrote Stoff schmiegte sich um ihre Kurven und lief dann ab den Hüften zu einem schwingenden knielangen Rock aus. Flache Schuhe, eine schwarze Wollstola und ihre Handtasche vervollständigten das Outfit.
Gina verspürte eine nervöse Vorfreude, sodass sie beinah glaubte, ihr Herz müsse jeden Moment zerspringen – ein weiterer Hinweis darauf, wie schnell sie Gefühle für diesen Mann entwickelte.
„ Che bellezza! Du siehst wunderschön aus!“, sagte ihre Großmutter und klatschte entzückt in die Hände, als Gina aus dem kleinen Badezimmer kam. „Seb wird heute Abend sicher von vielen beneidet werden.“
Gina errötete. „Er lädt uns nur ein, weil er dir helfen möchte.“
„Ich glaube, dass er viel einfachere Gründe für seine Einladung hat. Und du findest ihn doch auch attraktiv. So wie er dich“, stellte Nonna Maria scharfsinnig fest.
„Aber wir sind doch nur ein paar Tage hier“, wandte Gina ein. „Und außerdem zählst bei dieser Reise nur du.“
„Unsinn, ragazza mia.“ Die alte Dame machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich weiß, wie viel du für mich und deinen Großvater aufgegeben hast, auch wenn du es immer wieder abstreitest. Wir wollten nie, dass du unseretwegen auf so viel verzichtest.“
„Das tue ich auch nicht“, widersprach Gina, doch zum ersten Mal war ihr klar, dass das nicht ganz stimmte.
Nonna Maria umfasste lächelnd die Hand ihrer Enkelin. „Du scheinst vergessen zu haben, was für eine bildhübsche Frau du bist. Heute sehe ich dich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder aufblühen, und das macht mich überglücklich.“
„Aber wir sind doch hergekommen, weil …“
„Das bedeutet nicht, dass du die Zeit hier nicht auch genießen kannst“,fiel ihre Großmutter ihr ins Wort und zwinkerte ihr zu. „Amüsiere dich, genieße das romantische Erlebnis. Wer weiß, wohin dieses Knistern zwischen dir und Seb führen könnte?“
„Nonna …“ Gina war völlig durcheinander. Durfte sie sich wirklich auf eine Urlaubsromanze einlassen? „Ich … ich weiß nicht …“
„Lebe dein Leben, ragazza mia. Hätte ich damals auf all die Zweifel gehört, hätte ich niemals dieses wunderschöne Leben mit deinem Großvater gehabt. Ich würde immer wollen, dass du auf dein Herz hörst“, sagte Nonna Maria fest und sah sie aus dunkelbraunen Augen ernst an.
Aber konnte Gina wirklich auf die Stimme ihres Herzens vertrauen, wenn sie sich schon nach so kurzer Zeit so sehr nach Seb sehnte? War es vielleicht nur Lust? Und wenn ja, war das von Bedeutung? Schließlich waren sie beide erwachsen.
„Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt und leben noch dazu in unterschiedlichen Ländern. Woher soll ich wissen, ob es richtig ist?“
„Das sagst du mir?“ Missbilligend schüttelte Nonna Maria den Kopf. „Als ich Matthew McNaught das erste Mal sah, wusste ich sofort, dass er der Richtige ist. Zeit ist nicht von Bedeutung, Gina. Wer seinen Seelenverwandten trifft, spürt das einfach. Such nicht nach Hindernissen, die gar nicht da sind. Und lass dich bitte auch nicht von der Sorge um mich zurückhalten. Wenn du glücklich bist, bin ich es doch auch, ragazza mia. Du solltest keine Angst davor haben, nach dem zu streben, was du dir wünschst.“
Tränen traten Gina in die Augen, als ihre Großmutter ihr riet, dem überwältigend starken Begehren nachzugeben, das sie schon bei der ersten Begegnung mit Seb überfallen hatte. So etwas war ihr noch nie passiert. Und genau deshalb konnte Gina ihre Vorsicht nicht ablegen.
„Ich habe eine ziemlich gute Menschenkenntnis“, riss Nonna Maria sie aus ihren Gedanken. „Und Seb gefällt mir. Wir sollten ihm den genauen Grund unserer Reise anvertrauen.“
„Meinst du wirklich?“, fragte Gina besorgt. „Die Eigentümer der Villa müssen doch erst zustimmen.“
„Vielleicht auch nicht. Seb sagte doch,
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