Julia Sommerliebe 0020
Größe 102 hast?“
Judd warf Abby einen Blick zu, der ihr zeigen sollte, dass er sie nicht ganz ernst nahm. „Ich denke schon, dass ich meine Größe kenne.“
Abby biss sich auf die Unterlippe, um ein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. War die Lösung wirklich so einfach?
„Na los, Abby. Verrat mir, was in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht. Und warum du mich so anguckst, als wäre ich ein saftiges Stück Fleisch.“
„Mache ich das?“ Beschämt schlug Abby die Wimpern nieder und lächelte. Sie wusste, dass sie Judd damit um den Finger wickeln konnte. Das hatte bisher immer geklappt.
Judd lachte und schüttelte den Kopf. „Dein Pokerface ist immer noch dasselbe wie früher. Du kannst einfach nichts vor mir verbergen. Warum erzählst du mir nicht einfach, was los ist?“
„Na gut. Ich brauche heute ein Model, das einen edlen Smoking vorführen kann. Marc benötigt die Fotos heute Abend oder spätestens morgen früh.“
Judd schnitt eine ungläubige Grimasse. Dann versteckte er sein Gesicht hinter dem Aktenordner und stöhnte.
„Abby, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich bin kein Model! Auf keinen Fall.“
„Ich brauche auch gar kein professionelles Model. Ich suche jemanden, der natürlich wirkt. Und der Größe 102 hat. Bitte, Judd. Du bist doch dabei, oder?“
Abby bemühte sich um ihr verführerischstes Lächeln. Sie war ein wenig erleichtert. Immerhin hatte Judd nicht gleich Nein gesagt und war vor ihr geflüchtet. Das war ihr in der achten Klasse passiert, als sie ihn nicht in ihr Volleyballteam gewählt hatte.
Judds Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du verheimlichst mir doch noch etwas, oder?“, bohrte er.
„Nun ja, es geht um – Hochzeitsfotos. Also wird es auch noch eine Braut in einem wunderschönen Hochzeitskleid geben. Und du wirst sie wahrscheinlich verliebt anschauen müssen. Das traue ich dir aber durchaus zu.“
Judd starrte Abby ungläubig an. Dann begann er herzlich zu lachen. „Du bist echt verrückt!“
Abby versuchte eine selbstgefällige Pose einzunehmen, indem sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Das ist ja schön, dass dir meine missliche Lage so viel Freude bereitet. Ich hatte eigentlich auf deine Unterstützung gezählt.“
Judds Lachen ebbte ab. Er betrachtete Abby nachdenklich.
„Das ist echt eine blöde Situation.“
„Das kannst du laut sagen. Aber statt dich darüber lustig zu machen, könntest du mir mit kreativen Vorschlägen helfen.“
„Such dir einfach einen anderen Typen, der die Fotos mit dir macht. Ich werde ihn ablichten, und alles wird prima. Hört sich doch eigentlich ganz einfach an, oder?“
Abby schnippte mit den Fingern, als wäre sie völlig begeistert. „Brilliante Idee! Dass ich da noch nicht selbst drauf gekommen bin … Jetzt mal im Ernst, Judd. Denkst du, auf dieser Insel laufen nur gutaussehende Männer mit Größe 102 herum? Und was ist mit der Braut? Die muss ich auch noch finden. Dann müssen beiden die Kleidungsstücke perfekt passen. Und dann benötige ich auch noch eine tolle Kulisse. Und ich muss den ganzen Tag umorganisieren. Ganz zu schweigen davon, dass ich die Fotos dann auch noch sortieren muss, um Marc am Abend die besten zu schicken. Wie soll ich das alles in den paar Stunden schaffen?“
Ihre Worte trafen auf taube Ohren. Judd sah sie ungerührt an. Abby musste sich etwas anderes einfallen lassen, um ihn zu überzeugen.
Sie ließ ihren Charme sprühen, indem sie sich vorbeugte und ihn einfach nur anblickte. Am Abend zuvor hatte sie damit eine erstaunliche Wirkung erzielt. Und auch diesmal bemerkte sie zufrieden, wie Judd die Situation merklich unangenehm wurde.
„Ich habe Nein gesagt.“ Er hob abwehrend die Hände und schüttelte energisch den Kopf.
„Ach komm, Judd, gib dir einen Ruck. Niemand würde dich für verrückt halten – höchstens für mutig. Und es wäre einfach toll, wenn du einer alten Freundin diesen Gefallen tun würdest.“
„Vergiss es, alte Freundin.“
Abby streckte beide Arme über den Tisch, um Judds Hände ergreifen zu können. „Ach bitte, Mister Calloway! Denk doch wenigstens noch einmal darüber nach.“
Judd starrte sie an, als hätte sie ihm vorgeschlagen, zum Mond zu fliegen. „Ich habe darüber nachgedacht. Und meine Antwort lautet Nein.“
„Bin ich dir nicht in all den Jahren, die wir uns nun schon kennen, immer eine gute Freundin gewesen? Habe ich dich nicht immer unterstützt, dir bei deinen Hausaufgaben geholfen, dir lästige Verehrerinnen
Weitere Kostenlose Bücher