Julia Sommerliebe 0023
auf Englisch. Sein melodischer Tonfall verriet seine schottische Herkunft. Vermutlich war er im Rahmen eines internationalen Ärzteaustauschs nach Italien gekommen.
„Offensichtlich macht ihr die hormonelle Umstellung zu schaffen. Bei manchen Frauen treten die Symptome schon sehr früh auf. Natürlich verstärkt die Kopfverletzung noch die morgendliche Übelkeit, aber bei entsprechender Schonung müsste sie sich in einigen Tagen besser fühlen.“
Er sah Antonio an. „Ich habe ihre Unterlagen flüchtig durchgesehen. Nach dem Ergebnis ihrer letzten Schwangerschaft sollte sie jetzt unter strenger Beobachtung stehen. Aber ich bin überzeugt, dass sie diesmal ein gesundes Baby zur Welt bringt. Wir haben auf dem Gebiet der Gesundheit von Mutter und Kind in den vergangenen fünf Jahren große Fortschritte gemacht.“
Claire ging das Herz auf vor Freude über die vielversprechenden Ausführungen. Anscheinend standen die Chancen recht gut, dass sie in einigen Monaten ein Baby in den Armen halten konnte, das lebte und atmete.
Bisher hatte sie nicht gewagt, so weit vorauszudenken, sondern sich mit dem bloßen Verdacht begnügt, dass sie ein Baby erwartete. Zu erfahren, dass Grund zu der Hoffnung bestand, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, grenzte für sie an ein Wunder.
„Grazie“, murmelte Antonio mit belegter Stimme. „Ich meine, danke schön.“
„Keine Ursache. Es tut mir leid zu hören, dass es Ihrer Mutter nicht gut geht“, sagte der Arzt. „Vielleicht ist die Nachricht von einem Enkelkind genau das Mittel, das sie jetzt braucht.“
„Da könnten Sie recht haben. Nochmals danke. Sie waren sehr freundlich und aufmerksam. Das weiß ich zu schätzen.“
Claire wartete, bis die Schritte des Arztes in der Ferne verhallten, bevor sie die Augen aufschlug und sah, dass Antonio sie mit einem rührend liebevollen Ausdruck in den Augen musterte.
„Cara.“ Seine Stimme klang liebevoll und erleichtert. „Die gute Neuigkeit ist, dass du keinen Schädelbruch hast.“
„Und … die schlechte Nachricht?“
Er lächelte. „Ich betrachte es keineswegs als schlechte Nachricht. Bei deiner Einlieferung wurde routinemäßig eine Reihe Bluttests vorgenommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass du schwanger bist.“
Tränen schossen ihr in die Augen und strömten bald über ihr Gesicht.
Hastig beugte er sich vor und zupfte ein Papiertuch aus der Schachtel auf dem Nachttisch. Sanft betupfte er ihre Wangen. „Und dabei dachte ich, du würdest die Pille nehmen“, bemerkte er mit gespieltem Vorwurf.
„Das hatte ich auch vor“, versicherte Claire. „Aber als ich einen Termin beim Arzt machen wollte, habe ich festgestellt, dass ich schon ein paar Tage über den Termin war. Da habe ich beschlossen, erst mal abzuwarten.“
Er runzelte die Stirn. „Aber du hattest doch hoffentlich vor, es mir zu sagen, oder nicht?“
„Natürlich!“, rief sie nachdrücklich. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich …“
Schuldbewusst verzog er das Gesicht. „Ich hätte es nicht anders verdient. Schließlich war ich dir nicht gerade ein mustergültiger Ehemann, oder?“
Claire senkte den Blick und zupfte verlegen an der Bettdecke. „Ich war auch nicht gerade eine mustergültige Ehefrau.“
Er nahm ihre Hand und zog sie an die Lippen. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf das Baby freue. Eine schönere Neuigkeit hätte ich mir nicht erhoffen können.“
Sie zögerte einen Moment, bevor sie rundheraus fragte: „Es geht dir nicht nur darum, dein Erbe zu behalten?“
„Es ging mir nie um mein Erbe.“ Seine Augen wirkten warm und sanft. „Ich liebe dich. Mia amata unica – meine einzige Geliebte. Wie konnte ich nur so dumm sein, dass ich es die ganze Zeit nicht erkannt habe. Ich war zu stolz, um zuzugeben, dass mich die Frau verlassen hat, die ich liebe. Ich hätte um dich kämpfen müssen, Claire. Das ist mir jetzt klar. Himmel und Erde hätte ich in Bewegung setzen müssen, um dich zu mir zurückzuholen.“
Seine Erklärung ging ihr zutiefst zu Herzen. Aufschluchzend warf sie sich ihm in die Arme. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie an seiner breiten Brust. „Ich war so dumm! Ich kann es nicht fassen, dass ich dich verlassen habe. Das war sehr unreif von mir.“
„Still, cara. “ Antonio streichelte besänftigend ihren Rücken. „Du hast zu dem Zeitpunkt immer noch furchtbar gelitten. Isabella zu verlieren, war …“
Seine Stimme geriet ins Stocken, doch dann fuhr er fort: „Für mich war
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