Julia Sommerliebe 0023
störte es ihn nicht. Nicht im Geringsten. Im Gegenteil, es fühlte sich absolut normal an.
Richtig. Selbstverständlich. Natürlich.
Als würde er die wunderbare Abigail schon lange kennen. Andererseits war auch alles aufregend neu!
Und gerade das irritierte ihn. Abigail ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und weckte Gefühle in ihm, an die er sich erst wieder gewöhnen musste.
Aber wollte er das? Es gab Menschen in seinem Leben, die sich vermutlich nicht darüber freuen würden, wenn er sich mit einer neuen Frau einließ.
Er wünschte sich, er hätte die ganze Nacht in ihrem Bett verbringen, am Morgen mit ihr in den Armen aufwachen und vielleicht sogar Pläne schmieden können, in denen sie eine wichtige Rolle spielte.
Doch bevor er das durfte, musste er ein kleines Problem lösen.
Bleib einfach ruhig. Mach dir keine Hoffnungen. Sei geduldig und warte ab, wohin die Dinge führen. Was passiert, das passiert. Und wenn nicht, ist es vielleicht auch besser so.
Das war Rachels weiser Rat gewesen, als Abigail wach genug war, um einen klaren Gedanken zu fassen und ganz altmodisch von Frau zu Frau mit ihr über die verwirrenden Ereignisse der letzten Stunden zu reden.
Rachel freute sich riesig, als sie erfuhr, dass Abigail eine heiße Liebesnacht mit dem attraktiven Sergeant verbracht hatte. Dass er lange vor dem Frühstück gegangen war, beunruhigte sie nicht halb so sehr wie Abigail.
„Vielleicht hat er einen frühen Termin“, meinte sie. „Oder Mommy und Daddy machen sich Sorgen, wenn er nicht bis zum Zapfenstreich zurück ist.“ Sie lachte. „Vielleicht ist er aber auch genauso von den Socken wie du und braucht etwas Zeit zum Nachdenken.“
Letztere Möglichkeit fand Abigail am beruhigendsten. Rachel hatte nämlich recht. Wenn sie selbst so … verwirrt … aufgeregt … nervös … überwältigt von den Ereignissen des gestrigen Tages war, dann wäre es doch nicht verwunderlich, wenn Michael es auch war.
Und hieß es nicht, dass Männer viel ängstlicher waren als Frauen, sobald aus einem One-Night-Stand mehr zu werden drohte?
Außerdem erinnerte ihre Freundin sie daran, dass er vorgeschlagen hatte, sich schon bald mit ihr am Strand zu treffen. Das konnte doch nur etwas Gutes bedeuten! Denn wäre sie für ihn ein einmaliges Abenteuer, hätte er sich bestimmt kein zweites Mal mit ihr verabredet.
Als Abigail schließlich auflegte, ging es ihr schon viel besser. Sie freute sich darauf, ihren Bikini anzuziehen und an den Strand zu gehen. Zu „unserer“ Stelle dachte sie und riskierte sogar ein zuversichtliches Lächeln.
Selbst Rachels Geständnis, dass sie noch in Arbeit erstickte und so schnell nicht nach Florida fliegen konnte, trübte Abigails neue Hochstimmung nicht.
Die Vorfreude ließ sie kaum schlafen, und als der Morgen graute, stand sie auf, zog rasch den Bikini und den Sarong an, kümmerte sich kurz um Haar und Make-up, schlüpfte in ihre Sandalen und fuhr nach unten.
Sie hatte sich gegen einen der riesigen Schirme entschieden und stattdessen ausreichend Sonnenschutzlotion eingepackt, zusammen mit heute nur einem Handtuch, einem Buch und einer großen Flasche Mineralwasser.
Abigail wollte schon am Strand sein, wenn Michael auftauchte, aber auf keinen Fall so wirken, als hätte sie sehnsüchtig auf ihn gewartet. Sie würde also ganz entspannt lesen – zumindest sollte es so aussehen, als könnte sie sich auf ihre Lektüre konzentrieren – und hoffentlich ganz gelassen reagieren, wenn er endlich kam.
Die Sonne brannte vom strahlend blauen Himmel, als Abigail den Sand unter seinen Sportschuhen knirschen hörte. Sie blickte vom aufgeschlagenen Buch hoch, schob ohne Hast ein Lesezeichen zwischen die Seiten, klappte es zu und schaute ihm durch die dunklen Gläser entgegen.
Ihr Plan ging auf: Sie wirkte total cool.
„Morgen“, begrüßte er sie und lächelte, noch immer heftig atmend.
Sie lächelte zurück und ließ den Blick bewundernd über die verschwitzten Shorts und das T-Shirt wandern, in denen er gerade seine zehn Meilen absolviert hatte. Er sah genauso aus wie bei ihrer ersten Begegnung. „Hi.“
Unaufgefordert setzte er sich auf eine Ecke des Strandlakens, griff nach ihrer Wasserflasche und trank einen kräftigen Schluck.
Dann wischte er sich mit einem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Ich hatte schon Angst, du kommst nicht.“
Sie hatte Mühe, nicht zu lachen. Wenn er wüsste …
Während der nächsten Minuten plauderten sie
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