JULIA SOMMERLIEBE Band 20
kümmern wir uns um dein Vorhaben.“ Es schien nur natürlich, dass auch er und sie nun die vertrauliche Anrede verwendeten.
„Danke“, flüsterte Nonna Maria, und ihr sehnsüchtiger Gesichtsausdruck rührte Gina zu Tränen. „Ihr beide tut so viel für mich.“
„Das ist wirklich kein Aufwand. Und wenn wir in der Villa alles für deine Ankunft morgen Nachmittag vorbereitet haben, zeige ich Gina die Plätze, die sie auf der Insel kennenlernen möchte. Wie klingt das, Maria?“
„Einfach perfekt!“ Die alte Dame klatschte entzückt in die Hände.
Bald verabschiedeten sie sich, damit Nonna Maria sich ausruhen konnte. In Ginas Kopf schien sich alles zu drehen. Sie war nervös und voller Vorfreude darauf, mit Seb zusammen in der Villa zu wohnen. Würde sie der Versuchung widerstehen können? Und sollte sie das überhaupt versuchen?
Seb umfasste ihre Hand, und ihr Herz schlug mit einem Mal schneller. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus und standen kurz darauf im Sonnenschein neben dem Auto. Gina stockte der Atem, als sie in Sebs karamellfarbene Augen sah.
„Gina, ich möchte, dass dir etwas klar ist“, sagte er und umfasste ihr Gesicht. „An die Einladung, einige Tage in der Villa zu verbringen, sind keine Bedingungen oder Erwartungen geknüpft. Was auch immer zwischen uns geschieht, ich werde dir und Maria helfen.“
Er schwieg einen Moment und ließ den Blick zu ihrem Mund gleiten. „Ja, ich will dich“, fuhr er dann rau fort. „Mehr, als ich je eine Frau begehrt habe. Aber nur, wenn du es auch willst. Du musst entscheiden, ob und wann du bereit bist.“
Seine Offenheit und sein Verständnis beeindruckten Gina sehr. Jetzt respektierte sie ihn noch mehr, er wurde ihr noch wichtiger. Die Luft zwischen ihnen schien plötzlich zu knistern. Gina fühlte sich stark und geerdet, gleichzeitig aber schwindelig vor Aufregung, lebendig und voller Sehnsucht. Noch nie hatte sie sich so gefühlt. Und dass sie sich so veränderte und selbstsicherer wurde, verdankte sie Seb.
Sie begehrte ihn so sehr. Und was auch immer die Zukunft brachte, eins wusste Gina: Wenn sie diese Chance mit Seb nicht ergriff, würde sie das ihr Leben lang bereuen. Denn vielleicht würde sie nie wieder etwas so Überwältigendes erleben. Auch wenn sie nur wenig Zeit zusammen hatten, fühlte sie sich auf eine Art zu ihm hingezogen, die alles andere als oberflächlich war.
Seufzend streckte sie die Arme nach Seb aus und küsste ihn. Die Leidenschaft zwischen ihnen war überwältigend, aber da war auch noch etwas anderes, etwas Tieferes, das sie auf eine ganz neue Ebene führte. Sanft löste Gina sich von ihm und flüsterte: „Danke.“
Seb, der zu verstehen schien, was sie ihm sagen wollte, nickte nur. „Lass uns jetzt alles Anstehende erledigen. Dann werden wir den Tag zusammen genießen und sehen, wohin alles führt.“
5. KAPITEL
„Ich kann wirklich nichts mehr essen“, sagte Gina, als Seb ihr noch etwas Obst anbot. Dann ließ sie sich mit einem Seufzer aufs Gras sinken. „Das war das beste Picknick meines Lebens!“
Leise lachend räumte Seb die Reste in den Korb. Während Gina sich im Internetcafé um die Änderung ihrer Rückreisepläne gekümmert hatte, war er in Portoferraio für das Picknick einkaufen gegangen. Danach hatten sie sich einige Sehenswürdigkeiten von Elbas Hauptstadt angesehen, bevor sie an diesen wunderschönen ruhigen Ort gefahren waren.
Seb, der die Nähe zu Gina sehr genoss, legte sich lächelnd neben sie und nahm ihre Hand. „Was machst du normalerweise, um dich zu entspannen?“
„Lesen. Ich wandere auch gerne und schwimme oder fahre Rad. Außerdem gehen meine Freunde und ich manchmal zum Bowling oder ins Kino. Manchmal bleiben wir auch zu Hause, essen Pizza, trinken Wein und unterhalten uns.“
„Also wirklich keine Verabredungen mit Männern?“ Seb drehte sich auf die Seite, um Ginas Gesicht betrachten zu können. Sie hielt die Augen geschlossen, sodass er nun ihre langen Wimpern bewundern konnte. Das durch die Bäume fallende Sonnenlicht spielte über ihre Wangen. „Was ist mit dem Mann passiert, mit dem du vor vier Jahren zusammen warst?“
Gina öffnete die Augen und sah ihn an.
„Malcolm hat in der Krankenhausleitung gearbeitet. Er war sehr charmant und sehr hartnäckig. Natürlich habe ich mich geschmeichelt gefühlt. Wir waren fast ein Jahr zusammen, und ich dachte, das zwischen uns würde sich vielleicht zu mehr entwickeln.“
Seb verspürte eine merkwürdige Anspannung.
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