JULIA SOMMERLIEBE Band 21
… Kaffee koche?“ Sie atmete tief durch. „Nun, Signore, ich weiß nicht, woran Ihr letzter Sklave gestorben ist, aber Ihren Kaffee können Sie sich schön selbst kochen.“
Lorenzo sank in die Kissen zurück und blickte sie an. „Schade. Das ist nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte, carissima. “ Belustigung schwang in seiner Stimme mit. Er sah auf den Wecker. „Es ist tatsächlich noch sehr früh. Vielleicht sollten wir den Kaffee verschieben und erst eine andere Lektion lernen. Ist dir das lieber?“ Sein Blick war spöttisch. „Oder findest du es doch attraktiver, in die Küche zu gehen?“
„Mistkerl!“ Damit sprang sie aus dem Bett, griff nach ihren Kleidern und ging hinaus. Sein Lachen begleitete sie.
In der Küche lehnte sie sich gegen die geschlossene Tür und atmete tief durch.
Bisher hatte er sie mit seinen sexuellen Anzüglichkeiten immer in Ruhe gelassen. Bis auf ein einziges Mal. Wieder erinnerte sie sich an das Dinner anlässlich ihres Geburtstages. An den fragenden Ausdruck in seinen Augen, als er ihre Hand genommen und geküsst hatte. Sie war zu ängstlich gewesen, um seine Fragen zu beantworten. Auch damals war sie davongelaufen.
„Es gehört nicht immer Liebe dazu, um Sex zu genießen“, hatte er erklärt, und sie wusste, dass er tatsächlich dieser Meinung war.
Doch sie wollte keinen Sex ohne Liebe. Sie konnte sich nur einem Mann hingeben, dem sie bedingungslos vertraute.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte sein Charme bei einer Frau – bei seiner Frau – versagt. Sie hatte seinen Stolz tief verletzt, das wusste sie. Es ging längst um mehr als einen Erben für die Santangelis: Lorenzo musste seine Selbstachtung wiedererlangen. Er brauchte das Gefühl, dass auch Marisa ihm wie all die anderen zu Füßen lag.
Gedankenverloren füllte sie den Kessel mit Wasser und stellte ihn auf die Herdplatte. Voller Genugtuung entdeckte sie, dass kein frischer Kaffee mehr in der Dose war. Der Signore würde mit Instantkaffee vorliebnehmen müssen.
Sie blickte sich in der kleinen, gemütlichen Küche um und ertappte sich bei der Frage, was aus ihrer Wohnung werden würde, wenn sie nach Italien zurückkehrte. Das Apartment als Rückzugsmöglichkeit zu behalten kam vermutlich kaum infrage.
Allerdings könnte ich meine Rückkehr zu ihm an einige Bedingungen knüpfen, überlegte sie. Denn was kam, wenn sie ihm einen Sohn geschenkt hatte? Was kam danach?
Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie niemals eine ganz gewöhnliche Mutter sein würde. Sobald das Kind auf der Welt war, würden sich Angestellte der Santangelis um das Kleine kümmern. Nie würde sie das Baby stillen, es trösten, wenn es weinte, sein erstes Lächeln sehen, die ersten Schritte auf den pummeligen Beinchen. Mit der Geburt wäre ihre Pflicht getan, und um alles andere würden sich fremde Menschen kümmern.
Sobald das Kind auf der Welt wäre, könnte sie sich – um mit Julias Worten zu sprechen – ein schönes Leben machen. Und sie würde etwas brauchen, um die Zeit zu füllen und die schmerzhafte Leere in sich zu bekämpfen.
Und mit einem Mal wusste sie, was sie als Gegenleistung für ihre Folgsamkeit fordern würde …
Der pfeifende Kessel riss sie aus ihren Grübeleien. Sie füllte den Becher mit kochendem Wasser und ging hinüber ins Schlafzimmer.
Lorenzo war mittlerweile aufgestanden. Er stand vor dem Spiegel im Bad und rasierte sich, hatte ein Handtuch um die Hüften geschlungen, und sein Haar war noch feucht vom Duschen.
„Du hast es anscheinend eilig“, bemerkte sie und stellte die Tasse auf die Ablage.
„Im Gegensatz zu dir, mia cara. Ich habe mich schon gefragt, ob du die Kaffeebohnen noch pflücken musst.“ Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. „An den Kaffeebohnen lag es also nicht.“
„Es tut mir leid, wenn mein Kaffee deinem verwöhnten Gaumen nicht genügt.“
Er legte den Rasierer zur Seite und wischte sich den restlichen Rasierschaum vom Kinn. Und ehe sie reagieren konnte, hatte er den Arm ausgestreckt und sie zu sich herangezogen. Sie versuchte, sich zu wehren, doch er hielt sie fest und küsste sie. Seine Lippen waren warm und sanft.
Der Duft seiner Haut umfing sie, und sie fühlte sich, als würde sie ihn atmen, als würde sie ihn mit jeder Pore aufnehmen, während er sie in seinen starken Armen hielt.
Und mit pochendem Herzen wartete sie darauf, dass er seinen Kuss vertiefte.
Doch ganz plötzlich ließ er sie wieder los.
Mit weichen Knien wich sie zurück. Als sie
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