Julia Sommerliebe 0020
vom Hals gehalten? Zählt das alles denn gar nicht?“
Judd zog die Augenbrauen hoch. „Das ist schon lange her.“
„Ja, aber erinnerst du dich nicht, was du damals zu mir gesagt hast?“
Etwa drei Sekunden lang sah ihr Judd ganz ruhig in die Augen. Dann wandte er seinen Blick ab. „Das ist gemein.“
„Du hast gesagt, dass du alles für mich tun würdest. Dass ich dich nur zu fragen brauche, wenn ich Hilfe benötige. Egal, um was es geht.“
Judd löste seine Hand aus Abbys Umklammerung und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt genau, wie man andere weich kocht, oder?“
„Ich würde es eher Überzeugungsarbeit nennen.“
„Und ich bezeichne es als emotionale Erpressung.“
„Jetzt stell dich nicht so an. Es sind doch nur ein paar Stunden. Und die ganze Sache wird kurz und schmerzlos über die Bühne gehen. Sag mal, schmollst du?“
Judd hatte die Unterlippe vorgeschoben und die Stirn in Falten gelegt. Jetzt musste er grinsen.
„Du bist fürchterlich. Na gut, ich mache es. Du gibst ja doch nicht auf.“
Abby schrie vor Begeisterung laut auf und klatschte in die Hände. Die Gäste vom Nebentisch sahen irritiert zu ihnen herüber.
„Oh Judd, ich liebe dich!“ Fast wäre sie ihm um den Hals gefallen. Doch sie beherrschte sich. Nach dem Kuss von letzter Nacht war es besser, den körperlichen Kontakt so weit wie möglich einzuschränken. Das Äußerste, was sie sich erlaubte, war, Judd eine Hand auf die Schulter zu legen.
„Vielen, vielen Dank, Judd! Du bist ein echter Freund.“
„Ja, das bin ich. Ein treudoofer Freund, der sich für dich zum Affen macht. Und ein großer Idiot.“
„Nein! Du hast nur so ein großes Herz.“
Judds Gesichtszüge glätteten sich ein wenig, während ein schelmisches Lächeln um seine Lippen spielte. „Du weißt aber schon, dass dich mein Auftritt einiges kosten wird, oder?“
„Kein Problem“, erwiderte Abby sofort. Als sie jedoch Judds Blick sah, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Was genau er sich vorstellte, wusste sie nicht. Aber seinem Gesichtsausdruck nach war es etwas ziemlich Unverschämtes.
„Es macht Spaß, dich in meiner Schuld zu sehen. Du bist mir zu einer Gegenleistung verpflichtet, und du weißt nie, wann ich zu dir kommen und sie einfordern werde.“ Auf einmal klang seine Stimme merkwürdig rau und heiser.
Nervös spielte Abby mit der Zuckerdose. In gleichmäßigen Bewegungen rührte sie mit dem kleinen Löffel darin.
„Wie ich schon gesagt habe, damit komme ich klar. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne mit der Arbeit beginnen. Ich muss eine Braut und die passende Kulisse finden.“
„Kann ich dir irgendwie dabei helfen?“
Energisch schüttelte sie den Kopf. In Gedanken spielte sie schon den Tagesablauf durch.
„Danke, aber ich glaube nicht. Ich sage dir Bescheid, wenn der Smoking ankommt. Vielleicht könntest du Tom schon mal bitten, sich nach geeigneten Kulissen umzusehen. Das wäre eine große Hilfe.“
„Alles klar, wird gemacht.“
Judd erhob sich von seinem Stuhl. Dabei fiel sein Blick auf die bekritzelte Mappe vor ihr, und er betrachtete ihre Notizen. „Soll das heißen, die Braut muss Größe 38 haben?“
„Genau.“
„Warum suchst du dann noch nach einem Model?“
„Bitte?“
Abby packte die Mappen und den Kuli in ihre Tasche. Sie zog eine Flasche Mangosaft hervor und nahm einen Schluck daraus. Seit sie auf der Insel war, schien sie süchtig nach diesem Saft zu sein. Judds Frage hatte sie nur mit einem Ohr verstanden.
„Du hast doch in etwa diese Größe, oder?“ Er musterte ihre Figur fachmännisch.
Um ein Haar hätte sie sich an ihrem Saft verschluckt. Sie musste sich mehrmals räuspern, ehe sie sprechen konnte. „Was bitte habe ich?“
Das Glänzen in Judds Augen gefiel Abby ganz und gar nicht. Und dann dämmerte ihr langsam, worauf er hinauswollte.
Judd lachte und kniff ihr in den Unterarm. „Na komm schon, Abby, stell dich nicht so dumm. Das Kleid würde dir wahrscheinlich perfekt passen. Wozu willst du dir die Mühe machen und jemand anderes suchen? Und überhaupt, faule Ausreden sind jetzt nicht angebracht.“
Energisch schüttelte Abby den Kopf. „Ich kann doch nicht das Fotoshooting organisieren und gleichzeitig als Model posieren. Wie stellst du dir das vor?“
Judds Grinsen wurde noch breiter. „Ich bitte dich, du bist doch ein Profi. Was gibt es denn da schon groß zu organisieren? Tom macht die Fotos, und wir beide schauen verliebt in die Kamera. Ganz
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