Julia Sommerliebe 0023
abzuwenden, wohin er wie aus eigenem Antrieb gewandert war.
Auf dem Weg aus dem Penthouse erkundigte sie sich: „Und was ist das für ein Restaurant? Welche Küche bietet es?“
Antonio griff an ihr vorbei, um den Rufknopf für den Fahrstuhl zu drücken, und ihr stockte der Atem. Der Beinahekontakt reizte jede Sinneszelle in ihrem Körper.
Fast glaubte sie, Antonio hätte sie tatsächlich angefasst. Ihre Brüste schienen sich ihm vor Verlangen nach dem Druck seiner Hände, der Berührung seiner Lippen entgegenzurecken und dem aufreizenden Saugen seines Mundes und dem verführerischen Spiel seiner Zunge entgegenzufiebern.
War sie so ausgehungert nach sexuellen Vergnügungen, dass sie sich plötzlich die Intimitäten eines Mannes ersehnte, den sie hasste? Bestimmt spielte ihr Verstand ihr einen Streich.
Dieser Mann bezichtigte sie der Erpressung, und doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Herz einen Schlag lang aussetzte, wann immer sein Blick ihrem begegnete.
Der Fahrstuhl erschien. Mit einem leisen Surren glitt die Tür auf. Claire trat ein und rückte ganz nach hinten, der Versuchung aus dem Weg.
„Komm her“, verlangte Antonio.
Schmetterlinge flatterten plötzlich in ihrem Bauch; sie hielt ihre Handtasche wie einen Schild vor sich. „Warum? Außer uns ist doch niemand hier.“
„Stimmt. Aber sobald wir das Erdgeschoss erreichen, werden wir auf Leute stoßen. Also fangen wir lieber gleich da an, wo wir weitermachen wollen.“
Sie runzelte die Stirn; ihr kam ein Verdacht. „Woher weißt du, dass jemand da sein wird?“
Gleichmütig hielt er ihrem Blick stand. „Ich war so frei, eine Presseerklärung abzugeben.“
Zorn stieg in ihr auf; um ihn zu bändigen, musste sie ihren ganzen Körper versteifen. „So sicher warst du dir, dass ich dieser Farce zustimme?“
„Ich war sicher, dass es dir nicht gefällt, wenn dein Bruder sich vor den Behörden verantworten muss. Und außerdem war ich überzeugt, dass du es des Geldes wegen tust.“
Die Verzweiflung, die Claire in diesem Moment überfiel, zwang sie beinahe in die Knie. Es tat so weh, zu hören, wie schlecht er von ihr dachte, dass er sie nach wie vor für eine habgierige Opportunistin hielt, während sie sich die ganze Zeit über nichts anderes von ihm wünschte als seine Liebe.
Wie konnte er sich so sehr in ihr irren? Wusste er nicht, wie sehr sie ihn bewundert hatte? Sein luxuriöser Lebensstil hatte sie zu Anfang zwar in ungläubiges Staunen versetzt, doch sie war davon ausgegangen, dass sie ihm im Laufe der Zeit beweisen konnte, wie wenig ihr sein Ruhm und Reichtum eigentlich bedeuteten. War sein Herz so hart und undurchdringlich, dass er wahre Liebe nicht erkannte, wenn sie ihm begegnete?
„Komm her, Claire“, verlangte er erneut und streckte einen Arm nach ihr aus.
Sie atmete tief durch, stieß sich von der Rückwand ab und versuchte zu verbergen, welche Wirkung seine Finger, die sich um ihre schlossen, auf sie ausübten.
Seine Hände – so geschickt und lebensrettend – waren stark und warm. Sie zählten zu den Dingen, die ihr zu allererst an ihm aufgefallen waren, als er vor all den Jahren in Riccardos Salon gekommen war. Es waren kräftige und geschickte Hände – gebräunt und leicht behaart, breit und doch langfingrig, mit kurz geschnittenen und penibel sauberen Nägeln von den unzähligen Waschungen, die sein Beruf erforderte.
Sie musterte seine Finger, mit ihren verschlungen, und unterdrückte einen Schauder. Diese Hände hatten jeden Zentimeter ihres Körpers erforscht, sie ganz intim kennengelernt, ihr alles beigebracht, was es über Erotik zu wissen gab.
Sie spürte seine Wärme durch ihre Haut dringen, Schicht für Schicht das Eis zwischen ihnen schmelzen und ihr die Entschlossenheit rauben, distanziert und ungerührt zu bleiben.
4. KAPITEL
Die Fahrstuhltür öffnete sich, und ein Blitzlichtgewitter blendete Claire, als sie Hand in Hand mit Antonio ausstieg. Sie zuckte zusammen und hob abwehrend einen Arm vor das Gesicht, um sich die Augen vor den grellen Strahlen zu beschatten.
Doch eine Journalistin ließ sich nicht von der defensiven Geste abschrecken und hielt Claire ein Mikrofon unter die Nase. „Mrs Marcolini, nur eine Frage“, begann sie. Mühsam hielt sie mit Antonio Schritt, der forsch zum Ausgang eilte und Claire mit sich zog. „Stimmt es, dass Sie nach fünf Jahren Entfremdung zu Ihrem Ehemann zurückkehren?“
Sanft, aber doch entschieden schob er das Mikrofon zurück. „Würden Sie meiner
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