Julia Sommerliebe 0023
verletzt, so etwas wollte sie nie wieder erleben. Auf gar keinen Fall wollte sie sich wieder von einem Mann benutzen lassen, der mehr Einfluss und Geld hatte, als ihm guttat.
Selbst dann nicht, wenn er so umwerfend aussah wie dieser muskulöse Italiener!
Zitternd drehte Zoe den Wasserhahn zu und stieg aus der Dusche. Sie wickelte sich ein großes Handtuch um den Körper und schlang sich ein weiteres ums Haar. Dann verließ sie das Badezimmer und hielt dabei instinktiv nach Leandro Ausschau. Aber er war schon längst wieder verschwunden.
Schade, dachte Zoe, schalt sich innerlich aber sofort dafür.
Leandro fuhr sich nervös durchs Haar, sein Puls ging schnell und unregelmäßig. Er hatte nur die Umrisse von Zoes schlankem, wunderschön geformtem Körper wahrgenommen, und schon war ihm vor Verlangen heiß geworden.
Von seinem Schlafzimmer aus hörte er, wie sich die Badezimmertür öffnete und wieder schloss. Und irgendwie ärgerte er sich darüber, dass er sich hier vor ihr versteckte, um bloß nicht in Versuchung geführt zu werden.
Aber es musste sein. Er war sich nämlich sicher, dass er ihr nicht würde widerstehen können. In diesem einen kurzen Moment, in dem er ihre schlanke Silhouette hinter der beschlagenen Glastür ausgemacht hatte, hatte er sie unendlich begehrt.
Das hatte er in dieser Intensität noch niemals erlebt. Und schon gar nicht beim puren Anblick einer Frau – durch eine beschlagene Glasscheibe! Es war ja fast peinlich, wie wenig er sich unter Kontrolle hatte.
Am liebsten hätte er die Tür aufgestoßen und sich zu ihr unter den Wasserstrahl gestellt, um ihren nackten Körper an sich zu ziehen und sie zu berühren … ihre glatte Haut, ihre süßen, zarten Lippen. Er sehnte sich so sehr danach, sie zu spüren, eins mit ihr zu werden …
In der Küche versuchte Zoe, nicht weiter über Leandros plötzliches Auftauchen im Badezimmer nachzudenken. Leider war das nicht so einfach.
Verärgert klapperte sie mit den Töpfen und schlug lautstark die Schranktüren zu, während sie die Zutaten für ein einfaches Nudelgericht zusammensuchte.
Irgendwie muss ich diesen Mann aus meinem Kopf kriegen, beschloss sie. Aber wie? Vielleicht sollte sie einfach der Versuchung nachgeben? Einen Augenblick lang stellte sie sich vor, wie es wäre, mit ihm zu schlafen. Wie er sie küssen würde, wie sich sein nackter durchtrainierter Körper anfühlte …
Ja, dachte sie, als sie sich daran erinnerte, wie sie mit den Fingerspitzen seinen Mund berührt hatte. So hart und stark er auch wirkte, seine Lippen waren ganz weich gewesen.
Sie atmete hörbar aus und verdrängte den Gedanken sofort wieder. Ich muss jetzt vernünftig sein, sagte sie sich, und das schaffe ich auch!
Schließlich hatte sie ihre Lektion gelernt oder glaubte das zumindest, dafür hatte Steve schon gesorgt. Steve war der erste Mann gewesen, den sie so dicht an sich herangelassen hatte, und das Ganze war in einer Katastrophe geendet. Geliebt hatte sie ihn zwar vielleicht nicht – sie war nicht so dumm gewesen, sich so weit auf ihn einzulassen –, aber immerhin war er ihr sehr nahe gekommen.
Und am Ende hatte sie gelernt, wie wichtig es war, sich niemals zu sehr an jemanden zu binden. Und schon gar nicht an Leandro, der Mädchen wie sie rücksichtslos und herablassend behandelte.
Sie konzentrierte sich wieder auf die Soße, die sie zubereiten wollte, und schnitt dafür die prallen, reifen Tomaten vom Markt in kleine Stücke. Dann zupfte sie frische Basilikumblätter von den Stängeln. Während die Soße auf dem Herd köchelte, ging sie in den Garten, pflückte einige Oleanderzweige, nahm sie mit und hielt sich die rosafarbenen Blüten unter die Nase.
Einen Moment lang war sie überwältigt von den vielen Sinneseindrücken, von den Düften nach Blumen und hausgemachtem Essen. Auf einmal fühlte sich die große Küche viel heimeliger an.
Ich bin eine dumme kleine Romantikerin, sagte Zoe sich, aber es half ja alles nichts. Ganz allmählich wuchs ihr die verfallene, alte Villa ans Herz, und sie konnte nichts dagegen tun.
„Hm, das riecht aber gut.“ Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Fast hätte sie den Oleander fallen lassen. Im Türrahmen stand Leandro, sie hatte ihn gar nicht kommen hören.
„Vielen Dank“, erwiderte sie und füllte ein altes Einweckglas mit Wasser, um die Zweige hineinzustellen.
„Die Küche sieht auch schon viel besser aus“, fügte Leandro hinzu.
In einer Schublade fand Zoe eine rostige, schwarze Schere,
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