Julia Sommerliebe 0020
küsste sie so leidenschaftlich zum Abschied, dass Abby ihren Groll beinahe vergaß. Schon jetzt sehnte sie sich danach, dort weiterzumachen, wo sie soeben aufgehört hatten.
Trotz ihrer Enttäuschung konnte sie schon wieder lachen. Sie sah Judd nach, wie er ihr Zimmer verließ und dabei bereits wieder nach seinem Telefon griff.
Judd blickte hinaus aufs türkisblaue Meer. Dann betrachtete er den weiten weißen Sandstrand und die tropischen Palmen. Er seufzte. Der Fotograf in ihm konnte einfach nicht abschalten. Unentwegt stellte er sich neue Motive vor.
Jetzt allerdings beschäftigte ihn noch etwas anderes. Er musste dringend Marc Pyman von Finesse zurückrufen und in Erfahrung bringen, weshalb dieser ihn angerufen hatte.
Herausfinden, ob es der Anruf gewesen war, auf den er schon lange wartete …
Für einen kurzen Augenblick schloss Judd die Augen. Nur das Rauschen des Meeres drang an sein Ohr. Dann tauchten Bilder von Abby vor seinem geistigen Auge auf. In ihrem Gesicht hatte er Enttäuschung lesen können, als er ihr gesagt hatte, dass er etwas Berufliches klären musste.
Wenn der Anruf nicht so wichtig gewesen wäre und es nicht seine – und ihre – Zukunft betroffen hätte, hätte er Abby nie allein zurückgelassen.
Judd holte tief Luft, bevor er die Nummer wählte. Bedächtig schritt er den Strand entlang, seine Füße gruben sich dabei tief in den warmen weichen Sand.
„Pyman.“
„Hallo, Marc. Hier spricht Judd. Judd Calloway.“
Am anderen Ende der Leitung vernahm er ein Gemurmel, das aber gleich wieder abebbte. Marc hatte sich von seiner Sekretärin verabschiedet. „Hallo, Judd. Danke, dass Sie mich so schnell zurückrufen. Eigentlich wollte ich warten, bis Sie wieder in Sydney sind und mich dann ausführlicher mit Ihnen unterhalten. Doch nachdem ich Ihre Fotos gesehen habe, musste ich gleich Gewissheit haben.“
„Wovon bitte sprechen Sie?“
Judd gab sich betont gelassen und ließ sich seine Nervosität nicht anmerken.
„Paula hat Sie mir als einen der besten Fotografen angepriesen, mit denen sie jemals zusammengearbeitet hat. Und ich muss zugeben, dass das nicht übertrieben war. Ich bin begeistert von Ihren bisherigen Arbeiten. Und ich möchte Ihnen die Stelle des Chef-Fotografen bei Finesse anbieten. Was sagen Sie dazu?“
Judd traute seinen Ohren nicht. „Ich bin interessiert!“, antwortete er hastig. Er ballte eine Hand zur Faust und hob sie als Siegeszeichen vor die Brust. „Ich meine … Ich nehme den Job an, auf jeden Fall!“
„Super. Alles Weitere besprechen wir dann in Sydney. Rufen Sie doch bitte meine Sekretärin an, sobald Sie zurück sind, und vereinbaren Sie einen Termin. Ich freue mich, dass Sie an Bord sind.“
Judd musste ein breites Grinsen unterdrücken. „Vielen Dank für das Angebot, Marc. Ich werde mich gleich nächste Woche bei Ihnen melden.“
Er hielt sein Telefon noch ans Ohr gepresst, nachdem Marc schon längst aufgelegt hatte.
Konnte das denn wirklich sein? All seine Wünsche schienen mit einem Mal in Erfüllung zu gehen.
Die Rückkehr nach Sydney hatte Judd schon längst geplant. Das Angebot von Marc allerdings kam wie gerufen. Gerade jetzt, wo die Beziehung zu Abby ein neues Stadium erreicht hatte.
Je mehr Zeit Judd mit Abby verbrachte, desto stärker wurde ihm bewusst, wie gut sie beide zueinander passten. Eine wundervolle Freundschaft verband sie, eine leidenschaftliche Liebe war dazugekommen. Ob sie wohl auch in der Lage waren, eine richtige Partnerschaft miteinander aufzubauen?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Er musste länger als eine Woche oder einen Monat an einem Ort bleiben und mehr Zeit mit Abby verbringen. Nachdem er beschlossen hatte, nach Sydney zurückzukehren, hatte er sich darauf gefreut, wieder direkten Kontakt zu ihr zu haben. Dass aus ihrer Freundschaft jemals mehr werden könnte, hätte er sich allerdings nie träumen lassen.
Doch was würde Abby zu all dem sagen? Würde sie sich auf eine richtige Beziehung mit ihm einlassen? Judd musste es herausfinden.
Auf dem Weg zurück zum Hotel pfiff er leise vor sich hin.
Er würde dafür sorgen, dass die heutige Nacht zur schönsten in Abbys Leben wurde. Dass sie diese Nacht niemals würde vergessen können.
10. KAPITEL
„Wo gehen wir denn hin?“
„Gedulde dich, Tara.“
Abby öffnete leicht ihre Lippen, um noch eine Schicht roséfarbenen Lipgloss aufzutragen. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete sich im Spiegel. Inständig hoffte sie,
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